Meine Miesen Morde. Andrea Lieder-Hein
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Wo ist eigentlich der Kamillentee?“
„Welcher Kamillentee?“, fragte Tomma entsetzt. „Du mochtest doch noch nie Kamillentee.“
„Eben. Deswegen fehlt er hier. Dann hättest du das perfekte Grusel-Essen für mich zusammengestellt.
Komm, Schatz, nicht traurig sein, war nicht so gemeint. Wir gehen jetzt in die Stadt und essen lecker Pommes mit Currywurst.“
Tomma lächelte verzweifelt und wischte sich heimlich zwei kleine Tränen aus den Augen.
Die Stadt war voll, denn die Sonne schien und es war Freitag. An der Pommes Bude in der Fußgängerzone waren ein paar Stehtische aufgebaut, und die beiden hatten Glück, denn einer wurde gerade frei.
Die Currywurst war echt der Hammer hier an dieser Bude, und Onno haute richtig rein.
„Gibt’s zu Hause nix mehr zu essen?“, kam eine Stimme vom Nachbartisch. Es war Fokko, und er grinste über sein ganzes Gesicht.
„Tomma hat heute mal Unkraut mit Soja gekocht. Gesund vielleicht, aber satt werd’ ich da nicht von, vom Geschmack ganz zu schweigen“, lachte Onno.
Tomma spürte, wie leichter Ärger in ihr hoch kroch. Musste er sie überall lächerlich machen?
„Hey, Mädel, schau nicht so, die wenigsten Frauen können heute noch kochen. Tja, und wer einen Mann aus einem gastronomischen Servicebereich heiratet, der hat dann was zu leiden“, grinste Fokko.
*
Am Sonntag Abend war Tomma zum ersten Mal froh, dass Onno nach Kiel zu seinem Schiff fuhr. Sie wollte in der kommenden Woche tüchtig üben, wie sie ein wirklich schmackhaftes Essen aus der Kiste zaubern konnte.
Bevor die neue Biokiste unterwegs war, musste Tomma noch die alten Gemüsereste entsorgen. Bisschen welk sah alles aus. Schlapp und müde lag der Salat neben den Zuckerschoten. Nur der Kohlrabi wirkte einigermaßen frisch und glatt, aber sie nahm alles unter den Arm und wanderte zu Helge, der nebenan wohnte und dessen Kinder zwei Kaninchen hatten. Denen tat sicher mal was Grünes gut.
Als Helge die Türe öffnete, sah er bestürzt auf Tomma und auf das schlaffe Bündel Grünzeug. „Was hast du denn da unterm Arm, Tomma?“ fragte er skeptisch.
„Wir haben die Biokiste nicht ganz geschafft, und da dachte ich, eure Kaninchen mögen das noch.“ Sie blickte unsicher in Helges lachendes Gesicht. „Komm rein, Tomma, wusste gar nicht, dass dein Mann auf Bio steht.“
*
Pünktlich am Freitag war die nächste Kiste da, diesmal mit neuen Spargel, Kartoffeln, Lauch, Eiern und Bärlauch. Das schien ihr relativ normales Gemüse zu sein. Und Eier brauchte man immer. Onno würde sich wundern, was sie kochen konnte.
Im Internet suchte sie nach Rezepten und fand Spargel mit neuen Kartoffeln und Bärlauch-Rührei schön. Dann las sie noch, dass einst ein Koch seiner Prinzessin die Speise mit der sternförmigen Blüte der Hexenknolle würzte, und sie damit auf den sinnlichen Liebespfad lockte. Damit war Bärlauch gemeint. Vielleicht gelang es ihr mit Bärlauch auch mal wieder, Onno zu verführen.
An diesem Freitag Abend erstrahlte der festlich gedeckte Tisch unter Kerzen, vereinzelten Rosenblüten und kostbarem Rotwein. Onno staunte nicht schlecht, nahm Tomma in den Arm und gab ihr einen zärtlichen Kuss. „Großartig, könnte von mir sein. Spargel, toll. Ich hatte schon Befürchtungen, ich müsste wieder Currywurst essen gehen.“
Tomma sagte jetzt nichts, um die Stimmung nicht zu verderben.
