Acht Schritte zum Glück - Neuausgabe. Geshe Kelsang Gyatso
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Sowohl Essenz des Glücks als auch Gebete für die Meditation enthalten die Übung des Guru Yoga, das Tor, durch das wir die Segnungen aller Buddhas und Bodhisattvas erhalten. In dieser besonderen Übung visualisieren wir Buddha Shakyamuni im Raume vor uns, umgeben von allen Buddhas und Bodhisattvas. Wir konzentrieren uns auf Buddha Shakyamuni, den wir als eins mit unserem Guru, oder spirituellem Meister, betrachten, entwickeln Vertrauen und bitten um seine Segnungen. Wenn wir diese Gebete als Vorbereitung zur Meditation über die Acht Verse rezitieren, ist es glückverheißend, eine kleine Änderung an der Visualisierung vorzunehmen. Im Herzen Guru Buddha Shakyamunis visualisieren wir Buddha Amitabha, der einen rotfarbigen Körper hat und mit seinen beiden Händen in der Geste des meditativen Gleichgewichtes sitzt. Oder wir visualisieren Buddha Amitabha statt Buddha Shakyamuni. Der Grund für diese kleine Änderung ist, dass wir unsere Beziehung zu Bodhisattva Langri Tangpa verstärken können, der wie bereits erklärt eine Emanation Buddha Amitabhas ist. Diese Art der Visualisierung hilft uns, größeres Vertrauen in den Verfasser dieser Verse und seine Anleitungen zu entwickeln, und dies wird uns helfen, seine inspirierenden Segnungen schneller zu empfangen.
Buddha Amitabha wird der «Buddha der Vajrarede» genannt, was darauf hinweist, dass er die Manifestation der Rede aller Buddhas ist. In Zukunft werden alle Lebewesen diesem Buddha im Aspekt eines gewöhnlichen Wesens begegnen und er wird sie auf dem Pfad zur Erleuchtung führen. Buddha Amitabha, Buddha Amitayus und Buddha Vajradharma sind die gleiche Natur, zeigen aber einen anderen Aspekt. Auf dem Scheitel Avalokiteshvaras, dem Buddha des Mitgefühls, ist immer sein spiritueller Meister Buddha Amitabha gegenwärtig. Auf den Scheiteln aller vertrauensvollen Schüler ist in gleicher Weise immer Buddha Amitabha, ihr spiritueller Meister.
Abgesehen von dieser Änderung in der Visualisierung sind die übrigen vorbereitenden Übungen die gleichen. Es folgt nun eine kurze Erklärung der sechs vorbereitenden Übungen.
Manjushri
DEN MEDITATIONSRAUM REINIGEN UND EINEN ALTAR AUFBAUEN
DIE PRAXIS DER REINIGUNG
Wir wissen aus eigener Erfahrung, dass eine schmutzige und unordentliche Umgebung unseren Geist bedrückt und uns unsere Energie raubt, während eine saubere und ordentliche Umgebung unseren Geist aufbaut, ihn klar und lebendig macht. Wenn Menschen besondere Gäste zu sich einladen, erweisen sie ihnen natürlich Respekt, indem sie sich bemühen, das Haus vorher auf Hochglanz zu bringen. In unserer Meditationssitzung laden wir alle Buddhas und Bodhisattvas ein, vor uns zu erscheinen, unsere Darbringungen und Gebete anzunehmen und uns in unserer Meditation zu helfen. Deshalb ist es ganz natürlich, dass wir uns vor Beginn unserer Sitzung etwas Zeit nehmen sollten, um unseren Meditationsraum zu reinigen.
Nachdem wir unser Zimmer geputzt haben, sollten wir uns vorstellen, dass sich unsere Umgebung in ein Reines Buddhaland verwandelt. Wir spüren, dass alle erleuchteten Wesen sich darüber freuen, in unsere Meditation zu kommen, und dass unser Geist hell und konzentriert wird. Es ist sehr hilfreich, sich an die Geschichte Lam Chungs zu erinnern, dessen einzige Übung es war, den Boden des Tempels zu fegen. Während er sich vorstellte, dass er seine Verblendungen wegfegte, verbrachte Lam Chung seine ganze Zeit damit, den Tempel zu putzen, und reinigte sich dadurch von seinen karmischen Behinderungen, empfing Buddhas tiefgründige Segnungen und entwickelte spontan hohe Verwirklichungen. Diese Geschichte wird ausführlich im Buch Freudvoller Weg erklärt.
EINEN ALTAR AUFBAUEN
Wenn es unsere Umstände erlauben, ist es sehr hilfreich, einen Altar mit Darstellungen von Buddhas Körper, Rede und Geist aufzustellen. Ein Altar gibt unserem Glauben einen Fokus, als ständige Erinnerung an die Buddhas, durch deren Güte alle Lebewesen die Gelegenheit haben, den dauerhaften inneren Frieden und das höchste Glück der Erleuchtung zu erlangen.
