Die Regulatoren in Arkansas. Gerstäcker Friedrich
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Читать онлайн книгу Die Regulatoren in Arkansas - Gerstäcker Friedrich страница 3
"Einer?" sagte der junge Mann ärgerlich, indem er hinzutrat und die Flasche aus Johnsons Hand nahm. "Einer? Die Luft ist hier dick voll von ihnen, und es kommt mir fast so vor, als ob Harper recht habe, der neulich behauptete, es wären so viele von den verwünschten, scharfgesichtigen Burschen hier, daß man bei Tisch, wenn man nur einmal mit dem Messer durch die Luft hiebe, den ganzen Teller voll Flügel und Beine hätte."
"Hoho!" lachte Cotton. "Ihr gewöhnt Euch schon daran; kommt da freilich gerade aus den Missouri-Bergen herunter, wo ich mir habe erzählen lassen, daß die Leute nachts ohne Rauch im Freien schlafen könnten; hier möchte ihnen das schwerfallen."
"Gentlemen, denken Sie daran, weshalb wir hier sind", bemerkte Rowson jetzt etwas ungeduldig. "Die Zeit vergeht, und ich muß wahrhaftig fort. Überhaupt ist dies keineswegs ein so ungemein sicherer Platz, wenn Johnson wirklich den Indianer mit seinen Genossen hat in der Nähe herumkriechen sehen. Ich schlage also vor, daß wir ohne weitere Umstände ans Werk gehen und verabreden, was wir eigentlich verabreden wollten."
"Brav gesprochen, großer Prophet!" rief Cotton, dem Redner dabei mit so kräftiger Faust auf die Schulter schlagend, daß dieser schmerzhaft das Gesicht verzog und dem allzu Freundlichen einen tückischen Seitenblick zuwarf, jedoch mit großer Selbstüberwindung seinen Ärger verbiß und, die Männer bedächtig im Kreis ansehend, fortfuhr: "Wir haben, dank den geschäftigen Schuften, die nicht allein in der Ansiedlung, sondern im ganzen County, ja im ganzen Staate umherstreifen und sich unter dem Namen Regulatoren breitmachen, mehrere Wochen lang brach gelegen und nicht einen Pfennig verdient. Gestern ist, wie ihr alle wißt, ein Botschafter von der Insel dagewesen, der einen Transport guter Pferde dringend fordert, die zu einem Landtransport oder was weiß ich verwandt werden sollen, und wir kleben hier und legen die Hände in den Schoß. - Das geht nicht länger - ich brauche Geld - wie jeder von euch, und mit Maisbau und Schweinezucht das durch jahrelange Arbeit zu verdienen, was gewissermaßen auf dem Tischtuch vor uns liegt, wäre lächerlich; also zur Tat denn. Da ich durch den guten Ruf, den ich mir zu erwerben gewußt habe, obgleich ich doch eigentlich nur ein schwacher, sündhafter Mensch bin –“
„Höll' und Teufel, laßt den Unsinn!" rief Cotton, ärgerlich mit dem Fuß stampfend. "Plappert Euren Gebetkram her, wenn Ihr bei Roberts seid, aber schenkt uns hier reinen Wein ein."
"Da ich durch den guten Ruf, den ich mir zu erwerben gewußt", wiederholte Rowson, eine besänftigende Gebärde gegen Cotton machend, "auf vielen, sehr vielen Farmen Zutritt erhalten habe, so hat mir das natürlich Gelegenheit gegeben, den Vieh- und besonders den Pferdestand der Eigentümer genau zu untersuchen. Meiner Meinung nach also gibt es für uns keine ergiebigere Gegend als Springcreek, an der anderen Seite von Petite-Jeanne. Husfield dort hat herrliche Tiere, und ich bin fest überzeugt, daß wir von der einen Farm allein acht Pferde wegholen können, wobei ich noch zwei Tage Vorsprung garantiere."
"Nicht so übel", meinte Johnson, "aber bedenkt auch, daß uns das wieder fast fünfzig Meilen weiter vom Mississippi fortbringt."
"Höchstens fünfunddreißig", erwiderte Rowson, "und zwei Tage und zwei Nächte Vorsprung. Hier in der Gegend müssen wir gewärtig sein, daß sie uns noch in derselben Stunde auf der Fährte sind, und das ist denn doch, das Wenigste zu sagen, störend."
"Wie wärs, wenn wir den Zug bis auf die nächste Woche verschöben?" meinte Johnson. "Ich hätte gern einen kleinen Abstecher an den Washita gemacht."
"Keine Stunde", rief Rowson, "wozu die Zeit versäumen, die wir bald so höchst nötig brauchen werden?"
"Was zum Henker habt Ihr denn auf einmal für eine verwünschte Eile?" fragte Cotton verwundert. "Ihr laßt's ja doch sonst an Euch kommen."
