Der Gott des Krieges. Uwe Siebert

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Der Gott des Krieges - Uwe Siebert

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stand ein Hirte und winkte Larkyen zu. Der Mann schien von Alter und schwerer Arbeit gebeugt. Sein bis zum Kinn hochgezogener Wollumhang schützte ihn vor der Kälte und betonte seine hagere Gestalt. Auf einen langen Stab gestützt, sah er zu Larkyen auf.

      „He, fremder Reiter!“ Beim Sprechen entblößte er lediglich einige Zahnstümpfe. „Es kommt nicht alle Tage vor, dass meine müden Augen einen wie dich aus dem Osten reiten sehen.“

      „Was heißt einen wie mich, alter Mann?“

      Der Hirte lächelte und sagte: „Einen, der wie du aus dem Westen stammt, einen weißen Mann. Du willst wohl zum großen Fest? Du kommst spät, drei Tage dauert es nun schon an.“

      „Von was für einem Fest sprichst du?“

      „Natürlich vom Löwenfest“, antwortete der Hirte. „Es ist wieder soweit. Immer wenn der Winter sein Ende nimmt, lädt unser König Elay, mögen die Götter stets mit ihm sein, die Völker der Welt zu einem Wettstreit ein. Da wir ein neutrales Land sind, werden alle Fehden und Kriege außerhalb der Landesgrenzen für kurze Zeit vergessen. “

      „Ich habe von diesem Fest gehört“, sagte Larkyen. „Als Höhepunkt bekommen die Gäste die Gelegenheit, sich abseits blutiger Kriege miteinander zu messen. Der Gewinner kann für sich den Titel Löwe von Kanochien beanspruchen.“

      „Hat dich die Kunde also auch erreicht“, sagte der Hirte und setzte ein breites Grinsen auf. Dann fuhr er fort: „Sei ehrlich, Fremder. Um die Ehre des Titels geht es doch den wenigsten, viel eher um den Preis. Gierst auch du nach den beiden Rubinen? Man nennt sie die Augen des Löwen. Unser König überreicht sie persönlich. Faustgroß sollen sie sein und so rot wie Blut.“

      „Was scheren mich Rubine“, entgegnete Larkyen.

      „Könntest ein reicher Mann werden. Hast doch nichts als ein Pferd.“

      „Und das ist alles was ich derzeit brauche.“

      „Unsinn“, krächzte der Hirte höhnisch. „Sprichst fast wie einer dieser dreckigen Nomaden aus Majunay. Ich kann dir viel von ihnen erzählen. Denn in jungen Jahren, da zog es mich einmal in ihre Stadt Dakkai. Doch diese rothäutigen Schlitzaugen sind keine guten Gastgeber, wenn es um Menschen geht, die nicht ihrem Volk entstammen. Sie halten sich für was Besseres.“

      Larkyen schüttelte nur spöttisch den Kopf und ritt weiter.

      „Wenn du beim Fest bist, gib acht. Es sind auch viele Schlitzaugen dort.“

      Unfreiwillig musste Larkyen an die Berichte seines Adoptivvaters Godan denken, der immer wieder erzählt hatte, wie viel Skepsis die Angehörigen vieler Völker den Majunay gegenüber zeigten. Denn das Majunayvolk, das über eine enorme Begabung für die Kunst des Schmiedens und Kämpfens verfügte, teilte dieses Wissen nicht mit anderen Völkern und pflegte auch seine Traditionen. Seit jeher legten die Steppenbewohner Wert darauf, ihr Blut nicht mit dem anderer Völker zu vermischen.

      Larkyen war einer der wenigen Fremdstämmigen gewesen, denen einst die Vermählung mit einem Weib vom Blut der Majunay gestattet wurde.

      Schon bald erblickte Larkyen ein großes Lager aus Zelten. Der Rauch vieler Kochfeuer stieg auf und wehte den Duft von gebratenem Fleisch und würziger Suppen heran. Gelächter erklang, vermischt mit tosendem Beifall und dem Rufen vieler Stimmen in vielen Sprachen.

      Beim Näherkommen sah er hölzerne Stände und Tische, an denen Händler ihre Waren feil boten. Ihr Angebot reichte von Kräutern über Felle und Teppiche bis hin zu Kleidern und Tieren.

      Viele Menschen der unterschiedlichsten Völker tummelten sich in einer dichten Traube.

