Wunderbares Afrika. Eckhard Seipelt

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Wunderbares Afrika - Eckhard Seipelt

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Vögel kreisen über uns. Was für ein Begrüßungsspektakel. Nach kurzer Zeit ist das Schauspiel vorbei. Tagsüber sieht man immer wieder vereinzelt Adler am Himmel, das massenhafte Auftreten bleibt aber exklusiv unserem ersten Blick in den äthiopischen Himmel vorbehalten. Zum Frühstück gibt es Shero Tegabino, das sind Sauerteigfladen mit Gemüse, und Ferfer-Brot, einem Brot mit scharfer Sosse. Dazu wird ein sehr aromatischer Ingwertee gereicht. Wir leben in den Tag hinein und erkunden die nähere Umgebung des Hostels. Addis Abeba ist hektisch, fast chaotisch. Selbst dicht am Zentrum sind die meisten Straßen unbefestigt. Die Menschen sind sehr angenehm, wir werden in keiner Weise bedrängt. Nachmittags rufen wir am Flughafen an. Der Rucksack bleibt verschollen. Vera Elisa nimmt es gelassen. Afrika lehrt uns schon sehr frühzeitig Gelassenheit zu üben.

      Abends meditieren Vera Elisa und ich gemeinsam. Wer sich mit Meditation befasst, weiß um die positive Wirkung. Ich habe über ein halbes Jahrhundert gebraucht, um mich darauf einzulassen. Ich kann jedem, der demgegenüber Vorbehalte hat, nur empfehlen, sich dafür zu öffnen. Meditation ist nach meiner Interpretation nichts anderes, als seinen Verstand zu kontrollieren, indem man ihn bewusst für einige Zeit abschaltet. Sehr schnell begreift man dann, dass wir viel mehr als unsere Gedanken sind. Unser Gehirn wurde uns in die Wiege gelegt, damit wir es sinnvoll nutzen, und nicht damit wir ihm die alleinige Führung über unser Leben gestatten. Jede einzelne Körperzelle verhält sich intelligent. Wir sollten wieder lernen, ganzheitlich zu leben und mehr auf unser Herz zu hören.

      Während der Meditation erhält Vera Elisa die Information, dass die Adler in der Tat zu unserer Begrüßung am Himmel erschienen sind. Wir mögen es als Hinweis verstehen, dass unsere Reise unter einem ganz besonderen Schutz steht. Vera Elisa hat außergewöhnliche mediale Fähigkeiten, die Botschaften, die sie erhält, ergeben immer einen Sinn für mich.

      Afrikanische Kunst

      Am nächsten Tag machen wir einen Ausflug mit dem Minibus nach Debre Zeyt. Für 12 Birr, umgerechnet 50 Cent, bekommen wir zwei Stunden lang einen ersten Eindruck für Reisen in Äthiopen geboten. Trotz des sehr beengten Platzangebots macht es viel Spaß. Die Fenster des Minibusses sind mit hübschen Vorhängen dekoriert, bei melodischer äthiopischer Musik herrscht eine entspannte Atmosphäre. Nach kurzen Verhandlungen mit einigen "Schleppern" am Busbahnhof von Debre Zeyt werden wir zu einem Fahrer geführt, der uns mit seinem Minibus in die umgebenden Berge fährt. Wir reisen durch malerische Landschaft auf schwer befahrbaren Pisten mit durchschnittlich 10 km/h.

      Unterwegs bitten wir den Fahrer eine ältere Frau mit viel Gepäck, die vor uns am Straßenrand entlang geht, mitzunehmen. Der Fahrer ist sehr erfreut über diese kleine Geste der Menschlichkeit. Platz genug ist vorhanden, immerhin reisen wir in einem Minibus der bequem Platz für 12 Personen bietet. Im Linienverkehr ist es vollkommen üblich, die doppelte Anzahl an Passagieren in solch einem Bus zu transportieren. Zur Freude des Fahrers nehmen wir immer mehr Einheimische mit. Es sind oftmals Frauen mit einem Säugling oder einem Kleinkind auf dem Rücken und schweren Lasten auf dem Kopf, die bei sengender Hitze weite Strecken zu Fuß, z. B. zum nächsten Markt, zurücklegen müssen. Bei uns in Deutschland kann sich wohl kaum jemand ein Bild davon machen, welche Strapazen diese Menschen in ihrem Alltag auf sich nehmen, um ihr Leben zu organisieren. Sie sind sehr herzlich und jedes Mal ausgesprochen dankbar für die Mitfahrgelegenheit. Der Abschied ist stets sehr inniglich, wenn sie den Bus verlassen. Ihr warmer Gesichtsausdruck und ihre herzlichen Gesten berühren mich sehr. Sie sind zweifellos bitterarm, haben sich aber ihre Würde und ihre Menschlichkeit bewahrt, wovon ich bei manchen Mitmenschen in unserer zivilisierten Welt nicht immer ganz überzeugt bin.

