KLÜGER PUBLIZIEREN für Verlagsautoren und Selfpublisher. Stephan Waldscheidt

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KLÜGER PUBLIZIEREN für Verlagsautoren und Selfpublisher - Stephan Waldscheidt

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ist jeder Verlag ein Publikumsverlag, der sich an Leser wendet, die unterhalten werden wollen, kulturelle oder intellektuelle Interessen verfolgen. Im weiteren Sinn wird mit Publikumsverlag einfach ein großer Verlag gemeint, der mit Belletristik, Sachbüchern und Ratgebern auf ein Massenpublikum abzielt wie Heyne, Ullstein oder Bastei-Lübbe.

      Neben den kleinen, mittleren und großen Publikumsverlagen gibt es Special-Interest-Verlage, Fachinformationsverlage und Ausbildungs- und Wissenschaftsverlage. Näheres zur Abgrenzung und mehr Informationen zu den hier nicht näher untersuchten Verlagsformen finden Sie in »Traumziel Buch – und wie Sie es erreichen« von W. E. Heinold et al.

      In der Praxis: Verlagsautor Volker hat seinen Verlag auf dem klassischen Weg gefunden. Er hat einen Roman geschrieben. Das Exposé hat er bereits vorher verfasst und die Änderungen nach der Überarbeitung an das fertige Manuskript angepasst. Er hat sich im Buchhandel, bei befreundeten Autoren und auf den Websites der Verlage informiert, hat sogar eine Buchmesse besucht und Verlagsprospekte gewälzt. Er kennt die Programme und entscheidet sich gezielt für zehn Verlage, in denen er sich sein Buch vorstellen kann.

      Er beginnt mit den Einsendungen bei dem Verlag, bei dem er sein Buch am liebsten sähe, und arbeitet sich in der Wichtigkeit für ihn weiter nach unten. Welche Unterlagen der Verlag sehen möchte und ob er sie per Post oder per Mail erhalten will, liest Volker auf der Verlagswebsite nach. Daraufhin verfasst er ein Exposé. Es besteht aus einer dreiseitigen Inhaltsangabe einschließlich Schluss des Romans sowie weiteren Informationen über die Story, über sich selbst und über seine bisherigen Veröffentlichungen. Das alles packt er in einen Umschlag, legt eine wie verlangt 30-seitige Textprobe vom Anfang des Romans bei und schickt beides mit einem freundlichen, selbstbewussten und die Neugier anstachelnden Anschreiben an die genannte Adresse.

      Diesen Vorgang wiederholt Volker neun Mal. Manchmal muss er dazu den Umfang des Exposés oder den der Leseprobe ändern, was leider ziemlich viel Arbeit macht. Er tut es trotzdem. Am meisten wurmt ihn, dass er in dieser Zeit nicht zum Schreiben kommt.

      Danach wartet er. Aber er wartet nicht untätig, sondern überarbeitet das Manuskript nochmals, damit es blitzeblank ist, falls ein Verlag es komplett lesen will.

      Nach vier Wochen haben zwei Verlage abgesagt.

      Nach fünf Wochen will ein Verlag das komplette Manuskript sehen.

      Nach sechs Wochen haben zwei weitere Verlage abgesagt, ein weiterer will das Manuskript lesen.

      Nach acht Wochen hat noch ein Verlag abgesagt. Von den zwei Interessenten bieten beide Volker einen Verlagsvertrag an. Er prüft die Verträge zusammen mit einem Anwalt vom Verband deutscher Schriftsteller (für Mitglieder des VS kostenlos) und entscheidet sich für einen Verlag. Zwar zahlt dieser einen etwas geringeren Vorschuss als der andere, dafür sieht seine Honorarstaffel deutlich besser aus. Für Volker das wichtigere Argument.

      Volker hat alles richtig gemacht. Er hat einen überzeugenden Roman geschrieben und einen ebenso überzeugenden Auftritt mit Anschreiben, Exposé und Textprobe hingelegt. Vor allem hatte er Glück. Er hat einen Verlag für seinen Roman gefunden. Ganz ohne Agenten.

      Obwohl Volker es geschafft hat: Die Verlagssuche war mühsam, sie war nervenaufreibend und sie hat ihn viel Zeit gekostet, die er lieber mit Schreiben verbracht hätte. Er hofft, dass es beim nächsten Mal einfacher sein wird. Aber er weiß, das hängt davon ab, wie die Zusammenarbeit mit dem Verlag funktioniert und vor allem, wie gut sich das Buch verkauft. Dann bekommt er womöglich auch für seinen nächsten Roman einen Vertrag vom selben Verlag angeboten.

