Sinnvoll zu betrachten. Geshe Kelsang Gyatso
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Von jetzt an bis ich die Essenz der großen Erleuchtung erlange, werde ich Zuflucht nehmen zu den Buddhas, zum Dharma und zur erhabenen Versammlung der Höheren Bodhisattvas. [26]
Die Zufluchtnahme wird in fünf Abschnitten erklärt:
1. Die Ursachen der Zufluchtnahme
2. Die Zufluchtsobjekte
3. Das Maß der Zufluchtnahme
4. Die Verpflichtungen der Zufluchtnahme
5. Der Nutzen der Zufluchtnahme
Wenn uns die Ursachen der Zufluchtnahme unbekannt sind, dann werden wir keine Motivation haben, diese Praxis zu beginnen. Und wenn wir nicht wissen, welches die eigentlichen Zufluchtsobjekte sind, an wen sollen wir uns dann wenden? Wenn wir das Maß für die Zufluchtnahme nicht kennen, dann werden wir nicht wissen, wie wir diese Praxis vollenden können; und wenn wir die Verpflichtungen der Zufluchtnahme nicht kennen, werden wir den Zweck dieser Praxis nicht erfüllen können. Wenn wir schließlich nicht wissen, welchen Nutzen die Zufluchtnahme hat, berauben wir uns selbst der Inspiration, die notwendig ist, um die Praxis aufrichtig und regelmäßig auszuüben.
DIE URSACHEN DER ZUFLUCHTNAHME
Die Zufluchtnahme ist eine Hauptgrundlage des buddhistischen Pfades. Sie kennzeichnet unseren Entschluß, uns vom bisherigen endlosen Kreislauf der Verwirrung und Unzufriedenheit zu lösen, der unser bisheriges Leben bestimmt hat, und uns einem vernünftigeren und tugendhafteren Leben zuzuwenden. Wie zuvor erwähnt wurde, ist unsere vergangene Ansammlung negativer Handlungen durch Körper, Rede und Geist sowohl dafür verantwortlich, daß wir Tag für Tag Verwirrung und Unglück erfahren, wie auch für unsere Schwierigkeiten, Realisationen auf dem spirituellen Pfad zu erlangen. Wenn dieses unkontrollierte Verhalten ungehindert weitergeht, wird es uns künftig in noch weitaus leid- und qualvollere Zustände führen. Somit gibt es zwei voneinander abhängige Gründe, Zuflucht zu Buddha, Dharma und Sangha zu nehmen. Als erstes müssen wir eine tiefempfundene Furcht vor den elenden Zuständen samsarischer Existenz haben, in die uns das unkontrollierte Verhalten unseres Körpers, unserer Rede und unseres Geistes hineintreibt. Gemäß der buddhistischen Kosmologie wird diese Furcht als eine intensive Abneigung gegen die drei niederen Existenzbereiche verstanden, oder mehr noch, als ein Gefühl der Abscheu vor der unbefriedigenden Natur aller Existenzbereiche, die durch Unwissenheit bedingt sind. Zusätzlich zu dieser Furcht müssen wir unerschütterliches Vertrauen in die Drei Juwelen haben und dabei genau verstehen, wie sie die Macht haben, uns vor allen Formen des Leidens zu beschützen. Indem wir unsere Überzeugung auf Begründungen, korrekte Autorität und, als wichtigstes, auf unsere eigene Erfahrung stützen, wenden wir uns den Drei Juwelen der Zuflucht mit dem Gedanken zu, daß nur sie uns den Pfad zeigen können, der uns von Angst und Unzufriedenheit weg- und zu innerem Frieden hinführt.
Die buddhistischen Unterweisungen beschreiben drei aufeinander aufbauende Stufen der spirituellen Praxis, und die beiden Gründe für die Zufluchtnahme variieren gemäß der Stufe, auf der wir uns befinden. Eine Person anfänglicher Ausrichtung sieht klar, wie ihr Geist von heftigen Verblendungen wie Haß, Neid, Gier und dergleichen verunreinigt ist. Sie fürchtet, daß dieser ungezähmte Geist sie ohne angemessene Schulung dem großen Leiden der drei niederen Bereiche aussetzen wird: den Leiden der Höllenbereiche und der Bereiche der Hungrigen Geister und der Tiere, die das Ergebnis sehr nichttugendhafter Handlungen von Körper, Rede und Geist ist. Eine Person anfänglicher Ausrichtung entwickelt das Vertrauen und die Überzeugung in die Macht der Drei Juwelen, Schutz vor diesen Schrecken zu gewähren.
Wenn man zur mittleren Ausrichtung fortschreitet, sieht man, daß die gesamte samsarische Existenz - die höchsten Bereiche genauso wie die niedrigsten - von Unzufriedenheit und Leiden durchdrungen ist. Des Wanderns durch diesen endlosen Existenzkreislauf überdrüssig, wendet sich eine Person mittlerer Ausrichtung den Drei Juwelen zu auf der Suche nach einer Methode, die die vollständige Befreiung von jeder Art bedingter Existenz ermöglicht.
