Burnout. Dr. Hanspeter Hemgesberg
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Oder handelt es sich um eine „Deutsche Nervenkrise“?
Fakt ist und zwar vielfach belegt:
Fast verdreifacht haben sich die Fehltage wegen psychischer bzw. vegetativer (psychosomatischer) Erkrankungen.
Für einen erheblichen Teil dieser Beschwerden und somit Fehltage dürften Burn-Out-Syndrome verantwortlich sein.
Und weiter:
Was verbirgt sich hinter dem Phänomen „Ausgebrannt und Leer“?
Offenbar war es der große britische Schriftsteller Graham Greene (02.10.1904 - 03.04.1991; u.a. Autor der Bücher „Der Dritte Mann“ und „Unser Mann in Havanna“), der „Ausbrennen“ erstmals psychologisch verwendet hat in seinem 1961 veröffentlichten Roman „A Burn-Out-Case“ („Ein ausgebrannter Fall“).
Übrigens:
Heerscharen von Psychologen haben sich hinsichtlich der Deutung des Begriffes „BOS“ bzw. „Burn-Out“ mit nur geringem Erfolg herumgeschlagen.
Erst 1974 kam Burn-Out zu ‚akademischen Ehren und Weihen’:
Dies ist dem (gebürtigen Frankfurter) US-Psychoanalytiker (vor den Nazis in die Staaten geflohen) Herbert J. Freudenberger (1926-1999) zu danken. Neben seiner Tätigkeit als Psychoanalytiker war er im New Yorker Stadtteil Harlem in einer Klinik („Free Clinic“) ehrenamtlich tätig, um Junkies und Prostituierten zu helfen.
Seine permanente Arbeitsüberlastung führte bei ihm zu einer schweren psychischen, neuro-mentalen und letztlich auch körperlichen Krise.
Diese „Zustände“ beschrieb er in seinem Buch als „Burn-Out“!
Freudenberger ging bei seiner Selbstanalyse recht „unwissenschaftlich“ einerseits vor, andererseits aber traf er mit seinem Begriff den „Nerv der Zeit“ und so machte der Begriff rasch Karriere, letztlich auch in der Wissenschaft.
Was man Freudenberger in seiner Selbstanalyse als optimale Beschreibung hoch anrechnen muss, das ist die genaue Beschreibung der BOS-Symptome und die detaillierte Auflistung wie sich der Krankheitsprozess letztlich zum BOS aufschaukelt:
Zunächst großer Ehrgeiz zum Erreichen eines Zieles,
Dabei werden zunehmend die eigenen Interessen vernachlässigt;
Misserfolge werden verdrängt und dafür
Werden die eigenen Anstrengungen gesteigert.
Mit den Folgen:
Überarbeitung, Erschöpfung, reduzierte Leistungsfähigkeit
Und weiter:
Innere Verhärtung, Intoleranz.
Plötzlich distanziert man sich von Menschen, für deren Wohl man eigentlich arbeitet; man beginnt sogar, diese zu Hassen und man wird …
Zum Einzelgänger.
Es folgen unausweichlich:
Probleme im Arbeits- und Gesellschafts-Leben und notabene auch im
Privat-Bereich.
Es kommt zur:
Sinnkrise und zu
Depressionen
Und nicht selten außerdem zu
Suizidneigung und (bedauerlicherweise auch) zum Suizid!
Soweit zu den Beobachtungen von Freudenberger an sich selbst.
Hat Freudenberger die Symptomatik beim BOS ausschließlich auf die psychische Ebene transferiert (naheliegend bei einem Psycho-Analytiker), so stellte man schon bald fest, dass zu diesem breit-gefächerten und vielschichtigen wie vielfachst vernetzten Krankheitsbild – zumindest in vollen Ausprägung – auch die beiden anderen Ebenen des Menschen gehören, nämlich einmal die geistige (neuro-mentale/kognitive) und dann aber auch die körperliche (somatische/physische) [dazu später].
Übrigens fielen Freudenberger bereits die sogen. „Helfenden Berufe“ (Ärzte, Pflegeberufe, Rettungsdienste, Feuerwehr, Sozialarbeiter, Lehrer und Erzieher) durch besonders häufige ‚Krankschreibung‘, Arbeitsunfähigkeitszeiten und auch durch Frühverrentungen besonders auf.
Als Ursache hierfür sah er in deren hohen Arbeitsbelastung, gepaart mit einem besonders hohen persönlichen Engagement, was er letztlich verantwortlich machte für das „Ausgebranntsein“ und der vielmals ausbleibenden Anerkennung der Leistungen.
Die Folgen reichen dabei vom schlichten „Dienst nach Vorschrift“ über viele Krankschreibungen bis hin zum Abusus (Missbrauch) – v.a. ‚schaurige‘ Kombinationen wie z.B. Alkohol + Psychopharmaka + sonstige Drogen – über Sucht bis letztlich zum Suizidversuch oder auch zum Suizid.
Kommen wir noch einmal auf Herbert J. Freudenberger zurück.
Dabei wird augenfällig, dass das „Ausbrennen“ auch andere Zeit-genossen trifft, - wie FOCUS berichtete - so u.a.:
Nicht nur hochleistungswillige, sondern auch völlig unauffällige und nicht stark belastete Zeitgenossen sind betroffen;
Bei vielen Ausgebrannten fehlen – die von Freudenberger genannten – „klassischen Symptome“ wie Zynismus und Aggressivität;
Inzwischen wird der Terminus mehr und mehr auch außerhalb des
Arbeitslebens verwendet. Selbst überforderte Schüler und frustrierte Hausfrauen bezeichnen sich mittlerweile als ausgebrannt.
Seelische Krisen – die unstrittig eine Ähnlichkeit mit Burnout-Beschwerden haben (können) – hat es schon zu allen Zeiten gegeben (s. Anmerkung unten); sie kommen auch heute noch unter anderen Namen in anderen Kulturen vor.
Die Ärzte Hillert und Marwitz (Schön-Klinik Roseneck, Prien/Chiemsee) ziehen daraus radikale Folgerungen und Konsequenzen:
Es gibt demnach ein weites Feld von psychischen Störungen, in denen Demotivation, Stress, Angst und Depression eine Rolle spielen.
Burnout sei dabei nicht klar und eindeutig abzugrenzen.
Ihre Schlussfolgerung:
Man solle tunlichst ganz auf den Begriff verzichten!
Der Mythos vom ‚Ausgebranntsein’ beschönige bloß die Tatsache, dass es sich um eine ‚echte Erkrankung’ handle. Er führe zudem sachlich in die Irre und erschwere so eine kompetente Therapie
[Anmerkung:
Diesen beiden letztgenannten Punkten kann und will sich der Autor dieses Buches absolut nicht anschließen und dies aus vielerlei Gründen, wie im weiteren Verlauf der Abhandlung sich noch herauskristallisieren wird]