      Muskulöse Kedanier, deren Haut so weiß wie der Schnee ihrer Heimat im Norden war, schlitzäugige Majunay, dunkelhäutige Zhymaraner aus dem Süden. Vereinzelt waren auch die Menschen des Westens vertreten, die sich in ihrem Auftreten ähnelten. Ihre Haut war weiß, ihre Haare blond bis braun und ihre Augen waren von der blauen Farbe des Himmels oder dem Grün der Wälder.

      Die einheimischen Kanochier machten den Großteil der Festbesucher aus. Die Männer aus ihrem Volk waren stämmig, mit weißer Haut und starker Körperbehaarung, die Frauen zierlich, mit vollen Gesichtern und geflochtenem Haar. Die Farbe ihres Haares war durchweg schwarz, ihre Augen bernsteinfarben, gleich denen der Majunay.

      Die Kanochier galten als freundlich und zuvorkommend gegenüber Fremden. Wenig war über Kriegshandlungen ihrerseits bekannt.

      Auf einem hohen Holzpodest war ein ausgestopfter Löwe zur Schau gestellt, der soeben zum Sprung ansetzte. Während das Maul des Tieres zu einem Brüllen geöffnet war, starrte es bedrohlich auf eine mit Blutflecken übersäte Strohmatte herab.

      Ein bärtiger Kanochier betrat die Matte und rief: „Hört nun zu, die letzte Runde der Kämpfe um den Titel des Löwen von Kanochien kann beginnen!“

      Die Menschen strömten herbei und versammelten sich in einem weiten Kreis um die Kampfesstätte.

      Auf dem Rücken seines riesigen kedanischen Pferdes konnte Larkyen den bevorstehenden Kampf gut überblicken.

      Der Kanochier hob seine rechte Hand und rief den Zuschauern zu: „Der erfolgreichste Kämpfer des diesjährigen Festes stammt aus dem Nachbarland Majunay: Yenovar, vom Stamm der Oyenki. Ist jemand mutig genug, gegen Yenovar anzutreten?“

      Ein Raunen ging durch die Zuschauer.

      Ein kräftig gebauter Zhymaraner mit kahlem Schädel trat auf die Strohmatte und ließ sich von der Zuschauerschar bejubeln. Trotz des kalten Windes entblößte er seinen Oberkörper, spannte die Muskeln an und rief der Menge Worte in einer fremden Sprache zu.

      Der Kanochier zeigte sich begeistert. „Hier haben wir einen weiteren tapferen Kämpfer: Ahmarzan aus Zhymara nimmt es mit Yenovar auf.“

      Dem Zhymaraner trat nun ein Majunay gegenüber, der vor der hünenhaften Gestalt des Südländers eher klein und schmal wirkte. Er war älter als der Dunkelhäutige, sein kurzes Haar bereits mit grauen Strähnen durchsetzt. Auch der Majunay entledigte sich seiner Oberkörperbekleidung und offenbarte sehnige Muskeln.

      Ehe er die Strohmatte wieder verließ, deutete der Kanochier auf den Majunay und rief: „Yenovar!“

      Der bevorstehende Kampf erinnerte Larkyen nur zu gut an alte Fehden zwischen den beiden Völkern. Und ein jeder der Kämpfer ließ sein Gegenüber all die empfundene Verachtung füreinander spüren.

      Larkyen unterbrach seinen Ritt, um sich den Kampf anzusehen.

      Der Zhymaraner stampfte brüllend auf den Majunay zu, um ihn mit seinen großen Händen zu erfassen. Der Majunay jedoch war flink und konnte der Attacke ausweichen. Dann ging er selbst zum Angriff über.

      In den Manövern des Majunays erkannte Larkyen die Schläge und Griffe wieder, die er bei seiner Ausbildung zum Krieger selbst hatte erlernen müssen. Ihm drängte sich der Verdacht auf, dass jener Kämpfer einst Soldat gewesen war. Zu präzise und gekonnt verlief jegliche Bewegung.

      Tatsächlich dauerte es nicht lange, und der Majunay beförderte den Zhymaraner mit einem gezielten Tritt gegen die Schläfe in tiefe Bewusstlosigkeit.

      Aus den Reihen der Zuschauer erntete er sowohl Jubel als auch Schreie der Verärgerung. Ein unzufriedener Zhymaraner stürmte aus

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