Sisgard und Alveradis. Norbert Wibben
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Читать онлайн книгу Sisgard und Alveradis - Norbert Wibben страница 3
Als Eila nachdenklich nickt, ergänzt er: »Du könntest aber auch einen weiteren deiner »selbstgemachten« Zauber sprechen. Selbst wenn wir dann mitten durch eine Gruppe zusammenstehender Dubharan gehen würden, blieben wir unentdeckt!«
Obwohl sie auffahren will, lässt er sich nicht unterbrechen. »Ehrlich, ich bin erstaunt über deine Fähigkeiten! Du warst fantastisch, wirklich! Ich danke dir, dass du uns gerettet hast! Hätte ich den ersten Wolf mit einem Blitz getötet, wäre ein Kampf unvermeidlich gewesen. Und den hätten wir verloren, wenn ich uns nicht mit einem magischen Sprung in Sicherheit hätte bringen können.« Finley blickt sie dabei mit großen Augen an. »Da du dabei deine Zaubertalente eingebüßt hättest, wäre das von mir unverzeihlich gewesen!«
»Wenn du uns nur so hättest retten können, wäre das doch nicht schlimm! Aber ich bin natürlich froh, dass du mir vertraut hast!« Sie blickt dankbar zurück. »Einen Zauber, der uns auf unserer Reise verbergen könnte, kenne ich noch nicht. Ich werde aber darüber nachdenken! Vielleicht eine Kombination aus …«, hier schweigt sie nachdenklich.
»Jetzt hör aber auf! Das war eben nur Spaß. Wir sollten besser entscheiden, ob wir jetzt aufbrechen oder nicht. Ich vertraue deinem Gespür, nun sag schon.« Er schaut sie erwartungsvoll an.
»Also gut, dann bleiben wir diese Nacht noch hier.«
»Abgemacht. Ich kenne mich mit Defensivzaubern aber nicht so gut aus, wie mit denen für einen Angriff. Darum solltest du unbedingt deinen bewährten Zauber zu unserem Schutz über das Haus legen, oder ist das zu schwierig?«, zögert er dann doch.
»Ich denke, das wird schon gehen. Ich habe ja Unterstützung durch meinen Armreif!«
Eila freut sich, dass Finley sie um Hilfe bittet. Sie streckt ihre Hände in die Höhe und beschreibt mit ihnen eine Kuppel, während sie: »Occulo magus, Firmo defensio, Anghofio und Miscere«, murmelt.
Während der Sprüche knistern und leuchten ihre Haare zum zweiten Mal an diesem Tag, mit einem rotgoldenen Schimmer an den Spitzen. Erst nach geraumer Zeit sieht Finley das Leuchten erlöschen.
»Wir sollten jetzt sicher sein«, spricht Eila. »Schlafe gut.«
»Du auch. Aber wir sollten in aller Frühe aufbrechen«, erinnert er sie.
In der Nacht träumt Eila.
Sie sieht im Schein flackernder Kerzen und Fackeln einen karg eingerichteten Raum. An den vier Wänden aus grauen Sandsteinquadern hängen große Teppiche mit Motiven aus der Geschichte. Diesen Raum kennt sie aus einer anderen Sequenz.
Wieder sitzen fünf Personen in dunklen Umhängen in einem Kreis unter einem Kronleuchter.
Eila kennt diese Männer aus verschiedenen anderen Sequenzen. Sie reden aufgeregt miteinander.
HÖREN und sofort versteht Eila, was die Männer sagen.
Bösartig lächelnd setzt einer von ihnen an: »Überall im Land sind meine Spitzel verteilt und beobachten das Geschehen. In größerem Umkreis um die Wohnorte der Ausbilder der vier Zauberbereiche sind zusätzliche Späher für mich aktiv. Sie überwachen die dorthin führenden Wege. Die Auskünfte aller Spitzel und Späher habe ich sortiert und ausgewertet. Alle zur Verfügung stehenden Informationen habe ich verdichtet und miteinander verglichen. Jetzt bin ich überzeugt zu wissen, wo ein Armreif zu finden ist.«
Er macht eine Pause, und die anderen starren ihn an. »Die letzten Hinweise habe ich von einer alten Frau bekommen, die täglich die gleiche Strecke in einem Zug aus dem Norden in Richtung Süden fährt. Sie wirkt auf Mitreisende völlig harmlos, und das ist sie auch.