Auf der höchsten Motivationsebene ist der spirituell Praktizierende durch Großes Mitgefühl motiviert. Er geht über die eigenen selbstsüchtigen Belange hinaus und erkennt, daß alle anderen Wesen genauso in der Dunkelheit der Unwissenheit umherwandern und dabei fortwährend Ursachen für immer neue Leiden schaffen. Mit dem innigen Wunsch, diesen Lebewesen zu helfen, die er alle als seine Mütter aus früheren Leben erkennt, wendet er sich mit der Überzeugung den Drei Juwelen zu, daß nur sie ihn zur vollen Erleuchtung führen können - dem vollendeten Zustand, in dem es möglich ist, allen Lebewesen in höchstem Maße von Nutzen zu sein.
DIE ZUFLUCHTSOBJEKTE
Es ist sehr wichtig, eine klare Vorstellung davon zu haben, was genau die Drei Juwelen der Zuflucht sind. Im Buddhismus sind sie als die Drei Juwelen oder die erhabenen kostbaren Drei bekannt: Buddha, Dharma und Sangha. Eine allgemeine Definition der Drei Juwelen wurde bereits im ersten Kapitel gegeben, wo es hieß, daß sich «Buddha» auf das erleuchtete Wesen (den Arzt), «Dharma» auf seine Unterweisungen (das Heilmittel) und «Sangha» auf die spirituelle Gemeinschaft derer bezieht, die diesen Unterweisungen folgen (die Krankenschwestern). Wir nehmen zu den Drei Juwelen in der gleichen Weise Zuflucht wie ein Kranker zum Arzt geht, um geheilt zu werden, sich dabei auf das verschriebene Heilmittel verläßt und Hilfe und Unterstützung von ausgebildeten Krankenschwestern erhält.
Wenn das Interesse am Begehen des spirituellen Pfades in uns wächst, wird es notwendig, ein detaillierteres Verständnis der Drei Juwelen als das oben beschriebene zu bekommen. Um ein Verständnis davon zu erlangen, welches die wahren Objekte der Zuflucht sind, ist es nützlich, sich mit dem folgenden Überblick des Mahayana-Pfades, d.h. mit den Bewußtseinszuständen vertraut zu machen, die zur vollen Erleuchtung führen und darin gipfeln.
Wenn wir einmal den Bodhichitta-Wunsch entwickelt haben, betreten wir den ersten der fünf aufeinanderfolgenden Pfade, die zur Erlangung der Buddhaschaft führen. Die Hauptarbeit auf diesen Pfaden ist das schrittweise Beseitigen aller Behinderungen, die unseren Geist bedecken und ihn daran hindern, seine ursprünglich reine und essentielle Natur zu zeigen. (Diese Überlagerungen sind unterteilt in Verblendungsbehinderungen, die die Befreiung verhindern, und Behinderungen zur Allwissenheit, die die Allwissenheit verhindern). Das Entfernen wird dadurch erreicht, daß wir Weisheit entwickeln und unseren Geist mit Weisheit vertraut machen, insbesondere mit der Weisheit, die ein direktes, nichtbegriffliches Verständnis der wahren Natur der Wirklichkeit hat. Solch ein Verständnis entfernt Schicht um Schicht der verdunkelnden Unwissenheit, von der groben bis zur sehr subtilen, bis die Natur des Klaren Lichtes unseres Geistes vollständig enthüllt ist.
Auf den ersten zwei der fünf Pfade schulen wir uns darin, ein zunehmend genaueres und tiefgründigeres begriffliches Verständnis der Wirklichkeit zu erreichen, indem wir eine kraftvolle Konzentration und Höheres Sehen entwickeln (wie dies im achten und neunten Kapitel dieses Kommentars erklärt wird). Schließlich wird als Ergebnis dieser Schulung und durch die angesammelte Stärke oder das angesammelte Verdienst unseres Geistes unser Verständnis direkt und nichtbegrifflich. In diesem Moment betreten wir den dritten Pfad, den Pfad des Sehens, und alle unsere intellektuell gebildeten Verblendungen werden entfernt. Wir sind dann ein Höherer Bodhisattva geworden, ein edler Sohn oder eine edle Tochter der Buddhas. Was uns auf dem vierten Pfad, dem Pfad der Meditation, noch zu tun bleibt, ist das schrittweise Auslöschen aller angeborenen Verblendungen und ihrer Prägungen, die noch immer unseren Geist verdunkeln. Wenn auch dies vollständig erreicht ist und nicht einmal mehr der subtilste Schleier die Natur des Klaren Lichtes unseres Geistes verhüllt, erreichen wir den fünften und letzten Pfad, die volle Erleuchtung der