"Ich brauche Geld", sagte Rowson lakonisch. "Mein Land ist vermessen, und wenn ich bis zum ersten Montag im Juni die volle Summe nicht einliefere, so kann es mir, wie ihr alle recht gut wißt, vor der Nase weggekauft werden. Außerdem leben hier in der Gegend einige so freundliche Seelen, die sich ein ganz besonderes Vergnügen daraus machen würden, mir den Gefallen zu tun. - Da ist unter anderen dieser Mr. Harper - die Pest auf seinen Kopf!“
"Hahahaha, Rowson", lachte Cotton, "wenn Mrs. Roberts hörte, daß Ihr einem anderen Christenmenschen die Pest auf den Schädel wünschtet, ihre fromme Meinung von Euch würde ein bedeutendes Leck bekommen."
"Spottet nur, Cotton, Ihr habt Euch das Recht dazu erworben - 's ist ja Euer täglich Brot - aber wenn ich nicht Wahrheit rede, daß hier einige leben, denen ich selbst mit Wollust ein Messer - doch das gehört nicht hierher", fuhr er, sich schnell fassend, fort. "Sprecht Euch jetzt aus, wollt Ihr meinem Rat folgen oder nicht? Wir können in acht Tagen à Person dreihundert Dollar verdienen, und das ist mehr, als sich auf ehrliche Art und Weise zustandebringen läßt."
"Gut! Mir ist's recht", rief Cotton. "Diesmal geht ihr beiden aber; wir zwei, Weston und ich, haben das vorige Mal den Hals riskiert."
"Ja, ja", stimmte Weston bei. " 's ist wahr - wir wären auch beinahe noch erwischt worden - diesmal ist die Reihe an uns, auszuruhen."
"Oh halt! Nicht so schnell", unterbrach sie Johnson, "vorerst müssen wir über den Plan einig werden, und dann bitt' ich, daß die beiden Herren bedenken mögen, welche Last wir mit dem Verkauf hatten und daß ich selbst bis jetzt noch nicht einmal von jedem Verdachte frei bin. Erst also den Plan - wie hattet Ihr's Euch gedacht, Rowson?"
"Nun seht", erwiderte dieser, indem er ein breites Bowiemesser unter der Weste vorzog und damit zu schnitzeln anfing, "zwei von uns - mehr dürfen es auf keinen Fall sein, um nicht Verdacht zu erwecken, wenn sie zufälligerweise gesehen werden sollten -, also zwei von uns gehen mit ihren Büchsen - und jeder mit drei oder vier Zügeln, die er auf irgendeine Art an sich verbergen muß, von hier aus über Petite-Jeanne nach der Mühle am Springcreek zu. Die Zügel erwähn' ich deshalb, damit wir nicht wieder solchen Ärger beim Verkauf der Pferde haben, da das letzte Mal die scharfe Baumrinde den Tieren die Mäuler blutig gerissen hatte und die Seelenverkäufer auf der Insel am Preise mäkeln wollten. Von der Mühle aus ist's nicht mehr weit, ein paar Meilen höchstens, zu Husfields, und an der ersten Fenzecke angelangt, haltet euch nur gleich links auf dem ersten Fußpfade hin, der scheinbar in den Wald wieder hineinläuft; er biegt aber nur deshalb aus, um ein paar umgestürzten Eichen Raum zu geben, nachher dreht er sich wieder der Farm zu und läuft gerade nach dem Pferdehofe hin, der auf der andern Seite mit dem Hause selbst in Verbindung steht.
Husfield hat etwa siebenundzwanzig Pferde, alles gerechnet, mit Füllen und Hengsten, von denen er gewöhnlich acht füttert. Die letzteren aber dürfen wir nicht berühren, er würde sie schon am nächsten Morgen vermissen und ist ein zu guter Waldmann, als daß er uns nicht auf der Fährte bleiben sollte. Die übrigen weiden, unter der Führung eines jungen, dreijährigen Hengstes, draußen im Freien."
"Er darf ja im Frühjahr keinen Hengst frei herumlaufen lassen,“ unterbrach ihn Johnson.
"Ich weiß wohl", fuhr Rowson fort, "er tut's aber doch. Jetzt wenigstens, dessen bin ich sicher, ist der Hengst noch draußen und kommt jeden Abend regelmäßig an die Fenz der Umzäunung - nach ein paar Stuten, denen er, auswendig herumtrabend, wiehernd seine Liebeserklärung macht, und kehrt dann wieder in den Wald, nach seinem gewöhnlichen Schlafplatz, zurück. Ihm folgt der ganze Trupp, und das ist der Zeitpunkt, sich der besten zu bemächtigen, denn die Bewohner des Hauses achten nicht viel auf die Tiere. Ich bin zweimal dort eingekehrt, um dessen auch gewiß zu sein."
"Wenn man die Stuten aus der Umzäunung nehmen könnte", meinte Weston schmunzelnd, "dann hätte man nachher die ganze Herde und könnte so schnell reiten, wie die Tiere laufen wollten."
"Ja,