Juwelen, Mörder, Tote - Sechs Extra Krimis Juni 2018. Alfred Bekker
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Читать онлайн книгу Juwelen, Mörder, Tote - Sechs Extra Krimis Juni 2018 - Alfred Bekker страница 26
Aber da schien auf einmal nichts mehr zu sein. Gar nichts.
Sie hörte seine ruhige, sichere Stimme, und die Schatten in ihrem Inneren lösten sich auf.
„Ich liebe dich, Robert“, sagte sie in das Telefon hinein.
„Ich dich auch, Elsa.“
Die Antwort klang etwas hölzern, aber Elsa hatte das Gefühl, dass sie ehrlich gemeint war. Robert hatte Madrid per Zug verlassen.
Er hatte einen Schlafwagen genommen, und jetzt, am Morgen, fühlte er sich ausgeruht. Das Rattern der Schwellen hatte ihn geweckt. Er zog sich rasch an und schaute auf die Uhr. Es waren noch mehr als zwei Stunden bis zum Gare d'Austerlitz in Paris.
Es blieb ihm also noch mehr als genug Zeit, um zu frühstücken. Er quetschte sich durch die engen Korridore an den Abteilen vorbei. Einige Fahrgäste kamen ihm entgegen. Schließlich hatte er den Speisewagen erreicht.
Er aß ein Croissant mit Milchkaffee und sah dabei nachdenklich aus dem Fenster.
Später, nachdem der Zug im Gare d'Austerlitz eingefahren war und Robert den Zug verlassen hatte, verstaute er sein Gepäck in einem der Schließfächer. Er würde nicht lange in Paris bleiben. Ein paar Stunden, wenn alles glattging.
Und wenn das, was er vorhatte, doch mehr Zeit in Anspruch nehmen würde, als er ursprünglich eingeplant hatte, dann konnte er sich immer noch ein Zimmer in der Nähe des Bahnhofs suchen.
Er nahm die Metro und musste ein paarmal umsteigen. Den Weg, den er zu nehmen hatte, kannte er in- und auswendig. Schließlich erreichte er ein heruntergekommen wirkendes, kleines Geschäft in einer Seitenstraße. Die ganze Gegend war nicht besonders fein.
In dem kleinen Laden, der sich im Souterrain eines Mietshauses mit bröckelnder Fassade befand, wurde Second-Hand-Ware angeboten. An- und Verkauf, vom Plattenspieler bis zum Lexikon.
Aber das alles war letztlich nichts weiter, als eine Tarnung - eine Tarnung für wirklich lukrative Geschäfte.
Robert öffnete die Tür, und als er eintrat, ertönte ein Klingelzeichen. Hinter dem Tresen saß ein kleiner dicker Mann, der kaum ein einziges Haar auf dem Schädel hatte. Er las in einer Illustrierten und hob den Blick.
„Tag, Bernard“, sagte Robert. „Lange nicht gesehen, was?“
Der Mann hinter dem Tresen klappte die Illustrierte zu und schien im ersten Moment ein wenig überrascht. Dann zeigte er ein breites Lächeln, das fast von einem Ohr zum anderen ging.
„Du hast dich lange nicht blicken lassen“, meinte er und reichte Robert in einer fast freundschaftlichen Geste die Hand.
Robert zeigte ein dünnes Lächeln.
„Kann schon sein...“
Robert blickte sich um. Das Innere des Ladens glich einem einzigen Chaos. Ein Judo-Anzug hing von der Decke herab. Robert sah ein paar alte Röhren-Radios neben einem hochmodernen CD-Player, der fast wie neu aussah. In einer Glasvitrine hatte Bernard sogar Armbanduhren und Schmuck. Selbst ein paar Eheringe waren darunter.
Bernard, der bemerkt hatte, dass Roberts Blick an der Glasvitrine hängengeblieben war, meinte mit einem schelmischen Grinsen: „Interesse?“
„Heiße Ware?“
„Für wen hältst du mich!“
„Ich denke nicht, dass ich mich in dir täusche, Bernard!“
Der Mann hinter dem Tresen machte eine hilflose Geste und zuckte mit den Schultern.
„Woher soll ich wissen, woher die Sachen kommen, die mir angeboten werden?“
Robert musste unwillkürlich lachen.
„Ich schätze, du hast auch noch nie jemanden danach gefragt, oder?“
„Hätte das denn irgendeinen Sinn?“
Bernard kam hinter dem Tresen hervor und trat nahe an Robert heran.
„Was hast du auf dem Herzen?“
Robert ließ noch einmal den Blick umherschweifen, so als suchte er etwas. Eine Spur von Misstrauen stand in seinem Gesicht.
„Alles wie gehabt, Bernard?“
„Alles wie gehabt!“
Robert zog einen Zettel aus seiner Jackentasche und reichte ihn Bernard.
„Lies dir die Sache durch und sag mir, ob du die Sachen besorgen kannst!“
Bernard trat hinter den Tresen zurück und holte aus irgendeiner der unzähligen Schubladen eine Lesebrille hervor, deren Bügel er sich hinter die Ohren klemmte. Er überflog kurz die Liste und hielt sie dabei ins Licht. Dann hob er den Blick und nickte.
„Ich denke, das wird gehen.“
„In drei Tagen komme ich wieder nach Paris.“
„Das wird knapp.“
„Ja oder nein?“
Bernard zögerte.
„Ja, aber es hat seinen Preis.“
8
Elsa saß im Wohnzimmer und las in einer Zeitung. Die Glastür zur Terrasse stand offen. Von draußen war das Knattern eines Rasenmähers zu hören, den Aziz auf der Grünfläche umherschob.
Als Elsa dann für einen Moment aufblickte, sah sie etwas schier Unglaubliches, etwas, das ihr den Atem zu rauben drohte.
Aziz ließ den Rasenmäher los, seine Augen waren vor Schreck geweitet. Dann bildete sich auf seiner Stirn ein roter Punkt, der rasch größer wurde. Ein Ruck ging durch seinen Körper. Er wurde nach unten gerissen und blieb der Länge nach im Gras liegen. Der Marokkaner rührte sich nicht mehr.
Das alles ging sehr schnell, zu schnell um noch irgend etwas unternehmen zu können. Und vor allem geschah es lautlos.
Elsa sprang auf.
Hinter der Hausecke tauchte jetzt ein dunkel gekleideter Mann auf, in dessen rechter