Mörder geben kein Pardon: Drei Krimis. Alfred Bekker

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Mörder geben kein Pardon: Drei Krimis - Alfred Bekker

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war. So war das eben. Das nannte man wohl den Primat des Beruflichen oder so ähnlich.

      „Ich habe heute frei“, sagte ich.

      „Pech für dich, dass irgendein irrer Mörder sich nicht an deine Bürozeiten halten will, Uwe.“

      „Jo“, sagte ich. „Da sagst du was. Und ich fürchte, das wird man denen auch nicht mehr beibringen.“

      „Häh?“

      „Den irren Killern. Dass Sie sich an die Bürozeiten halten sollen.“

      „Komm so schnell wie möglich in die Zentrale. Der Chef will, dass wir alle dabei sind.“

      „Klingt bedrohlich.“

      „Ist bedrohlich, Uwe.“

      „Bin am Angeln.“

      „Tja, besser, du lässt den Fisch jetzt wieder schwimmen, falls du überhaupt einen an der Angel hast!“

      „Na, hör mal!“

      „Ich kenn dich doch, Uwe.“

      „Ach, wirklich?“

      „Du bist für eine Menge Sachen talentiert. Angeln gehört nicht dazu, würde ich mal sagen.“

      „Vielleicht kennst du mich doch nicht so gut, wie du glaubst, Roy.“

      „Doch, doch...“

      „Naja...“

      „Hauptsache, du tauchst bald da auf, wo der Chef dich gleich haben will.“

      „Jo“, sagte ich. Nicht „Ja“, sondern „Jo“. Mit sehr kurzem 'o' übrigens. Und dieses „Jo“ machte eigentlich klar, dass das Gespräch beendet und die Sache geklärt war. Ein „Jo“ wie ein Punkt. Und manchmal auch wie ein Ausrufungszeichen. Wenn da einer war, der gar nicht hören konnte. Oder wollte. Oder ein lauter Wind pfiff, das kam ja schließlich auch vor.

      *

      An der Angel zappelte nichts mehr. Vielleicht war das auch nur Einbildung gewesen. Manchmal ist der Wunsch Vater des Gedankens.

      Ich packte mein Zeug zusammen.

      „Sagen Sie mal, darf man da eigentlich überhaupt angeln?“, sprach mich ein Rentner in beigefarbener Abenteuerweste von der Seite an. Ich hatte ihn nicht bemerkt.

      Ich nahm meinen Dienstausweis heraus und zeigte ihm den. „Ist 'ne verdeckte Ermittlung. Bitte erregen Sie kein unnötiges Aufsehen.“

      „Na, wenn dat so ist“, sagte der Rentner.

      „Ist so.“

      „Steckt man ja nicht drin.“

      „Nee.“

      „Aber eigentlich ist das Angeln hier nicht erlaubt, glaube ich.“

      „Schönen Tag noch.“

      Manchmal bricht alles auf einmal über einen herein.

      „Ja, ich sag ja nur“, sagte der Rentner, und ich war eigentlich schon ein Stück weiter. Aber für den Kerl ist das noch nicht erledigt. Bei manchen ist das so. Da wird irgendwann mit zunehmendem Alter das Rechthaber-Gen umgelegt. Dann fangen diese Leute an, Falschparker aufzuschreiben. Oder sie werden sogenannte Wutbürger, die gegen alles und jedes sind und gegen jedes Straßenschild eine Volksbefragung zu organisieren versuchen. Und manchmal prozessieren sie auch gegen Kindergeschrei oder Jugendliche auf Bolzplätzen. Und die ganz üble Sorte vergiftet Hunde und Katzen, die überall herumkacken. Ehrlich gesagt, für letztere habe ich sogar Verständnis. Aber sollte man besser nicht sagen. Jedenfalls nicht als Polizist.