      In der Praxis: Sebastian hat alles genauso gemacht wie Volker. Nur hat er nach vier Wochen schon drei Absagen, nach sechs Wochen fünf und nach zehn Wochen gibt er die Hoffnung auf, von den übrigen Verlagen noch etwas Positives zu hören. Die zehn Wochen haben sich endlos hingezogen. Die Absagen? Alles Standardschreiben, die Sebastian kein bisschen weiterhelfen. Liegt es am Thema? An seiner Schreibe? Die ganze Arbeit fühlt sich an, als hätte sie keinerlei Sinn ergeben. Sebastian ist so schlau wie vor dem Verlagsmarathon. Dafür aber wesentlich frustrierter.

      Er versucht es noch einmal. Dieses Mal schreibt er gleich dreißig Verlage an. Keiner davon ist sein Wunschverlag, aber man muss nehmen, was man kriegt. Weitere zehn Wochen und siebzehn Absagen später beschließt der desillusionierte Autor, die Verlagssuche aufzugeben.

      Und jetzt?

      In der Praxis: Eine Freundin von Sebastian, Trudi, hat es bei einem Verlag versucht, dessen Firmenname Seriosität ausstrahlt, weil der Name Goethe darin auftaucht. Was man ihr leicht macht, denn die Anzeigen für solche Verlage, die einem Autor das Verlegtwerden versprechen, finden sich überall, auch in ansonsten seriösen Zeitungen und Zeitschriften: »Autoren gesucht.« Klingt das nicht verheißungsvoll?

      Trudi war die Sucherei leid. Sie war es leid, die immer gleich lautenden Standardabsagen auf ihr in Tausenden von Stunden liebe- und leidenschaftsvoll geschriebenes Romanmanuskript zu bekommen. Wie wohltuend fand sie es da, dass ein Verlag ihr eine Chance geben wollte!

      So in den Himmel gelobt wurde ihr Manuskript, dass der Betrag von achttausend Euro, den der Verlag für das »Verlegen« ihres Buchs wollte, gleich weniger abschreckend klang. Nachvollziehen konnte sie den Einwand, dass das Manuskript zudem ein Lektorat durchlaufen müsse – wofür, nach marktüblichen Preisen, weitere fünftausendvierhundert Euro fällig wurden.

      Andere Menschen kaufen sich ein Auto oder eine neue Küche, Trudi würde dagegen bald stolz ihr eigenes Buch in Händen halten – und zweifellos, so zumindest der Optimismus des »Verlags«, auch Zigtausende von Lesern damit gewinnen. Nach einem so teuren Lektorat würden die das Buch zweifellos in Schubkarren aus den Buchläden schaffen.

      Nun, leider hat das Buch nie einen Buchladen von innen gesehen. Denn der Dienstleistungs- oder Pseudoverlag hat sein Geld verdient: mit Trudi, ihrem Traum und ihrer Eitelkeit. Bevor nur ein einziges Buch gedruckt war! Nicht von ungefähr heißt diese spezielle Art von Verlagen anderswo »Vanity Press«, also Eitelkeitsverlag. Wozu noch den Aufwand, das Buch zu Buchhandlungen zu bringen?

      Im Sprachgebrauch ist es üblich, Zuschuss- und Pseudoverlage über einen Kamm zu scheren. Tatsächlich gibt es Zuschussverlage, vor allem bei wissenschaftlichen Publikationen, die fair arbeiten und keine unhaltbaren Versprechungen machen. Zuschuss ist dort wortwörtlich zu verstehen. Der Autor zahlt nur einen Teil der Kosten, eben einen Zuschuss.

      Steigt der Zuschuss auf einhundert Prozent, haben wir einen reinen Dienstleistungsverlag. Ein zu positiv klingendes Wort in dieser vor Euphemismen so reichen dunkelgrauen Ecke der Buchbranche. Besser und ehrlicher redet man vom Selbstkostenverlag. Dort zahlt der Autor tatsächlich die vollen Kosten vom Lektorat bis zu Herstellung und Vertrieb. Einen Verlagsvertrag schließt er nicht.

      Linktipp: Selbstkostenverlage in all ihrer verwirrenden Namensvielfalt – erklärt von Wikipedia:

       http://j.mp/XM8E8S

      Trudi fühlt sich zurecht abgezockt, bereut ihre Naivität, schwört sich, so etwas nie wieder zu tun.

      So wie Trudi geht es jedes Jahr wohl einigen Tausend Autoren allein in Deutschland. Und das trotz der Möglichkeit, sich heute per Internet über jeden Verlag zu informieren – und eben auch über solche Pseudoverlage.

      Das

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