Auf dem Weserradweg. Thomas Melerowicz

      Zweite Etappe: Ein komischer Vogel und Flower Power (Hannoversch Münden – Beverungen, 55 km)

      Morgens ist die Welt Gott sein Dank noch da und bald schon rast das asphaltgraue Band des Radwegs unter uns dahin und bringt die Reifen zum Surren. „On the road again“. Immer wieder mogeln sich Steigungen, die laut Radwanderführer angeblich selten sein sollen, auf unseren Weg und bringen uns zum Schwitzen. Puh. Außerdem verfolgt uns der Regen mit kalten Tropfen, gibt es aber bald auf – weil wir zu schnell sind. Gegen Mittag essen wir Müsli auf einer Bank an der Weser, nun schon im Sonnenschein. Und weiter geht’s, Kilometer um Kilometer über ruhige, gut zu befahrene Radwege, vorbei an so mancher malerischen Aussicht, die zum Bleiben einlädt.

       Schon früh treffen wir in Karlshafen ein und nehmen uns die Zeit für Kaffee, Kuchen und eine Lesepause (für Rita gleichzeitig auch Schlafpause). Kurz vor unserem Ziel fahren wir an zwei Männern auf einer Bank vorbei.

      „Hier geht’s aber nicht nach Beverungen“, sagt der eine.

      Weiß ich doch. Lästig, diese unaufgeforderte Hilfsbereitschaft. „Ja, ich weiß!“

      „Weil Sie doch von der Brücke kommen!“

      „Ich will nicht nach Beverungen!“

      Im Quartier in Beverungen treffe ich den Mann wieder. Er ist unser Wirt. Man sieht sich im Leben immer zweimal, heißt es. Für den Mann bin ich auf Grund unseres Dialogs ein komischer Vogel. Und wenn schon. Ich nehme es nicht wörtlich.

      Später besuchen wir noch ein Schützenfest, um eine Kleinigkeit zu essen und uns den Trubel anzusehen: Männer in Uniformen, mit Gewehren, aus deren Läufen Blumen sprießen. Flower Power einmal anders.