      „Ja, ich sag ja nur“, sagte der Rentner nochmal und diesmal lauter, sodass ich es auf den zwanzig Metern, die ich inzwischen schon zurückgelegt habe, auch auf jeden Fall mitbekommen muss. „Wenn man schon bei der Polizei ist, sollte man sich wenigstens selbst an die Gesetze halten, finde ich! Ich habe schließlich mein Leben lang Steuern gezahlt!“

      Ich konnte es mir nicht verkneifen.

      Ich drehte mich um und rief: „Dummes Gequatsche ist seit dem Ersten strafbar! Haben Sie das noch nicht gewusst? Da steht lebenslänglich drauf!“

      *

      Also, vielleicht sollte ich an dieser Stelle ein paar Dinge richtig stellen, sonst bekommen Sie einen falschen Eindruck von mir.

      Vielleicht denken Sie: 'Typisch Beamter, will nur seine Ruhe.'

      Oder Sie denken: 'Und so eine Schnarchnase soll das Gesetz gegen Kriminelle verteidigen? Na, dann gute Nacht, Hamburg!'

      Ich bin in Wahrheit nicht so schnarchnasig, wie Sie jetzt vielleicht denken.

      In Wahrheit bin ich ein dynamischer Vulkan.

      Naja, so dynamisch und explosiv, wie Menschen aus dem Norden, die sprachlich über den spitzen Stein stolpern eben sein können. Alles ist ja relativ, wie Einstein schon herausgefunden hat. Ein temperamentvoller Italiener werde ich in diesem Leben nicht mehr. Noch nichtmal ein quasseliger Rheinländer. Aber ich brenne 24 Stunden am Tag für meinen Job, den Schwachen zu helfen, den Opfern von Gewalttaten Gerechtigkeit widerfahren zu lassen und dafür zu sorgen, dass das organisierte Verbrechen nicht Überhand nimmt. Manchmal schlafe ich nur vier Stunden. Gangster haben nämlich die unangenehme Eigenschaft, sich nicht an die Dienstpläne unserer Abteilung zu halten. Wir müssen aktiv sein, wenn die Halunken es auch sind. Das ist nunmal so. Ich ernähre mich von ungesunden Hot Dogs, weil ich oft keine Zeit für anderes habe. Und wenn ich deswegen eine Plautze kriege, sollte man das wie eine Kriegsverletzung ansehen, die ich man sich eben im Kampf gegen das Verbrechen holen kann.

      Aber wenn ich dann mal einen Tag frei habe, dann will ich nur Ruhe.

      Dann sitze ich zum Beispiel am Wasser und halte die Angel hinaus.

      Wo wir schon bei der Wahrheit sind: Ich mag gar keinen Fisch. Ich habe auch nicht den Verdacht, dass da, wo ich sitze sonderlich viele davon herumschwimmen. Ich persönlich als Fisch würde mir jedenfalls ein anderes Gewässer suchen.

      Aber kann man in unserer Leistungsgesellschaft einfach nur rumsitzen? Man ist sofort verdächtig. Wieso sitzt der da so? Was glotzt der? Oder wenn man die Augen geschlossen hat, um sich wie Buddha ganz in sich selbst zu versenken, dann denkt jeder: Ist der besoffen?

      Dem Rentner, der mich so doof angemacht hatte, hätte ich auch sagen können: „Ich angle gar nicht. Ich bade nur einen Wurm.“ Ist mir aber zu spät eingefallen. Das ist manchmal so. Die besten Sachen fallen einem zu spät ein. Und davon abgesehen, weiß man ja nie, an wen man so gerät. Aktivisten für das Menschenrecht von Würmern, dreckig zu bleiben, soll es ja auch geben...

      Mein freier Tag war mir heilig.

      Die wenigen Augenblicke inneren Friedens wollte ich genießen.

      Leider kannten die dunklen Elemente der Stadt keinen Respekt vor heiligen Dingen.

      Also musste ich los.

      Ermitteln.

      „Mein

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