KLÜGER PUBLIZIEREN für Verlagsautoren und Selfpublisher. Stephan Waldscheidt
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Verlagsautoren
+ Mögliche Unterstützung und Input beim Finden und Entwickeln von Ideen.
+ Die Eingrenzung des Spektrums tut der Kreativität fast immer gut. Beispiel: »Schreib ein Buch« ist ein Kreativitätskiller. »Schreib einen Fantasy-Roman, in dem Zwerge einen Pottwal retten und der in der Gegenwart spielt« triggert sofort konkrete Ideen.
+ Ideen können einander befruchten. So entsteht aus der Ursprungsidee häufig etwas Besseres und Originelleres.
– Andererseits sollten Sie bei der Ideenfindung nicht mit Unterstützung durch Ihren Verlag rechnen, gerade wenn Sie nur ein Autor unter vielen sind.
– Der Autor wird in eine Richtung manövriert oder sogar gedrängt, die ihm nicht gefällt oder nicht passt.
– Womöglich mangelnde Originalität, da derselbe Trend oft von vielen erspürt wird, zumal wenn ein Thema »in der Luft liegt«.
Selfpublisher
± Völlige Freiheit beim Finden und Entwickeln von Ideen.
– Gefahr des »Schreibens am Markt vorbei«.
– Gefahr, dass die Idee sich als nicht tragfähig herausstellt, nachdem Sie schon Zeit und Mühe in sie investiert haben.
– Gefahr, sich in der Ideenfindungsphase zu verlieren: Schwierigkeit, sich für eine Idee zu entscheiden, Schwierigkeit, zu entscheiden, wann der Ideenfindungsprozess abgeschlossen ist und der nächste Schritt erfolgen soll, die Entwicklung eines Konzepts aus der Idee.
Diese Fragen sollten Sie sich ehrlich beantworten:
Weiß ich, was mich inspiriert und wie ich mehr und auch bessere Inspirationen finde?
Habe ich überhaupt genug Ideen für ein ganzes Buch? Jedes Wort braucht eine neue Idee!
Fällt mir das Finden von Ideen allein leichter als in der Gruppe?
Liegen meine Stärken eher im Finden oder eher im Entwickeln von Ideen?
Habe ich einen eher durchschnittlichen oder eher außergewöhnlichen Geschmack?
Habe ich eher verbreitete oder eher eigenwillige Interessen? (Hilfestellung: Lese ich vor allem Bestseller und sehe mir im Kino bevorzugt Blockbuster an?)
Entscheidungshilfe: Verlag oder Selfpublishing?
Am Ende jedes Kapitels finden Sie eine einfache Entscheidungshilfe, ob Sie eher zum Veröffentlichen in einem Verlag tendieren oder das Selfpublishing der für Sie bessere Weg ist. Betrachten Sie das Ergebnis als Anhaltspunkt und Denkanstoß, nicht als Vorgabe.
Behalten Sie dabei im Hinterkopf, welche Gründe Sie für eine Veröffentlichung haben und welche Ziele Sie damit verfolgen. Mitteilungsbedürfnis, Spaß am Erzählen oder an Wissensvermittlung, Geld verdienen, Menschen aufrütteln, unterhalten, inspirieren – es gibt viele Gründe, es gibt viele Ziele.
Insbesondere Romanautoren sollte dies sinnreich erscheinen. Wissen sie doch, wie essenziell Gründe und Ziele für einen überzeugenden und starken Romanhelden sind. Zeit für Sie, der Held in Ihrer eigenen Geschichte zu werden und in der Geschichte Ihrer Publikationen.
Sie kommen am Ende dieses Tests, am Ende des Buchs zu keinem klaren Ergebnis? Macht gar nichts. Wie Sie sehen werden, schließen sich beide Wege des Publizierens nicht aus. Im Gegenteil.
Wie wichtig ist mir das Thema »Ideen«?
(1 = weniger wichtig; 2 = wichtig; 3 = sehr wichtig.)
