Ivanhoe. Walter Scott
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Читать онлайн книгу Ivanhoe - Walter Scott страница 10
»Pilger,« rief er, »dieses goldene Armband ist dein, so du mir die Namen der Ritter nennst, die so tapfer den Ruhm des glücklichen Englands vertreten haben.«
»Das tu ich gern,« war die Antwort, »doch ohne Lohn, denn Gold zu tragen, verbietet mir mein Gelübde.«
»Dann nehme ich an deiner Statt das Armband,« sagte Wamba, »sofern dirs recht ist, Freund Pilger.«
»Der erste,« begann der Pilger, »an Ehre und Waffenruhm war der tapfere Richard, König von England. An zweiter Stelle steht Graf von Leicester, an dritter Thomas Multon von Gilsland.«
»Der wenigstens ist von sächsischem Blut,« rief Cedric erfreut.
»Sir Foulk Doilly der vierte.«
»Auch Sachse mütterlicherseits,« sagte Cedric abermals, mit großer Spannung dem Berichte folgend. »Und wer war der fünfte?«
»Der fünfte war Sir Edwin Turneham.«
»Ein Sachse vom reinsten Blut beim Geiste Hengists!« rief Cedric. »Und der sechste? Nenne mir den sechsten!«
Der Pilger schien sich eine Weile zu besinnen. »Der sechste,« sagte er dann zaudernd, »war ein junger Ritter, geringer an Rang und Ruhm als die anderen. Sein Name ist meinem Gedächtnis entfallen.«
»Herr Pilger,« sagte Brian de Bois-Guilbert, »Eure erheuchelte Gedächtnisschwäche – wo Ihr Euch doch alles anderen so gut zu entsinnen vermochtet, hilft Euch nichts. Ich will Euch selber den Ritter nennen, dessen Lanze mich niederwarf, weil unglücklicherweise mein Pferd strauchelte. Es war der Ritter von Ivanhoe. Unter den Sachsen war keiner, der sich bei seiner Jugend gleichen Waffenruhmes erfreut hätte. Doch ich verkünde es laut, wäre er in England und wiederholte er auf dem Turnier, das in dieser Woche stattfindet, die Herausforderung von St. Jean d'Acre, so sollte mir um den Ausgang nicht bange sein.«
»Wenn Euer Gegner hier wäre, so wäre Eure Herausforderung angenommen,« versetzte der Pilgrim. »So aber braucht Ihr die Ruhe dieser Halle nicht zu erschüttern, indem Ihr prahlerisch von dem Ausgang eines Zweikampfes redet, der ja doch, wie Ihr wißt, nie stattfinden kann. Wenn Ivanhoe je zurückkehrt, so will ich Bürge für ihn sein, daß er sich Euch zum Kampfe stellen wird.«
»Ein Bürge, der sich sehen läßt,« sagte der Tempelritter höhnisch. »Und was gebt Ihr zum Pfand?«
»Diese Reliquie,« antwortete der Pilger, indem er ein kleines elfenbeinernes Kästchen aus der Brust zog und sich bekreuzte. »Es ist ein Stück vom wahren Kreuze aus dem Kloster Karmel.«
Der Prior bekreuzte sich und betete ein Vaterunser. Der Tempelherr nahm, ohne den Hut zu ziehen oder der Reliquie die geringste Ehrfurcht zu bezeigen, eine goldene Kette vom Halse, die er auf den Tisch warf mit den Worten:
»Prior Aymer, nehmt dies als Pfand von mir und nehmt auch das Pfand dieses fahrenden Mannes ohne Namen zum Zeichen, daß der Ritter von Ivanhoe, wenn er innerhalb der vier Seen Britanniens weilt, die Herausforderung Brian de Bois-Guilberts annehmen muß. Wo nicht, so will ich ihn in jedem Tempelhofe Europas einen Feigling nennen.«
»Wenn keine andere Stimme,« brach endlich Lady Rowena ihr langes Schweigen, »in dieser Halle das Wort ergreift für den abwesenden Ritter Ivanhoe, so soll doch meine Stimme gehört werden. Ich versichere, er wird sich ritterlich auf jede ehrenvolle Herausforderung hin stellen. Namen und Ehre verpfände ich darauf, daß Ivanhoe diesem stolzen Ritter entgegentreten wird, wie er es verlangt.«
