WEHE… WENN. Andrea Lieder-Hein
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Nach der Beerdigung war ihr Vater sehr betrübt. Er wusste nicht, wie er mit Kaatje und dem kleinen Thure umgehen sollte, weil er doch immer arbeiten musste. Am folgenden Tag erzählte er ihr dann, dass er beabsichtigte, sie in ein Internat in Oldenburg zu geben. Das sei besser so. Oldenburg war nicht so weit von Bremen entfernt, und an Wochenenden wollte er sie besuchen oder sie ihn. Aber trotzdem, Kaatje war entsetzt. Es war Sommer, sie gerade in die 9. versetzt, gerade 15 geworden, und dann von zuhause weg. Furchtbar.
Und Thure? Der kam zu Oma. Er war ja erst fünf.
Mama ist tot. Einfach so. Und Papa will mich loswerden. Er schickt mich nach Oldenburg auf ein Internat. Da muss ich dann noch FÜNF Jahre leben, nur mit Fremden. Mit Erziehern und fremden Kindern. Wie soll ich das aushalten? Ich wäre auch lieber zu Oma gezogen, wie Thure. Der hat es gut. Oder zu Oma und Opa nach Luzern. Alles besser als in ein Internat. Mit Erziehern. Wie sich das schon anhört. ErziehungsAnstalt!!!
Die Beerdigung war soooo traurig. Hunderte Leute waren da, alle weinten und Papa ging gestützt von Oma hinter dem Sarg her. Und ich dahinter, mit Opa. Es waren alles Patienten von Papa und Mama, fast alles Frauen. Und Nachbarn. Und Freunde. Und ich. Aber mich bemerkte kaum einer, außer Opa.
Kaatje wischte sich eine Träne aus den Augen. Ihr Opa starb zwei Jahre später, bei einem Verkehrsunfall. Ab da lebte Thure mit seiner Oma alleine.
Die Eltern ihres Vaters lebten in der Schweiz, in Luzern, aber ihr Vater redete nicht mit ihnen. Warum, wusste Kaatje bis heute nicht. Es ging um Geld, aber mehr war nicht in Erfahrung zu bringen.
Kaatje blätterte weiter. DA, da war endlich das, was sie suchte.
Sommerferien rum, heute erster Tag in der neuen Schule. Im Internat in Oldenburg. NIGOL nannten es alle, Niedersächsisches InternatsGymnasium Oldenburg. Na toll.
Komme gerade aus der Schule. Muss gleich in die Mensa. Essen. Teile mir mein Zimmer mit Gesa, sie sitzt auch neben mir. In der 12. und 13. habe ich dann ein Zimmer für mich alleine. Aber Gesa, das ist OK.
Du glaubst es nicht, Tagebuch, in meiner Parallelklasse, in der 9F, ist ein sooo süßer Junge, Meeno heißt er. Ich habe ihn immer angucken müssen, UND er hat ZURÜCKGELÄCHELT. Ich bin soooo glücklich. Ich bin so verliebt. Meeno, Meeno, Meeno, ...
Da war es. Ja, so hatte sie Meeno kennen gelernt. In der 9ten Klasse, als Schüler der 9F. Sie war vorher so verzweifelt gewesen und dann war alles wie weggeblasen, der Kummer, der Schmerz, der Tod ihrer Mutter... nur durch Meeno. Ja, sie hatte es richtig gemacht. Freundschaft akzeptiert. Sie würde Meeno wiedersehen, und hoffentlich noch mehr als das. Sie würde wieder seine warme Haut spüren, in seinen Haaren wuseln, seine Lippen suchen. MEENO......
Dr. Jonas Krohn
Geduscht und froh gelaunt humpelte Jonas Krohn mit seinem Gips in seinem Haus die Treppe runter und freute sich auf ein wunderbares Frühstück. Rührei mit Speck, dazu frische Brötchen, Cappuccino und einen starken Espresso extra. Etwas Obst und Sonja, wenn sie schon geduscht hatte. Sonja hatte er gestern aufgegabelt, irgendwo zwischen Gin und Sekt. Das Leben konnte so schön sein. Gutgehende Kanzlei, beliebt, bekannt, reich, und die Frauen zu seinen Füßen. Nur dieser Unfall, der war dumm gelaufen. Beinbruch, eine Nacht im UKE. Na ja, es gab Schlimmeres.
Dieses Hochgefühl schwand, als er am Frühstückstisch auf die Tageszeitung blickte.
Wie dumm muss man sein, um sich um sein Erbe zu bringen? ZU DUMM ...
Von Elke Wingerter
Hamburg - Die Zutatenliste: Man nehme einen in Hamburg ansässigen Juristen, Sohn eines bekannten Reeders, ein rasantes Auto und eine Prostituierte. Das Ganze gut durchmischt und von uns aufbereitet mit Fotos ergibt dann Reeder-Burger á la Porsche-Kiez.
Das mag dem seriösen Reeder Hans-Heinrich Krohn gar nicht schmecken. Seinen eigens für die Weiterführung der Reederei „Krohn-Schifffahrtsgesellschaft GmbH“ in 3. Generation adoptierten Sohn Dr. Jonas Krohn bei uns in der Klatschspalte zu finden. Jonas hatte in angetrunkenem Zustand mit einer ebenfalls angetrunkenen Prostituierten seinen Porsche zu Klump gefahren, als er vom Wege abkam und in einer Currywurst-Bude landete. Zwei Passanten wurden leicht verletzt.
Krohn war wohl eher unten rum beschäftigt als oben im Verkehr. Blutüberströmt und mit offener Hose wurde der angesehene Anwalt in das UKE eingeliefert. Gerüchten zufolge droht dem angeheirateten Sohn jetzt die Enterbung. Wir würden es ihm gönnen.
DAS würde ein Nachspiel haben. Er griff zum Handy und wählte die Nummer des Herausgebers. Aber dann wartete er einen Moment. Erst wollte er sicher gehen, wer sein Erbe bekam. Doch sicher diese Kaatje. Sein Vater hatte seit einiger Zeit öfter mal mehr als wohlwollend von ihr geredet, geschwärmt geradezu. Da ging doch was. Seine quasi Stiefmutter. Hübsch und genauso alt wie er selbst.
Dann erinnerte er sich, dass er diese Sarah noch aus dem Haus werfen musste. Oder Sandra? Nee, Sonja, oder doch Sandra? Jedenfalls das Frischfleisch von gestern.
Emma und Meeno
Hallo, Emma, bist du zuhause?
Oh, Meeno. Gut, dass du da bist. Ich komme gerade vom Arzt. Wir sind schwanger.
WIR? DU, mein Lieb? Oh, wie wunderbar. Schwanger. Mit einem Sohn?
Weiß nicht. Sicher kann man das erst in der 20. Woche bestimmen.
Und du bist...?
In der 9.
Warst du bei Lasse?
Ja, er freut sich mit uns.
Und? Was macht deine Freundschaftsanfrage bei Kaatje?
Ohhh, hab ich ganz vergessen. Hab nicht nachgeschaut.
WAS? Erst fürchtest du dich davor und dann schaust du nicht nach? Komm, lass uns zusammen gucken.
OK. Hier, OHHHH, sie hat bestätigt.
Ja, siehst du. Da kannst du sie doch mal treffen und von unserem Baby erzählen.
Meinst du?