Augusta - Ihre Ehe mit Wilhelm I.. Helmut H. Schulz

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Augusta - Ihre Ehe mit Wilhelm I. - Helmut H. Schulz

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aus Berlin 1806 in Ostpreußen hatte die kleine Familie selbst Mangel an Lebensmitteln, also bittere und wirkliche Not, erlitten. Sein eigenes Lusthaus in Paretz, das er aus einem kleinen Gutshof hatte umbauen lassen, war mit sehr geringen Kosten angekauft und verändert worden, im Grunde genommen nur eine Kate. Jetzt, in besseren Zeiten, hatte er das Sparen als eine Tugend beibehalten. Ihm Geld zu entlocken, war immer schwierig, in diesem Falle handelte es sich um viel Geld. Und General Wilhelm war nicht einmal Kronprätendent. Aber Augusta hatte große Pläne mit dem Haus. Zunächst sagte ihr die Lage mitten in der Stadt, aber nicht zu nah am Schloss durchaus zu. Und endlich wusste sie sich auch in der Vorhand, eine richtige Bleibe konnte ihr nicht länger vorenthalten werden, zumal auch die Prinzen mittlerweile mit eigenen Schlössern versorgt wurden. Es reizte sie auch, sich als Innenarchitektin zu versuchen. Band die Gatten sonst nichts aneinander, so wusste Augusta in der Generalsseele Wilhelms die Sehnsucht nach einem Schloss anzustacheln. Die Pläne waren auch insgeheim weit gediehen. Er bat den Vater, ihnen den Abriss des Schwedter Palais und den Bau eines Hauses an Stelle des alten zu gestatten, und vor allem, diesen Neubau zu finanzieren. Er versüßte seinem König den Plan durch das Beilegen eines Schinkelschen Gutachten, das die Kosten für Abriss und Wiederaufbau auf runde 340 Tsd. Thaler veranschlagte. Schinkel, Geheimer Rat und König der Baumeister des Neoklassizismus, führte jedoch städtebauliches ins Feld; von ihm stammen sicherlich die Hinweise darauf, dass der Opernplatz, die Straße Unter den Linden, weiter Schloßbrücke und Schloßplatz zu einem ansehnlichem Ensemble gestaltet werden könnte. Viel mehr an sehenswerter Architektur gab es Berlin nicht, als das, was in der Straße Unter den Linden und um das Schloss herum erbaut worden war, bzw. noch gebaut werden musste. Längst war beschlossen, eine Statue Friedrichs II. in Nähe des neuen Hauses, wenn es denn dazu kommen sollte, aufzustellen.

      Wanderer, ungeduldiger, Autofahrer, nervöser, kommst du in diese Gegend Unter den Linden, Opernplatz, könntest du im raschen Vorbeifahren all dieser Umstände gedenken. Möglicherweise hat heute, also zur Zeit deiner Durchfahrt, irgendeine Bank den Opernplatz vom freigiebigen Berliner Senat zum Geschenk erhalten, und einen der zahlreichen Geniearchitekten beauftragt, eine gläserne Kiste von 240 Meter Höhe darauf stellen zu lassen. Würdest du schließlich mit dem außen angebrachten gläsernen Fahrstuhl hinauffahren dürfen, könntest du von dessen höchstem Stockwerk aus bis zum Babelsberg blicken, wo noch ein Haus des Prinzenpaares steht, worauf wir gleich zu sprechen kommen werden. Es war, wie alles in Preußen, eine Frage des Geldes.

      Preußische Prinzen hatten entweder einen besonderen Etat, oder sie bezogen Gehälter; Renten oder Einkünfte aus kapitalistischen Unternehmungen besaßen sie damals nicht, weil es noch keine nennenswerte Industrie in Preußen gab. Das änderte sich erst unter dem Kaiser Wilhelm, dessen Bankiers Bleichröder und Cohn ihn erfolgreich in Geldgeschäften berieten. Wilhelm hätte nicht einmal die Möglichkeit gehabt, wie ein Privatmann Geld von einer Bank zu leihen. Sein verblichener Verwandter, der Prinz Louis Ferdinand, hatte allerdings so unbarmherzig hohe Schulden gemacht, dass die Verwandtschaft schier außer sich geriet, ihn aus Berlin entfernte und ihn finanziell unter Kuratel stellte. Das half wenig. Wäre er nicht gefallen, 1806 bei Saalfeld zum ewigen Ruhm preußischer Waffen und des Klavierspielens, würde man ihn bloß für einen Schuldenmacher und Liederjan halten. An dergleichen war bei Wilhelm aber nicht zu denken. Augusta hatte ebenfalls keinen Zuschuss von zu Hause zu erhoffen, während jeder Student seinen monatlichen Wechsel vom Herrn Papa überwiesen bekam, mit dem er sein Schulden in der Friedrichstraße, im Café Bauer und den Bordells der Jägerstraße vom Vormonat zu decken pflegte. Wilhelm konnte über Einnahmen in Höhe von runden 88 Tsd. Talern verfügen, damit war sowohl das gewöhnliche Leben zu finanzieren, als auch die Kosten für die Repräsentation aus seinen beiden hohen Kommandostellen. Ein Palais konnte davon keinesfalls erübrigt werden. Daher drängte die Prinzessin weiter, sich Geld vom König geben zu lassen. Wilhelm beschrieb seinem Vater ihre schwierige pekuniäre Lage, und bat dringend um Geld für den Umbau. Zunächst lehnte der König den Finanzierungsantrag rundweg ab, nach allerlei Bittgesuchen und aufgeregten Verhandlungen mit Sohn und Schwiegertochter genehmigte er den Bau schließlich doch, strich aber die Baukosten auf 300 Tsd. Thaler zusammen, als ob die übrigen beantragten 40 Tsd. den Bankrott bedeutet hätten. Zwar war es ein Sieg Augustas über die preußische Knauserigkeit, aber es war ein Pyrrhussieg, denn der Kostenvoranschlag hätte auch dann nicht gestimmt, wäre die volle Summe bewilligt worden und nicht zugleich ein Schlossneubau geplant worden. Endlich aber fand die Prinzessin ein ihr gemäßes Betätigungsfeld, und sie warf sich mit Eifer auf die Details.

