Lebensweisheiten eines ordentlichen Trinkers. Helge Hanerth
Чтение книги онлайн.
Читать онлайн книгу Lebensweisheiten eines ordentlichen Trinkers - Helge Hanerth страница 12
Ich bemerkte, dass wenn ich eine neuentdeckte Fähigkeit in Anspruch nahm, sich deren Performance automatisch verbesserte. Mit gezieltem Training waren auch weitere Leistungssteigerungen drin. Ich benutzte Körper und Hirn wie Muskeln. Heute können Wissenschaftler bestätigen, dass neuronale Vernetzungen ein Leben lang möglich sind. Das macht auch unser Hirn ein Leben lang lernfähig.
Als Kind habe ich das in der vorösterlichen Fastenzeit immer wieder probiert. Ich habe Süßigkeiten vermieden. Als mir das leicht fiel, habe ich extra Süßigkeiten bevorratet, um der Versuchung zu naschen stärker ausgesetzt zu sein. Zum Schluss habe ich Süßigkeiten so platziert, dass ich sie permanent sah. Die Versuchung wurde so allgegenwärtig. In wirkliche Versuchung kam ich nie, dazu waren die katholischen Drohgeschichten vom Höllenschlund, der die Sünder erwartete, zu schön und plastisch.
Ich war immer dann erfolgreich mit meinem Hirntraining, wenn ich in kleinen Schritten vorging. So habe ich selbst ohne Grund zum Optimismus den Mut, daran zu glauben, dass ich mir noch unbekannte Potenziale erschließen kann, um ein Ziel zu erreichen.
Das Vertrauen in mich, dass entstand, wenn ich gewann, hat meine Ängste nie beseitigt. Es hat sich lediglich als eigenständige Kraft neben der Angst etabliert und war mit der Angst zum Dialog bereit. So konnte ich meine Zukunft auf Vertrauen bauen, ohne mich zu überschätzen, weil die Angst wachsam bereit stand. Es braucht eben beides. Für dauerhaften Erfolg muss man ein Wagnis eingehen und gleichzeitig bereit sein, wenn man den Bogen überspannt, zu parieren. Mut ist immer der Mut zur Aktion und auch der Mut zum Nein-sagen.
Ich lehnte mich gegen das Schicksal als Totalversager auf. Aus meinem Widerstand wuchsen die Wege, die mir halfen mich aus dem Loch zu ziehen. Aus Trostlosigkeit malte ich meine Träume. Wenn ich das schon als Kind gelernt hatte, dann sollte ich als Erwachsener mit dieser und weiteren Erfahrungen, die Kraft haben, noch mehr zu erreichen.
Über Jahrzehnte habe ich meine persönliche Technik entwickelt, um meine Ziele für mein Stück vom Kuchen des Lebens zu erreichen. Die Grundlagen hierfür haben Sport und Musikunterricht gelegt in der Kindheit. Ich entwickle meine Technik ständig weiter, heute vor allem bei meiner Arbeit als Verantwortlicher für Projekte und für Umsatzziele. Jetzt helfen mir sogar professionelle Coaching-Maßnahmen, die meine Firma bezahlt. Interessanter Weise sind die manchmal gar nicht so grundsätzlich anders als die Techniken meiner Kindheit.
Ziele brauchen Planung. Die Planungsschritte brauchen Maßnahmen. Maßnahmen müssen überprüft und optimiert werden. In meinen sokratischen Monologen am Ende eines jeden Tages, träume ich einerseits von der Zukunft. Andererseits plane ich die Maßnahmen für den nächsten Tag. Natürlich beurteile ich auch kritisch die Zielerreichung der Maßnahmen des vergangenen Tages. Erst so weiß ich, wie weit ich von meinem Traum noch entfernt bin. Jede Entscheidung muss exakt beschrieben werden, um eindeutig zu sein. Auslegungen sollen so vermieden werden. Sie müssen nachgehalten und mit einer konkreten Maßnahme eingeleitet werden. Will ich z.B. am folgenden Tag zum Schwimmen gehen, dann ist bereits am Vorabend die Sporttasche zu packen. Zusätzlich lege ich die Zehner-Karte schon mal auf den Frühstückstisch.
Für größere Ziele gibt es einen Aktionsplan. Alle Vereinbarungen dazu werden schriftlich fixiert in einer Maßnahmenmatrix.
Niemals finde ich mich mit einer Situation ab, nicht einmal mit einer guten. Es geht immer auch anders und besser.
