Raban und Röiven Der Feuervogel. Norbert Wibben

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Raban und Röiven Der Feuervogel - Norbert Wibben Raban und Röiven

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die mit Käse belegt wunderbar schmecken. Dazu trinken sie heißen Kakao, der mit Zimt verfeinert wurde. Für Röiven hat Ilea an einige Stücke Schokolade gedacht, die er diesmal besonders langsam genießt. Er will in Anwesenheit der Gastgeber keinesfalls gierig erscheinen. Danach verabschieden sich die Freunde, um Minerva aufzusuchen. Raban verspricht Ilea, sie am nächsten Tag zu besuchen, um dann mit ihr die gedankliche Kontaktaufnahme zu üben.

      Der Junge steht mit dem Raben auf seiner Schulter unter der uralten Eiche, wo sie sich schon oft mit der Schleiereule beraten haben. Die knorrigen Äste überspannen einen großen Bereich und strecken sich hoch in den Himmel hinauf. Der Herbst hat bereits die ersten Blätter verfärbt, trotzdem werden sie noch längere Zeit am Baum bleiben.

      Auch hier wabern Morgennebel über den Boden. Die menschenleere Gegend wirkt etwas unheimlich, als Krähenschreie aus der Ferne herbeigetragen werden.

      »Wo steckt das Lumpenpack? Wollen sie uns drohen? Ich werde ihnen zeigen, wer hier …«

      »Nein, das solltest du jetzt lassen«, unterbricht der Junge den Raben. »Wir haben Wichtigeres zu tun!« Raban schaut sich suchend um. Wo mag die Schleiereule sein? Ist sie noch jagen oder befindet sie sich bereits in ihrem Unterschlupf für den Tag? Der schmale Eingang der Höhle am Fuß des Berghangs verrät es nicht, da die Eule beim Hineinfliegen keine Spuren auf dem Boden hinterlässt. Da dort zudem Felsgestein unter Geröll hervorschaut, würde selbst ein Bär keine Abdrücke seiner Tatzen hinterlassen.

      »Hallo Minerva, wo versteckst du dich?«, knarzt Röivens Stimme. Keine Antwort. Er ruft erneut: »Minerva! Wir benötigen deinen Rat! Es ist dringend! Bitte zeig dich!«

      Doch tiefe Stille umgibt sie.

      »Vielleicht ist sie noch auf der Jagd nach einer Maus oder sonstigem Getier?«, fragt der Junge seinen Freund. Dann ruft er trotzdem so laut er es vermag:

      »Minerva. Wir benötigen deinen Rat. Es ist dringend. Bitte komm heraus.«

      Doch bis auf das leichte Rauschen der Blätter in einem aufkommenden Wind umgibt sie tiefe Stille.

      »MINERVA! BITTE!«, rufen sie nun gemeinsam.

      Immer noch keine Reaktion.

      »Ob wir mal in der Höhle nachschauen sollten?«, schlägt Raban vor. »Vielleicht geht es ihr ja nicht gut? Sie ist mittlerweile doch sicher schon steinalt, da könnte sie jeden Tag …«

      »Wer macht denn hier solch einen Radau?«, erklingt es in diesem Moment dumpf aus der Höhle. Kurz darauf segelt die Schleiereule lautlos aus dem schmalen Eingang heran. Sie landet auf dem großen Ast, der sich etwas über Rabans Kopf befindet. Die dunklen Augen der Eule blicken die beiden Besucher starr an.

      »Das hätte ich mir ja denken können! Ihr entwickelt euch zu richtigen Störenfrieden.« Sie blickt jetzt den Jungen an. »Danke für deine Fürsorge, aber sooo alt bin ich noch nicht, dass ich Hilfe benötige! – Ihr wollt also meinen Rat. Was ist denn Schlimmes passiert? Ihr seid doch ein gut eingespieltes Team, das jede Herausforderung bestehen sollte.«

      »Ja, also«, beginnt Röiven, während er seine Brust herausstreckt. »Eigentlich hast du Recht. Dann schlafe weiter, wir sind dann mal weg.«

      »Was soll denn der Quatsch?«, erwidert Raban erstaunt. »Nur weil Minerva dir schmeichelt, benötigst du keinen Rat einer erfahrenen und weisen Eule?«

      »Das ist aber nett von dir, mein lieber Junge!«, beginnt Minerva, wird jedoch von dem Raben unterbrochen, der auf den Ast neben sie flattert.