      An sich fehlte es den Hohenzollern nicht an Behausungen. Vom Berliner Schloss abgesehen, verfügten sie in Potsdam über genügend Häuser. Zwar wurde Sanssouci nie übertroffen, aber nach den Befreiungskriegen wurde weiter gebaut. Die Sparsamkeit Friedrich Wilhelms III. schlägt sich deutlich bei dem Ankauf und Ausbau des Hauses Paretz nieder. Die Innenausstattung des Hauses war reinster Klassizismus, und nach dem Tode seiner Frau Luise, beließ der König in Paretz alles wie es war. Nur gewohnt hat dort niemand mehr. Augusta, die ziemlich genau wusste, was sie bauen wollte, hätte Paretz im Übrigen als zu klein empfunden. Das Schlösschen auf der Pfaueninsel ist überhaupt nur als Sommerhaus zu bezeichnen, dort lebte man sich zur Lust und anderen zur Last. Mit den Jahren 1824 und 1825 genehmigte Friedrich Wilhelm III. seinen Herren Söhnen eigene Lustbauten, das Schloss in Alt-Glienicke mit der Pergola wurde für den Prinzen Karl etwa dort gebaut, wo heutzutage rund 800 Berliner jeweils am Sonntagnachmittag ihre Autos abzustellen gedenken, um durch den Park zu wandeln. Für den ältesten Sohn des Königs und Schwager Augustas war ein kleines Landhaus oder eben Schloss im Park von Sanssouci gebaut worden, Charlottenhof, nämlich 1826 begonnen. Und dem Staat war mit Karl Friedrich Schinkel ein besonders talentierter und stilsicherer Baumeister erwachsen, der den verschrobenen Vorstellungen seiner Auftraggeber ein wenig Form zu geben wusste. Ach, leider war auch die junge Preußenprinzessin Augusta von dem neuen Geist angesteckt, wie wir noch sehen werden. In Europa war man nicht nur europäischer geworden, sondern auch orientalischer, das schlug sich in den Einrichtungen der Häuser nieder, etwa im so genanten Zelt Schloss Charlottenhofs. Inzwischen freilich verfügten die Prinzen von Preußen über ansehnliche Stadtpalais; wiederum Schinkel musste das Haus in der späteren Prinz-Albrecht-Straße für eben jenen Prinzen 1830 umbauen, nach welchem das Palais seinen Namen bekam, ein ziemlich repräsentatives Stadtschloss immerhin. Augusta kannte die Behausungen ihren sparsamen Verwandten recht gut, und sie bestand also mit einigem Recht darauf, in der Haushaltführung mit den übrigen Prinzen zumindest gleichgestellt zu werden. Das Kavaliershaus in Potsdam war schließlich nichts anderes als eine Kate, verglichen mit den Häusern ihrer Schwäger.

      Schinkel wurde für den Umbau des Schwedter Palais gewonnen, aber das Interieur, die Möbel, die Parkettfußböden wollte Augusta selber entwerfen, kurz, es sollte ein Bauwerk entstehen, das ihre Hand, ihren Geschmack und ihre Bedürfnisse verriet, ein schönes kleines Stadtpalais. Mit dem Bau verband Augusta Pläne für ein eigenes gesellschaftliches Leben. Hier sollten nach Weimarer Vorbild Theaterstücke aufgeführt und Konzerte gegeben, eine ganz neue Periode preußisch-deutscher Kultur in Berlin eröffnet werden, eine Brücke nach Weimar. Ganz so schnell, wie sie es sich gewünscht hat, gingen Abriss und Neubau indessen nicht voran. Karl Ferdinand Langhans, ein Sohn des Langhans, dem wir das Brandenburger Tor verdanken, übernahm die Oberbauleitung, aber erst 1834 konnte überhaupt mit dem Abriss, ein Jahr später mit dem Neubau begonnen werden. Weshalb, das ist heute nur noch schwer ersichtlich. Inzwischen war viel Wasser die Spree, Dahme und Havel hinunter geflossen, Reisen wurden gemacht, ein Sohn geboren. Endlich aber, 1837, stand das Haus Unter dem Linden Numero 9. Das Paar sollte es ein Leben lang bewohnen, eines seiner Eckfenster zum Schaufenster Preußens und zur Legende werden. Augustas Räume lagen im Obergeschoss, Wilhelm residierte unten. War dieses Unternehmen dank Augustas Energie, die sie auf ihren Gatten und General zu übertragen gewusst hatte, glücklich zu Ende gebracht worden, so steht man im Falle eines anderen Bauwerkes eher ratlos da. Parallel zu dem Prinzenpalais Unter den Linden , das nebenbei gesagt, nicht in einem Zuge schlüsselfertig übergeben werden konnte, wurde nämlich zu Babelsberg bei Potsdam ein so genannter Landsitz gebaut. An diesem Schloss bastelten Augusta und Wilhelm zwischen 1834 und 1835 gemeinschaftlich und mit besonderer Liebe herum. Landschaftlich liegt das Haus allerdings trefflich, wie alles, was damals im Weichbild Berlins entstanden ist. Wir Heutigen müssten

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