      Nachdem wir 2 1/2 Stunden durchgeschaukelt worden sind, müssen wir zu unserer Ernüchterung feststellen, dass der Weg zu unserem Hauptziel, der Kirche Zuqualla Maryam, unpassierbar ist. Unsere Fahrt endet vorzeitig mitten in den Bergen. Ein junger Hirte kommt auf uns zu und bietet an, uns für 20 Birr, ca. 80 Cent, weiter hinauf ins Gebirge zu führen. Wir nehmen seine Dienste gerne in Anspruch. Hier herrscht absoluter Frieden. Die sanften Hügelketten sind in ein beruhigendes Grün getaucht. Über Trampelpfade geht es bergauf, ich fühle mich immer wieder an biblische Zeiten erinnert. Die schmalen Pfade werden häufig von Schafen, Ziegen und Buckelrindern versperrt. In der Regel weichen sie aus, sobald wir uns ihnen nähern. Hin und wieder muss unser Begleiter die Rinder mit einem leichten Stockschlag zur Seite bitten. Dennoch bleibt es uns oft nicht erspart, uns mit Körperkontakt an ihnen vorbei zu zwängen. Ich habe großen Respekt vor den weit ausladenden Hörnern. Wie es sich aber für ein echtes Paradiese gehört, sind die Huftiere ausgesprochen sanftmütig. Wunderschöne Blumen zieren unseren Weg. Farbenfrohe Vögel und Schmetterlinge machen die Bergidylle perfekt.

      Auf der Rückfahrt nach Debre Zeyt wählen wir einen anderen Weg. Im Schritttempo schleichen wir über die ausgespülten, lehmigen Pisten. In einer Mulde bleiben wir schon bald stecken. Nachdem wir den Boden der Vertiefung unter großer Kraftanstrengung mit riesigen Gesteinsbrocken ausgelegt haben, gelingt es im vierten Versuch der Falle zu entkommen. Kurz darauf stellt sich uns die nächste Herausforderung im kaum befahrbaren Gelände. In einer weiteren Mulde hängt der rechte Hinterreifen ca. 30 cm über dem Boden in der Luft. Auf drei Rädern ist es unmöglich die tiefe Bodensenke zu durchqueren. Immerhin schaffen wir es mit vereinten Kräften, den Bus im Rückwärtsgang aus der aussichtslosen Situation zu befreien. Mit viel Geschick und Glück schafft es unser Fahrer, die nicht passierbare Stelle weiträumig zu umfahren.

      Später kommen wir auf einer vergleichsweise guten Piste gut voran, bis unser Fahrer auf einmal scharf abbremst. Er hat gerade noch rechtzeitig erkannt, dass der Fahrweg über mehrere Meter hinweg einige Meter tief komplett weggebrochen ist. Da die Stelle hinter einem Anstieg liegt, war sie kaum einzusehen und nur der Erfahrung unseres Fahrers haben wir es zu verdanken, dass wir nicht hineingestürzt sind. Es wird verständlich, warum man auf vielen äthiopischen Straßen dringend davon abrät, nachts zu fahren.In einem sehr gewagten Manöver gelingt es, die Abbruchstelle seitlich zu umfahren. Die Regenzeit ist gerade vorüber. Das Straßennetz hat unter den Regenfällen erheblich gelitten. Am späten Nachmittag erreichen wir Debre Zeyt dennoch ohne weitere Zwischenfälle.

      Nach einem Essen in einem guten, zu einem Hotel gehörigen Restaurant fahren mit einem öffentlichen Minibus zurück nach Addis Abeba. In strömenden Regen kommen wir in der Hauptstadt an. Neben den lehmigen Straßen bilden sich kleine Bäche. Am Busbahnhof waten wir durch tiefen Matsch zu einem anderen Minibus, der uns für 15 Birr quer durch die Metropole in die Nähe des Flughafens bringen soll. Die wie immer sehr freundlichen Mitreisenden helfen uns, den richtigen Bus zu finden. Wir wollen vor Ort herausfinden, ob Vera Elisas Rucksack inzwischen angekommen ist. Ist er aber nicht. Immerhin handelt sie 75 Dollar heraus, um sich mit den notwendigsten Utensilien einzudecken. Vera Elisa möchte nicht noch länger auf ihr Gepäck warten, wir beschließen daher, uns am nächsten Morgen ins Ungewisse aufzumachen und unsere Rundreise durch den Norden Äthiopiens zu beginnen.

      Am nächsten Morgen sitzen wir daraufhin um 8 Uhr in einem Taxi. Um 9 Uhr soll ein direkter Bus nach Bahir Dar am Tana-See verkehren. Wir gehen davon aus, dass wir in einer Stunde mühelos vom Hotel zum Busbahnhof gelangen werden. Falls nicht, gibt es gewiss Minibusse nach Bahir Dar. Die Strecke soll gut frequentiert sein. Bahir Dar ist eine wichtige Stadt, die laut Reiseführer gute Verkehrsanbindungen hat. Zunächst kommen wir mühelos voran. Es ist Sonntag, die Straßen sind verhältnismäßig wenig befahren. Wir fahren eine Tankstelle an, müssen aber feststellen, dass es dort kein Benzin mehr gibt. Dies scheint nicht ungewöhnlich zu sein. Nach einigem Suchen entdecken wir eine Tankstelle, aus deren Zapfsäulen man noch "schwarzes Gold" entlocken kann. Man erkennt sie an der endlos langen Schlange vor dem Tankwart. Nachdem wir einige Liter "Sprit" ergattern konnten, kriechen wir von einem Stau in den nächsten. Der Verkehr hat inzwischen beträchtlich zugenommen. Mehrmals müssen wir große Baustellen auf abenteuerlichen Pisten umfahren. Schaf- und Rinderherden werden mitten durch die Metropole getrieben. Zwischendurch gibt es Abschnitte, die man mit normaler Geschwindigkeit befahren kann, Im schnell dahinfließenden Verkehr spielen häufig

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