WEHE… WENN. Andrea Lieder-Hein

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WEHE… WENN - Andrea Lieder-Hein

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Ich weiß es nicht, ich weiß nur, dass ich Meeno noch vermisse, nach all’ den Jahren....

       Als Dr. Schuster, unser Politik-Lehrer, mit uns die Bildungsfahrt nach Berlin plante, da wusste ich noch nichts von unserer Liebe, von Meeno. Meeno war in der Parallelklasse, in der 10F, und die Berlin-Fahrt war aus Kostengründen mit der 10F und der 10L zusammen geplant. Franzosen und Lateiner. Na toll.

       In Berlin stand einiges auf dem Plan. Historische Gebäude und Orte wie Reichstag, Brandenburger Tor, die Straße unter den Linden, die Humboldt-Universität. Darüber hinaus waren Informationen über die Schattenseiten des SED-Staates und Funktion und Funktionieren des Ministeriums für Staatssicherheit (MfS) mit seinem Überwachungssystem eingeplant. Die Gedenkstätte Berlin-Hohenschönhausen, die ehemalige Untersuchungshaftanstalt der Stasi der DDR, war ebenfalls eines unserer Ziele.

       Und dann verteilte Dr. Schuster die Referate. Immer einer aus der 10F zusammen mit einem aus der 10L. Meeno und ICH. Ja, das war der Anfang.

       Und dann? Das Ende? Schmerz? Nach Jahren jetzt eine Freundschaftsanfrage? Ausgerechnet von IHR?

       Ich werde nachdenken. Vielleicht kann ich so auch meinen Schmerz vergessen? Ihn aufarbeiten? Mit Emma? Oder wenigstens Meeno wiedersehen? Vielleicht haben sich die Zwei auch schon satt? Wie lange sie wohl verheiratet sind? Ob sie Kinder haben? Kinder, die ich nie von Meeno kriegen durfte?

       Werde ich diese Anfrage bestätigen? Ich weiß es nicht. Drei Tage bleibe ich noch in München. Die Zeit nehme ich mir. Dann will ich es wissen, für mich, ob ich es ertragen werde, sie wieder um mich zu haben. Sie zu sehen, von Meeno zu hören, zu wissen, er liebt jetzt SIE. Oder tut er das gar nicht? Hoffe ich DAS?

      Emma wird schwanger

      Als Emma erwachte, stieg eine unbekannte Übelkeit in ihr hoch. Ihr Mund füllte sich spontan mit einer Art Wasser und sie hatte nur noch wenig Zeit, um ins Bad zu stürzen und sich die Hand vor den Mund zu halten. Mehr schaffte sie nicht. Es sprudelte durch ihre Finger hindurch, auf die Fliesen und klebte dann an ihrer rechten Hand. Igitt. Was war das? Kleine graue Stückchen machte sich auf den Fliesen breit und saurer Geruch verbreitete sich im Bad.

      Emma setzte sich auf den geschlossen WC-Deckel und zupfte sich einige Blätter Klopapier ab. Damit reinigte sie ihre klebrigen Finger. Boah, dachte sie, wie ekelig war DAS denn?

      Langsam kam sie wieder zu sich und schüttelte die Übelkeit ab. Ob sie tatsächlich schwanger war? Aber sie hatte doch ihre Periode gehabt, bis jetzt, regelmäßig. Das hatte sie schon einigermaßen traurig gestimmt. Sie wollte ein Baby, jetzt, jetzt sofort. Von Meeno. Und wenn sie dann mit dickem Bauch vor Kaatje stehen könnte und sagen würde: „Komm, Kaatje, fühl mal, es strampelt schon“, DAS wär der Hammer.

      Jetzt Kaffee? NEIN, sie brauchte Gewissheit. Kaffee hin, Kaffee her. Den konnte sie auch noch bei Tchibo trinken. Sie griff zum Hörer und telefonierte mit ihrem Gyn.

       Sofort? Ja? Wunderbar. Bin in einer Stunde da.