Welcher Publikationsweg passt beim Thema »Ideen« besser zu mir?
(Vergeben Sie an Verlag oder Selfpublishing je nach Wichtigkeit 1, 2 oder 3 Punkte.)
Ihre Entscheidung:
Verlag: ___ Punkte; Summe: ___ Gesamtpunkte
Selfpublishing: ___ Punkte; Summe: ___ Gesamtpunkte
Übrigens: Sie dürfen auch flunkern und mehr als drei Punkte für besonders wichtige Themen vergeben ;-).
Themen und Trends: Wie trendy sind Sie? Wie trendy wollen Sie sein?
Themen und Trends sind so scheu wie eine Herde Rehe. Oft verschwinden sie im Unterholz, bevor man sie richtig zu Augen bekommt. Tendenziell sind eher Sachbuch- oder Ratgeberthemen trendabhängig, das heißt, sie erfordern schnelles (Re-)Agieren. Belletristische Themen sind langlebiger, Trends und das schnelle Aufspringen auf den Trendzug weniger wichtig. Doch auch dort existieren sie und werden von Verlagen erkannt und bedient.
In der Praxis: Verlagsautorin Vera hat einige Ideen für einen neuen Thriller. Doch worum soll es in dem Thriller gehen? »Die Finanzkrise in Europa«, so sagt ihr Agent, »ist immer noch trendy. Das als Thrillerstoff, das suchen die Verlage, wie mir gestern zwei Lektorinnen unabhängig voneinander gestanden haben.« Vera interessiert sich nicht sonderlich für Wirtschaft. Ihr schwebt als Thema des Romans eher etwas anderes vor: Gewalt in der Ehe. Doch ihr Agent rät ihr ab. »Das Thema ist durch, dazu sind vor drei, vier Jahren einige schöne Romane zu erschienen. Momentan will das keiner haben.« Vera aber beharrt darauf, und ihr Agent zieht schließlich mit. Sie einigen sich darauf, dass der Antagonist der Heldin, ihr Ehemann, als Investmentbanker mit Hedgefonds arbeitet, sodass die Krise zumindest am Rand mit in den Roman hineinspielt – und von der PR-Abteilung des Verlags als Aufhänger benutzt werden und in den Klappentext einfließen kann.
In der Praxis: Volkers Lektor Rüdi hat den Verlag verlassen, und er schreibt seinen Roman, den er zusammen mit Rüdi entwickelt hat. In dem historischen Roman geht es um die ersten Bergleute im Saarland und das harte Leben am Ende des neunzehnten Jahrhunderts. Doch als man Volker endlich einen neuen Ansprechpartner im Verlag zur Seite stellt, ist die Rohfassung des Romans längst fertig. Die neue Lektorin, Gerti, ist nicht begeistert. »Nein, die Gegend ist unsexy, außerdem hat Zola das Thema schon vor hundert Jahren abschließend behandelt. Ich glaube nicht, dass ich das im Verlag durchkriege, tut mir leid.« Volker ist frustriert. Soll er es bei einem anderen Verlag versuchen? Oder das Buch irgendwie durchboxen? Oder etwas ganz anderes schreiben?
Themen und Trends sind ein kitzliges Thema vor allem deshalb, weil sie mehr auf Meinungen, Hoffnungen, Erwartungen, Hörensagen und in die Zukunft fortgeschriebenen Erfolgen aus der Vergangenheit fußen als auf Fakten. Was in dem einen Verlag als Trendthema gilt, kann für den anderen schon ein alter Hut sein und kaum verkäuflich.
Gerade Agenten, die sich auf ihre Kenntnis des Marktes einiges einbilden, senden ihren Autoren in kurzer Zeit schon mal gegensätzliche oder schlicht falsche Signale. Eine mögliche und fatale Folge: Sie bringen den Autor vom Schreiben eines Buchs ab, das für ihn das richtige Buch zur richtigen Zeit gewesen wäre.
Die Wahrheit über Trends ist: Sie lassen sich erst im Nachhinein erkennen, frühestens währenddessen und im