Herzensangelegenheit. Nicole Seidel
Чтение книги онлайн.
Читать онлайн книгу Herzensangelegenheit - Nicole Seidel страница 5
All dies beobachtete mein nicht sichtbarer, aber wohl existierender Geist aus ausreichend sicherer Entfernung.
Auch als Elric sich bückte und einen blitzenden Gegenstand aufhob - sah ich dies. Es war eine Hälfte des Kristalls und darin entdeckte er immer noch ein Abbild von ihr - Cymoril.
„Ihr Geist existiert nicht mehr. Selbst mein Bruder konnte ihn nicht Sturmbringer entreißen. Es tut mir leid. Ich kann nur eines noch für euch tun, Elric. Euch eure Erinnerungen an sie zurückgeben, damit sie nie verblassen. Lebt wohl mein weißhäutiger Held.” Ich verließ ihn - für immer.
Und wahrlich, jedes Mal wenn Elric in den Kristallsplitter sah, sah er ein Stück von Cymorils Leben darin vorbeiziehen. Dinge, die er mit ihr erlebt hatte. Und Dinge, die sie ohne ihn erlebt hatte. Somit hatte ich ihn doch entlohnt und meinen Teil des Vertrages erfüllt. Und zufrieden stieg Elric von Melniboné, der einstige Albinokönig des Rubinthrons, am Abend auf das Schwarze Schiff zurück, wo ihn der blinde Kapitän bereits erwartete und flog in neue Abenteuer.
Ende
Erstellt 1986, überarbeitet 1998
Elric, der Albinokönig von Melniborné, ein Wanderer durch Raum und Zeit ist ein Charakter von Michael Moorcock.
Verfluchte Unsterblichkeit
Als er aus seinem ersten Tod erwachte, hatte er seine Vergangenheit vergessen. Aber eine neue Erinnerung rückte an ihre Stelle. Eine Erinnerung von einer Welt, wie er sie sich hatte immer gewünscht - für sich und gegen die Menschheit.
Ohne jeden Zweifel war Kurgan grausam und brutal. Schändlich war sein Weg, den er ging und auch blutig. Nichts und niemand stellte sich ihm in den Weg, das wusste er und das kostete er nun zu genüge aus.
Und seine Aufgabe? - denn jeder der lebte, diente auch einem Zweck.
Für was war eine Bestie gut? Doch nur, um einem Helden zu seinem verdienten Ruhm zu verhelfen!
So war denn Kurgan die Bestie in Menschengestalt, wie man sie sich kaum grausamer vorzustellen vermochte. Doch wer mag sich ihm entgegenstellen und den Helden spielen?
Sicher haben es viele schon versucht. Aber ich weiß von jemand der es tatsächlich versucht und der mit dem Leben davongekommen war. Dieser Jemand war ganz besonders, da es sich hierbei um eine wagemutige Heldin handelte. Diese Heldin hieß Elaine und sie barg ein schauriges Geheimnis. Doch über sie erzähle ich etwas später. Wenden wir uns unserer Hauptperson Kurgan zu.
Von seiner Kindheit zu erzählen, ist wie der Akt eines Alptraums - unwirklich und unmenschlich. Und doch wuchs er heran. Kurgan war Kirgise. Und die Kirgisen waren seit jeher ein finsteres Volk gewesen. Sie gehörten zu den nomadischen Turkvölker. In den innerasiatischen Gebirgen lag ihr Reich Kirgistan.
In grauer Vorzeit, das hieß in den ersten Jahrhunderten, die sich nach eines bestimmten Mannes Geburt daherschlichen, wurde Kurgan, wie jedes andere Kind auf der Welt, zunächst geboren. Sein Vater musste ein grausamer Krieger gewesen sein, sonst wäre der junge Kurgan nicht so verdorben worden. Wer weiß es auch genau, vielleicht war auch er eines der bedauernswerten Kinder, die man - der Freude wegen - in Gruben mit hungrigen Wölfen warf, damit sie um Fleisch kämpften. Eines war aber gewiss, er musste immer gewonnen haben, sonst wäre er nie so groß und stark geworden.
Nun denn, so oder auch anders, Kurgan wuchs heran, wurde zum jungen kräftigen Mann und lernte die Kunst des Reitens und die Blutkunst des Schwertes. Und er wurde ein Meister darin.
