Meine Miesen Morde. Andrea Lieder-Hein
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„Entschuldige, Beeke, dass ich dir weh getan habe. Es passiert manchmal. Du weißt das. Ich will es nicht, aber ich liebe dich so sehr. Und wenn ich dich dann in so einem aufreizenden Rock sehe, dann bin ich sehr eifersüchtig. Du bist doch mein Goldstück, mein Alles. Verzeihst du mir? Ich liebe dich doch so. Dich, nur dich.“
Beeke konnte seine Tränen sehen und streichelte seine wunderschönen Haare.
Der folgende Tag war ein Freitag und Beeke sprang beim Klingelton des Weckers aus dem Bett. Es war erst sechs, aber die Sonne schien schon ins gemeinsame Schlafzimmer. Weert öffnete verschlafen die Augen, sprang ebenfalls aus dem Bett und lachte seine Frau an. „Bleib noch ein wenig liegen, Süße, heute mache ich Frühstück.“ Dabei legte er ihr zärtlich seinen Arm um die Schulter und drückte sie an sich. „Hast du dir verdient. Bist doch meine Beste. Und den Jungen nennen wir Tamme, wie Papa. Gefällt dir doch auch?“
Ausgerechnet den Namen ihres feisten Schwiegervaters? Ihr wurde ganz übel, aber neue Schläge, bevor die alten verheilt waren, wünschte sie sich nicht. Außerdem war sie schwanger. Da war alles anders. Im Grunde glaubte sie ganz fest, dass Weert sich ab jetzt ändern könnte. „Tolle Idee, das mit Papa. Tamme ist ein schöner Name für einen Jungen. So männlich, finde ich“, lächelte sie ihn an. Damit waren diesmal die richtigen Worte getroffen.
Nach dem Frühstück verließ Weert das Haus pünktlich um 7:15 Uhr, denn dann holte Joost ihn ab. Joost und Weert arbeiteten beide beim Optiker Heyen. Müde und traurig schleppte sich Beeke ins Bad, duschte länger als sonst, streichelte ihren Bauch und zog sich mühselig an. Ihre linke Gesichtshälfte tat nun weh und der Stoß in den Unterleib machte sich auch bemerkbar. Aber zum Arzt traute sie sich nicht.
Mit etwas Make Up und Puder kaschierte sie den blauen Fleck im Gesicht und kämmte ihren Pony lässig über ihr Auge. Noch während sie das gelungene Ergebnis bewunderte, klingelte es an der Tür.
Es war Fenna, ihre Freundin. Fenna nahm Beeke in den Arm und versuchte sie zu trösten.
„Ich habe alles mit angesehen, gestern, durchs Fenster. Ich habe auch die Polizei gerufen. War das falsch? Aber du bist schwanger. Willst du, dass er euch beide tot schlägt?“ Fenna schaute auffordernd auf Beeke. „Tu was. Geh in ein Frauenhaus, geh zur Polizei, geh’ zu deinen Eltern, egal, aber TU WAS.“
Insgeheim wusste Fenna, dass Beeke nichts tun würde. Sie liebte diesen Schläger tatsächlich. Wenn man das Liebe nennen konnte.
Während Beeke Tee kochte, wechselten beide das Thema und schwatzen und lachten ganz wie in alten Zeiten.
Es folgten zwei unbeschwerte, wunderschöne Wochen im August, in denen Weert seine volle Aufmerksamkeit auf Beeke und den ungeborenen Tamme richtete. Fröhlich pfeifend kochte er, half ihr sogar beim Putzen am Wochenende, brachte ihr rote Rosen und hielt immer zwischendurch ihre Hände an seinen Mund. Zärtlich berührte er sie mit seinen Lippen und flüsterte liebevolle Worte. Ja, das Kind hatte wohl alles geändert. Ein warmes, sicheres Gefühl durchflutete Beeke.
Im September hatte Weert Urlaub, und beide hatten sich für zwei Wochen Norderney entschieden. Norderney war zwar teuer, aber so schlecht verdiente Weert bei Optiker Heyen nicht, und auf Norderney war immer was los. Beeke hätte gerne auch gearbeitet, aber das hatte ihr Weert streng verboten. „Eine Frau arbeitet im Haus, für ihre Kinder und ihre Familie“, sagte er immer. Und jetzt, wo sie bald Mutter werden würde, da hatte er sogar recht.
Die Fahrt mit dem Auto war angenehm, ein Dauerparkplatz schnell gefunden und die Überfahrt auf der Fähre war kurz und schön. Beeke stand oben und schaute auf das weite Meer. Alle Sorgen fielen von ihr ab. Ihr Baby bewegte sich inzwischen, es hatte die Tritte überlebt, der routinemäßige Ultraschall war ohne Befund und alles wendete sich zum Guten.