Nach zwei Gläsern Rotwein stand er auf, hob sie vom Stuhl und trug sie ins Schlafzimmer. „So liebe ich das“, murmelte er noch, ehe er sein Hemd öffnete und Tomma langsam auszog. „Mit Bio wär das nicht passiert“, stöhnte er leise, ehe er seine Pflichten routiniert erledigte.
Dabei dachte er an Fraya, die Stewardess an Bord. Seine Hände wurden eine Spur erregter, als Tomma sich in Fraya verwandelte und er sich ganz hingeben konnte.
Sonntag Abend war Tomma etwas traurig, weil Onno fuhr. Es war so wunderbar gewesen. Das hatte alles der Bärlauch gemacht, frohlockte sie. Allerdings war ihr gleich danach etwas übel geworden. Die Übelkeit kam immer wieder und störte sie doch sehr.
Am Dienstag endlich war es so schlimm, dass sie zum Arzt ging. „Herzlichen Glückwunsch“, strahlte Dr. de Buhr, „Sie sind in der 14. Woche schwanger. Haben Sie denn gar nichts bemerkt?“
Tomma war in solchen Sachen recht nachlässig. Die Zeit zwischen den Wochenenden ging auch so schnell rum, und da hatte sie an so etwas gar nicht gedacht. War das nun eine gute Nachricht? Ob Onno sich wohl freuen konnte? Und überhaupt, dann musste sie auch noch Geld für Kindersachen abzweigen. Auf jeden Fall wollte sie Onno zunächst nichts von dem Kind erzählen.
„Hallo, Frau Janßen, noch anwesend?“ fragte der Arzt.
*
Auf dem Schiff galt Onnos erster Blick Fraya. Sie sah umwerfend aus in ihrem kurzen Rock, den Highheels und der engen Bluse mit dem weiten Ausschnitt. Darunter verbargen sich ihre Brüste, die er nur zu gut kannte und die er immer von links nach rechts zu kleinen braunen Türmchen auflutschte, ehe er sie ganz eroberte. Fraya liebte das. Tomma eher nicht. Schade, dass Fraya gleich die Uniform tragen musste. Aber auch darin sah sie beneidenswert verführerisch aus. Tomma war eben Hausfrau, und Fraya eine sinnliche Verführung. „Wie ein Dinkel-Keks neben einer Praline“, kicherte Onno bei dem Vergleich.
Hätte er einen Wunsch frei, er würde Tomma wegzaubern. Aber das gab es nur in Märchen. Also musste er selbst Hand anlegen. Da kam ihm die Idee mit der Biokiste sehr gelegen.
Er griff zu seinem Handy und simste Tomma, dass ihn der Bärlauch so erregt hätte, und ob sie wohl in der Gegend etwas Bärlauch pflücken könne. Da wuchs überall was, das wusste er wohl.
Bevor er Freitag nach Hause kam, hatte er ein Maiglöckchen-Blatt besorgt. Nachdem er das tolle Essen von Tomma bestaunt hatte und die Schälchen neben den Tellern mit dem Bärlauch-Salat und der Rauke sah, bat er noch um etwas Cayenne Pfeffer. Er nutzte Tommas Abwesenheit, um ihr klein geschnittenes Maiglöckchen-Grün in den Salat zu mischen.
Nach dem Essen schlug er zunächst einen Verdauungs-Spaziergang vor. Noch bevor sie wieder zu Hause ankamen, wurde Tomma übel. Onno stützte sie liebevoll und schleppte sie die letzten Meter ins Haus. Dort übergab sich Tomma mehrfach. Später setzte furchtbarer Durchfall ein und ihr Herz raste wie wild.
Mit gespielter Sorge in der Stimme rief Onno den Krankenwagen und begleitete seine Frau bekümmert ins Krankenhaus. Dort wartete er, wie es sich gehörte, im Vorzimmer auf das Ergebnis.
Es dauerte fast zwei Stunden, und Onno hatte gute Lust, einfach zu verschwinden, aber der Anstand gebot es, durchzuhalten.
Dann endlich kam der Arzt und berichtete ihm, dass das Kind leider nicht mehr gerettet werden konnte, aber Tomma sei in Ordnung.
Mit