      »Sie hat uns nicht geschmeichelt, sie sagt die Wahrheit«, widerspricht der schwarze Vogel beleidigt und dreht dem Jungen seinen Rücken zu. Dieser versucht einzulenken.

      »Es stimmt, dass wir ein gutes Team sind, das bisher alle Herausforderungen gemeistert hat.« Der Rabe blickt zögernd über seine Schulter zum Jungen. »Trotzdem können wir uns die seltsamen Vorkommnisse der letzten Zeit nicht erklären. Minerva ist aber berühmt für ihre Weisheit und kann uns vermutlich helfen.«

      »Also meinst du nicht, dass ich zu dumm bin?«

      »Das habe ich nicht gesagt und NIE gemeint!«

      Erfreut dreht sich Röiven um und flattert zurück auf Rabans Schulter.

      »Freunde?«, fragt dieser.

      »Jepp. Klaro. Sicher das«, entgegnet der Vogel.

      Das belustigte Kollern der Eule lässt den Kolkraben sofort herumfahren. Er will bereits erbost nach der Ursache fragen, als ihm Minerva zuvorkommt.

      »Also wirklich. Ihr benehmt euch, wie ein altes Ehepaar.«

      »Was sagst du da?«, knarzt der Rabe. »Das ist doch un…«

      »Sie könnte damit nicht falsch liegen, fast das Gleiche hat uns schon mal jemand gesagt.« Raban grinst.

      »Was? Nein, das kann nicht sein.«

      »Doch. Erinnere dich. Das war Ilea, als du ihr kurz zuvor etwas deiner Zauberkraft übertragen hattest. Sie sagte, wir benähmen uns wie ein lang verheiratetes Ehepaar.«

      »Stimmt das? Ich kann mich gar nicht mehr daran erinnern. Und das sagte sie, obwohl ich ihr etwas von meiner Zauberkraft abgab?«

      »Gerade, weil du ihr diese übertragen hattest. Vorher konnte sie unsere Neckereien doch nicht verstehen, jedenfalls deinen Anteil …«

      »Seid ihr jetzt fertig?«, unterbricht Minerva energisch die Auseinandersetzung. »Ich möchte heute noch in mein Nest, also in meine Schlafstelle, kommen. Die Nacht war lang und anstrengend. Also, wofür benötigt ihr meinen Rat. Und sprecht nicht durcheinander!«

      Der Junge erzählt daraufhin von allen seltsamen Ereignissen der letzten Tage, über die er etwas in der Zeitung gelesen hat. Im Anschluss berichtet er von der Tötung der beiden Ziegen und davon, dass eine von ihnen verschwunden ist.

      »Wir haben die Nacht über Wache gehalten, aber es kam niemand, um auch die zweite zu holen«, ergänzt Röiven. Der Junge holt den Zeitungsausschnitt aus seiner Hosentasche, auf dem einige der gemalten Zeichen auf den Blöcken des Steinkreises zu erkennen sind und zeigt ihn Minerva.

      »Was hältst du von alledem? Hast du jemals von derartigen Ritualen mit Tieropfern gehört?« Raban und Röiven blicken die Eule erwartungsvoll an.

      Die einkehrende Stille dauert lange, dann schließt die Schleiereule beide Augen und dreht ihren Kopf zur Seite.

      »Nicht einschlafen. Minerva!«, knarzt Röiven.

      »Ich denke nach. Bitte RUHE!«, empört sich die Eule.

      »Ich möchte wetten, sie war kurz davor einzuschlafen«, sendet der Rabe seine Gedanken lachend zu Raban.

      Die Schleiereule dreht nach längerer Zeit das herzförmige, helle Gesicht zu ihnen zurück und öffnet die Augen.

      »Von

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