Herzjuwel. Geshe Kelsang Gyatso
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Die fünfte Statue gehörte einem Kloster. Dort beobachtete ein besonders aufrichtiger Praktizierender des öfteren, wie sich die Statue in den Raum erhob und dann zu ihrem Platz auf dem Altar zurückkehrte. Deshalb wurde diese Statue unter dem Namen «Die Ehrwürdige, die in den Raum aufstieg» bekannt.
Die sechste Statue wurde von einem Minister der Regierung angefertigt, der ein vertrauensvoller Schüler Je Tsongkhapas war. Je Tsongkhapa selbst hatte diese Statue gesegnet. Eines Tages jedoch stahl sie ein böser Mensch aus Neid, brachte sie weit weg und warf sie in einen großen Fluß. Einige Zeit später reiste ein wichtiger Kaufmann namens Gelek zu Pferde durch jene Gegend und bemerkte einen Regenbogen in leuchtenden Farben, der senkrecht im Raume stand und dem Flußbett zu entspringen schien. Er dachte, daß dies ein ungewöhnliches Zeichen sei, und beschloß daher, die Nacht in der Nähe zu verbringen. Am nächsten Morgen war der Regenbogen noch immer da, und so entschloß er sich, weitere Nachforschungen anzustellen. Zwar konnte die örtliche Bevölkerung im Fluß nichts entdecken, doch Gelek war nicht überzeugt. Er sicherte sich mit Seilen, watete in den eiskalten Fluß und tauchte auf den Grund. Dort fand er die Statue Je Tsongkhapas, die Regenbogenlicht in leuchtenden Farben ausstrahlte. Als er wieder auftauchte, waren die Zuschauer erstaunt, daß er nicht ertrunken war, und noch erstaunter waren sie angesichts der kostbaren Statue in seinen Händen. Da es der Oberkaufmann Gelek war, der die Statue geborgen hatte, wurde sie anschließend als «Die Ehrwürdige, Oberkaufmann Gelek» bekannt.
Die siebte Statue stammte aus einer Gegend im östlichen Tibet, wo einst ein lang anhaltender Bürgerkrieg herrschte. Die Ortsbewohner sehnten sich nach einer Beendigung der Kämpfe, und so gingen sie zu einem Lama in der Nähe, der hohes Ansehen als großer Meditierender genoß und fragten ihn, was sie tun sollten. Er sagte, sie sollten eine große Statue Je Tsongkhapas in ihrer Stadt bauen und Darbringungen und Bitten vor ihr machen. Dies taten sie, und bald darauf endeten die Kämpfe, und der Friede kehrte in jene Gegend zurück. Diese Statue wurde später unter dem Namen «Die Ehrwürdige, die Konflikte befriedet» bekannt.
Die achte Statue wurde nach einer hochverehrten Statue Je Tsongkhapas benannt, die auf geheimnisvolle Art und Weise aus Tibet verschwand. Reine Praktizierende mit Hellsicht erkannten, daß sich die Statue in ein anderes, weit entferntes Land begeben hatte, wo der Boden mit Diamanten bestreut war und Sprache und Sitten vollkommen anders waren. Sie erkannten auch, daß die Statue den Menschen in jenem Land von Nutzen war, und beschlossen deshalb, eine weitere, ihr ähnliche Statue anzufertigen; sie nannten sie «Die Ehrwürdige, die in ein anderes Land ging».
Wunder wie diese sind nicht auf frühere Zeiten beschränkt. Auch heute noch gibt es viele Statuen und andere Darstellungen Je Tsongkhapas, die besondere Qualitäten besitzen. Als ich mich im Kloster Sera in Tibet aufhielt, war ich zum Beispiel gut bekannt mit einem Geshe namens Geshe Jatse. Als dieser seine Geshe-Schulung beendet hatte, zog er sich in eine Berghöhle zurück, um in Abgeschiedenheit zu meditieren. Er blieb für den Rest seines Lebens dort und lebte genau wie Milarepa. Als er starb, gingen seine zahlreichen Schüler gemeinsam mit vielen Zuschauern zur Höhle, um ihm die letzte Ehre zu erweisen. Zu ihrem Erstaunen sahen sie, daß der Je-Tsongkhapa-Statue Geshe Jatses Zähne und Haare gewachsen waren. Ich hörte diese Erzählung direkt von diesen Schülern, die ich zum Teil gut kannte.
Mein erster Philosophielehrer am Kloster Ngamring Jampaling hieß Geshe Palden. Geshe Palden machte einmal ein langes Annäherungs-Retreat über Je Tsongkhapa, bei dem er Migtsema-Gebete zählte. Am Ende seines Retreats erschien ein Bild Je Tsongkhapas auf einer der Perlen seiner Mala. Er zeigte es mir, und ich konnte die Abbildung ganz deutlich sehen.