Aber sie steht unter einem Hypnosezauber von mir. Alle allein reisenden, jungen Menschen fragt sie aus. Das könnten noch nicht ausgebildete Zauberer sein, die zur Ausbildung zu Erdmuthe oder Sisgard unterwegs sind. In unregelmäßigen Abständen suche ich sie auf, um die Informationen aus ihrem Gedächtnis abzurufen.
Ein anderer Späher, ein Zauberer, der magische Sprünge in verschiedene Züge durchführt, bestätigte die Erinnerungen der alten Frau.
Das passt alles zu dem, was ich durch Beobachtungen verschiedener Vogelspäher bestätigt bekam. Ein junges Mädchen ist im vorigen und in diesem Sommer zum Kloster »Das heilige Kreuz« gereist. Es war mehrere Wochen im Vorjahr dort, jetzt sind es bereits wieder vier Wochen.
Das muss also eine junge Auserwählte sein, die sich von Erdmuthe ausbilden lässt.«
Hämisch grinsend antwortet einer aus der Runde: »Ich kenne deine Informationen nicht im Einzelnen, und kann deine Folgerungen somit nicht bestätigen, trotzdem meine ich, wir sollten dort einen Besuch machen! Den Armreif dieser Auserwählten müssten wir leicht bekommen können!«
»Genau das meine ich auch. Um sicher zu gehen, sollten wir alle gemeinsam dort nachschauen. Wir nehmen zu unserer Unterstützung lediglich jeder fünf meiner Wolfskrieger mit. Die können wir als Kundschafter vorausschicken. Ein Fehlschlag ist ausgeschlossen. Ein junger Auserwählter und Erdmuthe können unserer gemeinsamen Macht nicht widerstehen!«
Sie stehen gemeinsam auf und sind kurz darauf verschwunden.
AUFWACHEN.
Eila ist verwirrt. Was hat das zu bedeuten? Sie setzt sich auf und grübelt, dann wird ihr die Bedeutung klar. Durch das kleine Fenster der Schlafkammer sieht sie bereits den Morgen grauen, also zieht sie sich an.
Unten wartet Finley bereits auf sie. Er hat einen kleinen Imbiss vorbereitet und holt jetzt zwei dampfende Tassen mit Tee aus der Küche. In kurzer Zeit haben sie gegessen, auch Albin hat etwas bekommen. Als das Mädchen seinen Traum und dessen Deutung erzählt hat, stimmt er zu.
»Genau, das ist vor ihrem Erscheinen hier gewesen. Es beweist, dass unsere Vermutungen richtig sind. Die Dubharan wollten dich und Erdmuthe überfallen und deinen Armreif erbeuten. Sie haben übers Land verteilt Spitzel, vermehrt aber in der näheren Umgebung der verschiedenen Ausbilder. Wir hätten besser daran getan, in der Nacht zu wandern!« Obwohl es so klingt, schaut er sie nicht vorwurfsvoll an.
»Vielleicht ist es besser so, da wir jetzt wissen, dass mit einer größeren Anzahl an Spähern im Bereich der Ausbilder zu rechnen ist. Auch in der Nacht hätten wir so einem Beobachter begegnen können, ohne von der möglichen Gefahr der Entdeckung zu wissen.«
Eila macht eine Pause und grübelt. »Natürlich kann man am Tag bereits aus größerer Entfernung gesehen werden. In der Nacht muss man schon sehr dicht an so einen Späher herankommen, bevor man auffallen würde. Obwohl: eine Eule kann in der Nacht sehr gut sehen, und sie fliegt lautlos. Wir hätten so einen Späher nicht einmal bemerkt!«
»Dann ist es vermutlich am Tage doch sicherer!«, stimmt er ihr zu.
»Wir müssen möglichst in Deckung wandern und sollten Pfade durch unbewohnte Gegenden nutzen. Wenn wir dann doch ein Lebewesen bemerken, müssen wir den Zauber des Vergessens anwenden!«
»Welchen Zauber meinst du, den kenne ich noch nicht«, erstaunt blickt der junge Zauberer Eila an.
»Den habe ich bei Erdmuthe gelernt. Bist du in deiner Ausbildung denn nicht auch bei ihr gewesen?«
»Nein, sonst hätte Erdmuthe mich doch gleich erkannt, als wir im Sommer zu ihr kamen, oder? Nicht jeder Zauberer lässt sich in allen