      Dr. Lasse Ambroser war mit Meeno befreundet. Lasse hatte sich ein Patent für eine besondere Schnittführung bei Kaiserschnitt-Geburten bei Meeno patentieren lassen und verdiente sich damit eine goldene Nase. Sonst hätte sie in Hamburg nie sofort einen Termin bei ihm bekommen. Er war DER Gynäkologe in Blankenese.

      Knapp 70 Minuten später saß Emma dem Arzt gegenüber und wartete aufgeregt auf das Ergebnis. „Herzlichen Glückwunsch, Emma. Da wird sich Meeno aber freuen. Du bist schwanger, in der 9. Woche.“

      Emma berichtete ihm, dass sie ihre Periode aber regelmäßig gehabt habe. „Emma, das gibt es wohl mal. Keine Sorge. Bei mir bist Du in den besten Händen. Und Du wirst sehen, alles geht gut.“

      „Kann man schon sehen, was es wird?“

      Dr. Ambroser lachte. „Emma, Emma, wie alle Frauen, diese Frage. Ist es wichtig? Willst Du ein Kind oder eine bestimmte Sorte Kind?“

      Etwas verschämt antwortete Emma: „Es ist nur wegen des Namens.“

      „Sei ehrlich, das ist eine Ausrede. Wie ich Dich kenne, wünscht Du Dir einen kleinen Meeno. Stimmt’s? Ich weiß doch, wie Du ihn vergötterst.

       Aber in den ersten Wochen ist es nicht leicht, das Geschlecht mit Sicherheit zu bestimmen. Im frühen Entwicklungsstadium sehen alle Embryos gleich aus. Ungefähr ab der 11. Woche ist es möglich, einen Unterschied zwischen den Geschlechtern zu erkennen. Die beste Zeit dafür ist aber die 20. Woche. Dann machen wir einen erneuten Ultraschall und dann sage ich Dir, was Du bekommst. Vorher ist es auch nur Spekulation, denn Irrtümer sind nicht ausgeschlossen.“

      Emmas Tagebuch

       Liebe Ayaletta,

       du erfährst es als Erste, meine Süße. ICH BIN SCHWANGER. Ist das nicht großartig??? Ich bekomme ein Baby von Meeno.

       Du fragst, ob es ein Junge wird? Ich hoffe es soooo sehr. Aber ich muss noch ELF Wochen warten. Lasse, mein Gyn, meint, erst in der 20. Woche kann man es mit Gewissheit sagen.

       Es wird ein Januar-Kind. Ein Geschenk zum Jahresanfang. Und der Name?

      „Liam, Paul, Jonathan, Fynn, Ole, Johannes, Phillip“, ich weiß es nicht.

       Ach, du meinst, ich soll auch an Mädchennamen denken? OK. Wie wär’s mit

      „Lea, Maria, Jule, Paula, Pauline, Emilia, Louisa, Emily, Hannah, Sophia?“

       Egal, Hauptsache gesund und von Meeno. Und dann zeige ich das süße Baby KAATJE, huiii, das wird schön. Hoffentlich klappt das mit FB. Juhuuuu...

      Hans-Heinrich Krohn

      Hans-Heinrich Krohn stützte seinen Kopf auf seine Hände und atmete tief durch, ehe er das geänderte Testament unterschrieb. Dann ging er langsam und bedächtig vom Schreibtisch seines Hauses in seinen Ruheraum und setzte sich in seinen bequemen Sessel.

      Ein wenig schwermütig dachte er an sein vergangenes Leben. Viel Zeit blieb ihm nicht mehr. Er hatte am 3. Januar seinen 66. Geburtstag gefeiert, Jahrgang 48, Nachkriegszeit. Er hatte die Reederei geerbt und erfolgreich weiter ausgebaut. Eine Flotte von 19 Schiffen und Barkassen. H-H Krohn ElbReederei GmbH und Co.KG in dritter Generation. Ja, er hatte viel erreicht.

      Sein Unternehmen mit den Hamburger Hafenrundfahrten hatte seinen Sitz an den St. Pauli Landungsbrücken. Hafenrundfahrten und ergänzend Charterfahrten, das lohnte sich in Hamburg. Seine Schiffe waren ganzjährig

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