Es gibt noch viele andere Geschichten wie diese, die uns zeigen, daß auch in diesen unreinen Zeiten vertrauensvolle Praktizierende unablässig Segnungen von Je Tsongkhapa empfangen können.
DIE GESCHICHTE UND DIE ÜBERLIEFERUNGSLINIE DER UNTERWEISUNG
Der Guru-Yoga von Je Tsongkhapa gemäß der Segyu-Überlieferungslinie wurde ursprünglich von Buddha Manjushri als Teil einer besonderen Schrift gelehrt, die unter dem Namen Kadam-Emanationsschrift bekannt ist. Je Tsongkhapa selbst entnahm den Guru-Yoga dieser Schrift. Heutzutage ist diese Praxis als Ganden Lhagyäma auf Tibetisch oder als Die Hunderte von Gottheiten des Freudvollen Landes auf Deutsch bekannt. Der Name rührt daher, daß wir im ersten Vers Je Tsongkhapa einladen, vom Herzen Buddha Maitreyas, der bekannt ist als «Beschützer der Hunderte von Gottheiten des Freudvollen Landes», herabzukommen.
Je Tsongkhapa gab diese Unterweisung an Je Sherab Senge weiter, der einer seiner Hauptschüler war. Je Sherab Senge wurde in Tsang im oberen Teil Tibets geboren. Er war ein sehr heiliger Meditationsmeister und Gelehrter, der Tausende von Schülern hatte, zu denen auch Je Gendundrub, der Erste Dalai Lama, gehörte. Er war der Linienhalter der tantrischen Unterweisungen Je Tsongkhapas, und wie es von Je Tsongkhapa vorhergesagt wurde, gründete er die tantrischen Hoch-schulen Gyumä in Zentraltibet und Segyu im oberen Teil Tibets.
Je Sherab Senge gab diese Unterweisung an Dulnagpa Palden Sangpo weiter, der einer seiner Hauptschüler war. Palden Sangpo stammte ebenfalls aus Tsang, aus einer Stadt namens Tanagdo in der Nähe des Klosters Tashilhunpo; er wurde im Kloster Narthang ordiniert. Nachdem er diese Unterweisung erhalten hatte, praktizierte er sie aufrichtig und erlangte als Ergebnis davon sehr hohe spirituelle Realisationen. Er konnte zahlreichen kranken Menschen helfen, indem er durch heilende Handlungen in Verbindung mit dem Migtsema-Gebet schwere Krankheiten kurierte und Hindernisse überwand.
Im allgemeinen gibt es viele Menschen, die durch Geister namens «Behar» zu Schaden kommen. Diese Geister treten in die Körper der Menschen ein und bewirken, daß sie entweder geisteskrank oder in ihrer spirituellen Entwicklung gestört werden oder vorzeitig sterben. Als sich Palden Sangpo einmal an einem Ort namens Säpu in einem Retreat über das Migtsema-Gebet befand, begann ein Behar-Geist einer in der Nähe lebenden reichen Familie zu schaden. Viele ihrer Verwandten waren bereits durch solche Geister getötet worden, und nun versuchte dieser Geist in den Körper des Sohnes einzudringen. Die Familienmitglieder waren sehr besorgt und baten Palden Sangpo, den Geist daran zu hindern, ihrem Sohn weiterhin Schaden zuzufügen. Palden Sangpo nahm ihre Bitte an und gab dem Vater einige Perlen der Mala, die er während seiner Migtsema-Rezitation benutzt hatte. Er sagte ihm: «Leg sofort, sobald der Geist in den Körper deines Sohnes eindringt, eine Perle an jeden Ausgang deines Hauses. Es kann sein, daß dies den Geist vor Entsetzen aufschreien läßt, und wenn dies geschieht, ruf mich.» Der Vater tat genau, wie ihn Palden Sangpo geheißen hatte, und fing so den Geist in seinem Haus ein. Der Geist war entsetzt und schrie: «Ich will aus diesem Haus heraus, aber viele mächtige und furchterregende, zornvolle Wesen hindern mich daran.»
Der Vater ging sofort zu Palden Sangpo und bat ihn, in sein Haus zu kommen. Als Palden Sangpo eintraf, fragte er den Geist: «Wie kannst du so vielen fühlenden Mutterwesen Schaden zufügen, wenn du selbst nicht einmal dieses geringfügige Leiden ertragen kannst? Von jetzt an darfst du niemandem mehr schaden. Wenn du nicht versprichst, anderen nicht mehr zu schaden, wird dich Yamantaka nicht gehen lassen.» Der Geist erwiderte: «Ich befolge die Anweisungen des obersten Behar-Geistes. Wenn ich niemandem schade, werden meine Kräfte schwinden, und ich werde leiden. Bitte fordere nicht so viel von mir, bitte vermindere die Verpflichtung.» Palden