Problemen weiche ich nicht aus, auch wenn sie kompliziert erscheinen. Ich stelle mich ihnen, weil ich die Schwierigkeiten vor der Auseinandersetzung mit einem Problem weniger fürchte, als die Ungewissheit, wenn ich Probleme vor mir herschiebe. Häufig entpuppen sich Probleme bei genauer Betrachtung als gar nicht so schwer lösbar. Mittlerweile ziehen mich deswegen Probleme sogar an. Ich löse gerne Probleme. Bei meiner Arbeit ist ein Problem, das ich angehe, immer auch eine Gelegenheit mich zu profilieren. Es sind die Projekte, die ich übernehme, die mich auszeichnen.
Ich spreche über alles, was mich bewegt. Das tue ich auch, wenn ich von einer Person nicht erwarte, dass sie einen Ratschlag parat hat. Meine Erfahrung zeigt, dass ich oft überrascht werde. Die Sichtweisen anderer schaffen neue Blickwinkel auf den gleichen Sachverhalt. Das liefert bei Problemen zusätzliche Lösungsansätze.
Für große Ziele suche ich mir Bundesgenossen. Heute spricht man auch von sozialen Netzwerken. Vereint bin ich stärker, das gilt nicht nur für die <Drei Musketiere>.
Vereint bin ich auch im Verein. In meinem Verein für Gleitschirmflieger bin ich unter Gleichgesinnten. Da ist das Leben nicht nur viel schöner, die stellen auch mehr auf die Beine, als ich das alleine könnte. Bei Alkoholproblemen könnte so ein Verein eine Selbsthilfegruppe sein.
Halbherzigkeit ist eine Todsünde. Es ist Zeitverschwendung etwas mit halber Kraft zu tun. So erreicht man nicht anspruchsvolle Ziele. Unbewusste Halbherzigkeit ist oft Ausdruck dafür, dass man von den Maßnahmen zur Zielerreichung nicht wirklich überzeugt ist. Fortgesetzte Halbherzigkeit ist somit auch die Ansage, den Erfolg nicht zu wollen. Wenn ich das weiß und nichts ändere, dann bedingt Halbherzigkeit sogar vorsätzliches Versagen.
Ziele müssen positiv begründet werden, damit klar ist, wofür ich etwas tue. <Ich gehe joggen, weil mich das mit Energie auflädt>.
Vermeidungsziele sind nicht zugelassen. Statt zu sagen, <ich esse kein Frühstückt> sage ich <ich gehe morgens joggen>.
Ziele dürfen verschoben werden – einmalig.
Wenn ich in Versuchung bin nachzugeben, frage ich mich, ob ich zu dieser Entscheidung auch noch am nächsten Tag stehen werde.
Nie bei erster Erschöpfung pausieren. Man kann auch mit reduzierter Leistungsfähigkeit noch eine Menge schaffen. Schwierigkeiten und Widerstände sind normal. Das darf nicht stören. Es gibt keinen Anspruch auf Glück. Glück ist, was uns in den Schoß fällt oder was wir uns erarbeiten. Unter Umständen muss es mit Schweiß dem Leben abgerungen werden.
Der Stundengong der Wanduhr ist die Gelegenheit, sich selbst bewusst zu machen und zu checken, ob ich mich im Rahmen meiner Vorgaben bewege. Das habe ich als Kind schon gemacht, als ich mir meine erste digitale Armbanduhr kaufte. Mit dem Stundensignal habe ich damals versucht mich in Gesellschaft nicht wie ein kopfloser, fremdgesteuerter Idiot zu verhalten. Ich habe innegehalten, um mich bewusst und situationsgerecht neu auszurichten.
Ich gehe früh zu Bett, um früh aufzustehen. Nur dann sind meine Batterien aufgeladen. Nur dann ist volle Leistungsfähigkeit gewährleistet. Ich gehe gerne Joggen, wenn morgens in allen Häusern noch die Rollläden geschlossen sind oder ich im Winter im frischen, nur von einigen Kaninchen und Katzen berührten Schnee meine eigene <Loipe> trete
Fehler müssen Konsequenzen haben. Wenn Fehler passieren, suche ich zu erst bei mir nach Ursachen. Ursachenforschung vermeidet unnötige Wiederholungen. Vielleicht musste ich ja scheitern? Vielleicht war das Ziel zu anspruchsvoll? Vielleicht liegt die Lösung darin, ein Ziel in mehrere kleine Etappenziele aufzuteilen? Ein Fehler ist immer auch eine Herausforderung. Ein Fehler ist die Chance zum Bessermachen. Ein Fehler