Die Ferienwohnung befand sich unterm Dach, aber so dick und unbeholfen war Beeke noch nicht, dass sie Schwierigkeiten beim Treppe steigen gehabt hätte. Weert half ihr, wo er konnte.
Die beiden Wochen vergingen wie im Flug. Die meiste Zeit hatte Beeke am Strand verbracht. Abends waren beide zusammen durch den Ort und über die Insel gezogen, hatten das herrliche Wetter genossen und waren sich so nah wie lange nicht gekommen. Es war alles anders geworden, endlich, endlich.
Dann war es soweit. Samstag gegen Mittag ging es mit der Fähre heim. Inzwischen rundete sich Beekes Bauch immer mehr und manches fiel ihr schwerer. Trotzdem war sie guter Dinge. „Guter Hoffnung“, dachte sie und kicherte in sich hinein.
Zu Hause angekommen packten beide ihre Koffer aus. „Beeke, wo ist mein Troyer?“ Der Pulli war Weerts Lieblingspulli und er trug ihn in seiner Freizeit, wann immer das Wetter es zuließ.
„In deinem Koffer?“, fragte Beeke.
„Da ist er nicht. Und bei dir?“
„Nein, ich hab hier nur meine Sachen. Vielleicht haben wir ihn im Hotel liegen lassen. Wir rufen da mal an, und wenn er dort ist, dann lassen wir ihn uns zuschicken.“
„Was glaubst du, was das kostet? Konntest du nicht besser aufpassen? Packen ist Frauen-Sache. Muss immer alles der Mann machen? Kannst du gar nichts mehr in deinem Zustand?“
Noch ehe Beeke ausweichen konnte, traf sie die flache Hand ins Gesicht. „Muss ja jetzt vorsichtig sein. Wegen dem Kind. Ich frage mich allerdings, ob das Balg von mir ist.“ Er stierte sie misstrauisch an, schlug noch einmal mit der Linken zu und drehte ihr dann ihren linken Arm um. Beeke schrie wild auf. „HILFE“ entrutschte es ihr sogar, aber das war falsch, das wusste sie sofort, als Weert ihr mit ganzer Kraft in den Unterleib trat. „Entweder der Balg überlebt, wenn er mein Kaliber ist, oder das Weichei zerplatz“, rief er höhnisch. Beeke krümmte sich vor Schmerzen auf dem Boden und hielt schützend ihre Hände vor das Baby, aber Weert hatte alle Wut verloren, nahm seine Kappe von der Garderobe und verließ das Haus.
*
Fenna war bei dem Hilfe-Schrei ihrer Freundin in den Garten gelaufen. Sie sah gerade noch, wie Weert in sein Auto stieg und wegfuhr. „Wird wohl keine Hilfe holen“, dachte Fenna und rannte zu Beeke ins Haus. Fenna war promovierte Ärztin, machte aber gerade zwei Jahre Baby-Pause, obwohl Tobi ganz oft bei Oma war. Tobi liebte Omi ganz besonders, denn sie ging mit ihm immer in den Zoo, oder in den Wald, ins Spiele-Haus oder sie fuhr mit ihm sogar mit dem Auto an die Ostsee. In Travemünde konnte er im Sand wühlen und im Wasser rumrennen, bis er todmüde war.
Fenna war froh, dass Tobi heute auch bei Oma war. Vorsichtig kniete sich Fenna vor Beeke hin und wusste sofort, dass sie einen Krankenwagen rufen musste. Ohne zu fragen wählte sie die 112 und wenige Minuten später fuhren beide im Krankenwagen ins DRK-Klinikum. Dort arbeitete Fennas Mann in der Notaufnahme. Sie erzählte ihm das Nötigste und setzte sich dann im Flur auf eine Bank und wartete.
Fenna hatte vor Jahren Beeke im OP kennen gelernt. Sie war damals eine prima OP-Schwester, aber als sie dann heiratete, durfte sie den Beruf nicht weiter ausüben. Ihr Mann hatte es ihr verboten. Der Zufall wollte es dann, dass Ubbo, Fennas Mann, eine Villa im Internet gefunden hatte. Nachdem sie umgezogen waren, entdeckte Fenna, dass Beeke mit ihrem Mann in einem Reihenhaus gleich neben ihrer kleinen Villa wohnte. Ubbo war ziemlich entsetzt, als er von dem jähzornigen Ehemann erfuhr. Laute Schreie und blaue Flecke erzählten der Arztfamilie mehr als Worte. „Pack