Aber eines Tages musste sich etwas ereignet haben, das sein ganzes, langes Leben verändern würde.
Ich nehme an, es trug sich in seiner rauen Heimat Kirgistans zu. In einem seiner ersten Kämpfe, als er dort schwer verwundet wurde, starb und doch nicht starb. Ob ihm zu diesem Zeitpunkt wirklich bewusst war, dass er gestorben und wiederauferstanden war, das kann nur Kurgan selbst uns beantworten. Irgendwann musste er seine Unsterblichkeit bemerken. Sicherlich war der Grund, warum er in die Welt hinauszog, um sie kennenzulernen und seine Grausamkeit auf ihr weiter auszudehnen.
Nachdem er also feststellte, dass er ein Auserwählter war, der nicht sterben konnte, machte er sich daran, die Welt zu erobern.
Er verdiente sich als schwarz gerüsteter Söldner sein Blutgeld und seine Fertigkeit im Kampf wurde legendär. Trotz seiner fast zwei Meter Körpergröße gewann er eine ansehnliche Gewandtheit, die ihm für jeden Gegner unberechenbar machte.
Es mag vielleicht ab und an Zeitspannen von wenigen Jahren gegeben haben, wo er sich einfach in ein unbewohnteres Gebiet zurückgezogen hatte, um für sich zu üben und die Träume anderer Unsterblicher zu analysieren. Doch die meiste Zeit wanderte Kurgan kämpfend durch die Jahrhunderte.
Er musste um die Zwanzig, vielleicht etwas jünger, gewesen sein, als ihn das Schicksal der Unsterblichkeit offenbart wurde. Und es vergingen an die sechs Jahrhunderte bis er auf Elaine treffen würde.
Elaine, die ich sehr gut kenne, da sie mit mir seelenverwandt war, war auch eine Auserwählte der Unsterblichkeit, aber auf eine ganz andere Art. Während Kurgan bereits über sechshundert Jahre alt war, waren an ihr erst knappe zweihundert Jahre vorübergegangen. Sie war untot auf der Basis des übernatürlichen Bösen. Sie war ein Blutsauger, ein weiblicher Vampir.
Mein Schicksalsgedanke wollte es nun, dass diese beiden aufeinander trafen.
Da Elaine in einem heruntergekommenen alten Haus inmitten eines Waldes wohnte, lag es nur nahe, dass Kurgan auf seiner langen Wanderschaft eines späten, regnerischen Tages an das Portal ihrer Wohnstätte pochte. Eigentlich bat er nicht erst um Einlass, sondern fiel mit der Tür ins Haus.
Bei Regenwetter stand Elaine immer etwas später auf, so kam es, dass sie noch in ihrer Gruft lag, als ihre Eingangstür mit lautem Getöse auseinander brach. Sofort hob sich ihr Sargdeckel und sie sprang heraus. Verwundert lauschte sie den schweren Schritten über ihr.
Ein ungebetener Besucher!
Seit fast zwei Jahrzehnte hatte sich keiner mehr in ihr Haus verirrt. Die meisten Wanderer waren von den umliegenden Dörfern ausreichend gewarnt worden.
Hastig richtete sich die schwarzhaarige, leichenblasse Frau und verschwand, um sich dem unerwarteten Besucher vorzustellen.
Kurgan stampfte in die Halle, blickte sich kurz um und betrat die Empore, die nach oben führte. Auf halben Weg erschien dann Elaine am oberen Treppenabsatz. Ihre weiße Haut leuchtete unter dem schwarzen Kleid hervor, bizarr und phosphoreszierend. Ihr dunkler Blick ruhte auf ihm.
Kurgan war stehen geblieben. Auf dem schwarzen Rüstleder klirrten die Metallplättchen gegeneinander und das Licht der Fackel in ihrer Hand brachten sie zum Funkeln. Die beinernen Tierschädel auf seinen Schultern grinsten ihr höhnisch zu. Er war ohne Zweifel ein feindlicher Krieger, statt eines erwünschten Gastes.
Elaine erkannte dies auf einen Blick und grüßte ihn dementsprechend forsch: „Warum dringen sie unerlaubt in mein Haus ein?”
„Ihr Haus ist abrissreif.