Ein Zwiestreit von Gefühlen schien während dieses Gesprächs in Cedrics Brust zu wogen. Befriedigter Stolz, Rachsucht und Verlegenheit jagten über seine offene Stirn wie Wolkenschatten über ein Herbstfeld. Seine Diener, auf die der Name des sechsten Ritters wie elektrisierend zu wirken schien, hingen an ihres Herrn Zügen. Bei Lady Rowenas Worten fuhr er auf aus seinem Schweigen. »Das ziemt sich nicht, Lady,« sagte er, »wenn noch ein Pfand erforderlich wäre, so wollte ich selber, obwohl schwer beleidigt, meine Ehre verpfänden für Ivanhoes Ehre. Aber die Bürgschaft ist ausreichend.«
Der Abschiedstrunk wurde herumgereicht, die Gäste verneigten sich tief vor ihrem Wirt und Lady Rowena und gingen hinaus. Als der Templer an dem Juden vorüberschritt, sagte er:
»Hund von einem Heiden, gehst du auch zum Turnier?«
»Ich denke ja,« versetzte Isaak, »mit Verlaub Eurer Ritterschaft.«
»Mag dein Wucher nagen an den Eingeweiden unseres Adels,« sagte der Ritter, »magst du Weiber und Kinder betrügen mit Tand und Spielzeug – ich verspreche dir guten Gewinn in deine Judentasche.«
»Ach, nicht einen Scheckel, nicht einen Silberling, nicht einen Heller, so wahr mir helfe der Gott meiner Väter!« rief der Jude, die Hände faltend. »Nur ein paar Brüder meines Stammes will ich bitten, mir zu helfen bezahlen die Geldbuße, die unser Schatzmeister mir hat auferlegt. Soll mir beistehn der Vater Jakobs, ich bin ein armer Jüd, selbst die Tasche, die ich trage, hab' ich geborgt von Ruben von Tadcaster.«
»Verwünschter falscher Lügner!« sagte der Templer mit sauerm Lächeln.
Und er ging weiter, wie um dem Gespräch ein Ende zu machen und sagte dabei etwas zu seinen türkischen Sklaven, was die anderen nicht verstanden. Der Jude schien über die Ansprache des kriegerischen Mönches so entsetzt, daß er das demütig gesenkte Haupt nicht eher wieder erhob, als bis der Templer aus der Halle hinaus war. Wie einer, zu dessen Füßen der Blitz eingeschlagen hat und dem noch der Donnerschlag in den Ohren braust, starrte er um sich her.
5
Der Pilger löschte die Fackel aus und warf sich angekleidet auf das harte Lager, das ihm in einer engen Kammer angewiesen worden war. Er schlief oder verharrte vielmehr in liegender Stellung, bis der erste Sonnenstrahl durch das vergitterte Fenster fiel, dann sprang er auf, verrichtete seine Frühandacht und ging darauf in die Kammer Isaaks des Juden, die, wie er sich vorher erkundigt hatte, neben der seinen belegen war.
Der Jude lag in unruhigem Schlummer. Die Kleider, die er am Abend ausgezogen hatte, waren sorgfältig zusammengelegt, als wollte er verhüten, daß sie ihm über Nacht gestohlen würden. Sein Gesicht war von Angst verzerrt, Hände und Füße zuckten krampfhaft, als wollten sie den drückenden Alp von ihm abwehren. Außer einigen Rufen auf hebräisch ließen sich auf normännisch-englisch – der damaligen Landessprache – deutlich die folgenden Worte vernehmen: »Um des Gottes Abrahams willen! schonet eines elenden armen Mannes! Ich bin arm, ich habe nicht einen Pfennig, und wenn Ihr mir auch mit dem Eisen die Glieder streckt, geben kann ich Euch doch nichts!«
Der Pilger wartete nicht, bis das Traumbild des Juden vorüber war, sondern er stieß ihn mit seinem Pilgerstabe leicht an; aber dieser Stoß wurde, wie es sich in der Regel so fügt, zu einem Teile seines erträumten Grausens, der Alte fuhr auf, riß ein paar seiner Kleider an sich und raffte die übrigen mit dem Griffe eines Raubvogels zusammen. Die schwarzen stechenden Augen heftete er mit dem Ausdruck wildesten Entsetzens und gräßlicher Angst auf den Pilger.
»Fürchte dich nicht vor mir, Isaak,« sagte der Pilger. »Ich komme zu dir als Freund.«
»Der Gott Israels lohn's Euch,« sagte der Jude. »Mir träumte – doch gepriesen sei der Vater Abrahams: es war nur ein Traum.« Dann faßte er sich und setzte