Um Buddhas Körper darzustellen, stellen wir in der Mitte des Altars ein Bild oder eine Statue von Buddha Shakyamuni auf sowie von anderen heiligen Wesen, die eine besondere Beziehung zu unserer täglichen Praxis haben. Um Buddhas Rede darzustellen, können wir auf die linke Seite des Altars ein Dharma Buch legen, und um Buddhas Geist darzustellen, stellen auf die rechte Seite des Altars einen Stupa.
Wenn wir zu den Drei Juwelen Zuflucht nehmen, verpflichten wir uns, alle Bildnisse der Buddhas als eigentliche Buddhas und alle Dharma Bücher als eigentliche Dharma Juwelen zu betrachten. Es ist deshalb sehr wichtig, Bildnisse der Buddhas und Dharma Bücher respektvoll zu behandeln. Wir sollten sie dekorativ auf einem Platz anordnen, der sauber und erhöht ist, und sie nicht achtlos irgendwo abstellen wie eine Tasse Tee. Dharma Bücher sind das Hauptmittel, um unsere Unwissenheit zu vertreiben, den Ursprung all unserer Probleme. Gehen wir jedoch mit diesen Büchern achtlos um, so wird das nur dazu führen, dass sich unsere Unwissenheit vergrößert. Deshalb sollten wir Dharma Bücher nicht auf den Fußboden legen, über sie hinwegschreiten oder sie mit gewöhnlichen Büchern oder Zeitschriften vermischen.
Eine der besten Methoden, unser Vertrauen in die Buddhas zu vergrößern und ihre Segnungen zu erhalten, ist, ein Bildnis Buddhas immer wieder anzuschauen und es als eigentlichen Buddha zu betrachten, der unvergleichlich gütig zu allen Lebewesen ist. Wenn wir zum Beispiel eine Buddha Statue sehen, sollten wir sie nicht als ein Objekt aus Metall oder Stein ansehen oder auf ihre künstlerischen Mängel oder ihren Wert achten, sondern das Gefühl haben, dass wir in der Gegenwart eines echten lebendigen Buddhas sind und tiefes Vertrauen entwickeln. Betrachten wir Bildnisse der Buddhas in dieser Weise, dann ist es so, als würden wir ein Fenster in unserem Geist öffnen, durch das die Segnungen der heiligen Wesen eintreten können. Diese besondere Art und Weise, Bildnisse der Buddhas zu betrachten, beruht auf Weisheit, nicht auf Unwissenheit, und dient dazu, unser Vertrauen zu vergrößern und Segnungen zu erhalten.
Die Darstellungen von Buddhas Körper, Rede und Geist sind so gesegnet, dass unser Geist gesegnet wird, einfach indem wir sie anschauen, selbst wenn wir kein Vertrauen haben. Einst lebte ein Mann namens Shri Datta, der viele äußerst negative Handlungen begangen hatte, so versuchte er zum Beispiel Buddha zu vergiften. Viele Jahre später, als alter Mann, begann sich Shri Datta für Dharma zu interessieren und bat Buddha ihm Ordination zu gewähren. Es heißt, dass wir, um Ordination zu empfangen, zumindest irgendein kleines tugendhaftes Potenzial haben müssen, das eine Ursache für Befreiung ist. Als aber hellsichtige Schüler Buddhas Shri Datta prüften, konnten sie kein einziges derartiges Potenzial finden und erklärten ihn als ungeeignet für die Ordination. Diese Schüler konnten jedoch nicht die subtilen Potenziale sehen, die nur von erleuchteten Wesen wahrgenommen werden. Als Buddha in Shri Dattas dunklen Geist schaute, sah er ein winziges Potenzial für Tugend und sprach zu seinen Schülern: «Vor vielen Äonen war Shri Datta eine Fliege, die auf etwas Pferdedung in der Nähe des Stupas eines Buddha landete. Es regnete stark und das Wasser trug den Dung mit der Fliege um den Stupa herum. Obwohl die Fliege keine Absicht hatte, den Stupa zu umrunden, empfing sie dennoch allein durch den Anblick des Stupa Buddhas Segnungen, und dies hinterließ ein tugendhaftes Potenzial in ihrem Geist, um Befreiung zu erlangen.» Daraufhin gewährte Buddha ihm die Ordination. Infolgedessen nahm Shri Dattas positives Potenzial zu und er erlangte noch im gleichen Leben Befreiung.
In den Lamrim Lehren heißt es, dass allein das Erblicken einer Abbildung Buddhas ein Potenzial im Geist hinterlässt, das eine definitive Ursache für Erleuchtung ist und durch nichts zerstört werden kann. Dieses Potenzial wird mit einer Weisheitsnektarpille verglichen, die wir schlucken und die, unbeschmutzt von allen körperlichen Unreinheiten, unversehrt unseren Körper durchläuft. Weil Buddha ein vollkommen reines Objekt ist, völlig jenseits von Samsara, hat die Prägung, ein Bildnis von ihm zu sehen, eine besondere Eigenschaft, die nicht zu Samsara gehört und nie beschädigt oder zerstört werden kann, selbst