Wie das Leben so spielt.... Andrea Lieder-Hein
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Читать онлайн книгу Wie das Leben so spielt... - Andrea Lieder-Hein страница 3
„WIE kommen Sie zu dieser Nummer?????“
Spinnt der? Denke ich. Die Feuerwehr? 112. Kennt jeder!
„Die kann ich auswendig“, sag ich so dahin.
Aber er schreit „Nein, das kann gar nicht sein. Diese Nummer ist geheim!“
Nun musste ich aber doch mal doof gucken. Die Nummer vom Feuerwehr-Notruf geheim??? Ich frag nochmal nach. Aber er wird immer ungemütlicher.
„Ja, genau. Diese Nummer. Sie hätten die 112 anrufen müssen!“
Da habe ich ihn aber erst einmal aufgeklärt, dass ich genau das getan hatte. Aber er blieb dabei. Störrisch, wie Männer nun mal sind.
„Nein, das haben Sie nicht. Sonst wär ich ja gar nicht dran. Ich bin nämlich heute gar nicht im Dienst“, schimpfte er.
Ich hab ja schon viel erlebt. Auch mit Männern. Aber so ein frecher Kerl. Bei der Feuerwehr. Oder hatte ich mich verwählt? Nein, ein Blick auf das Display sagte mir, ich hatte Recht. Klalltüte, der. Ich sagte ihm ganz klipp und klar und unmissverständlich „Aber wir haben einen NOTFALL!“
Fragt der mich doch glatt
„Warum rufen Sie dann nicht die 112 an?
Da hab ich ihm aber das mit dem Display um die Ohren geknallt. Jawohl. Und dann hatte er doch noch ein Erbarmen mit mir. Er fragte, was ich denn nun für einen Notfall zu melden hätte.
„Unser Kurti ist auf den Apfelbaum geklettert“, sagte ich, ganz dankbar, dass ich sein Herz erweichen konnte.
„Ja und? Macht unser Sohn auch oft“, lachte er. „Ist nicht schlimm!“
Als ich ihm erzählte, dass der Kurti aber nicht mehr runter konnte und dass er neun war, da lachte er immer weiter.
„Ja, aber... gute Frau, mit neun, da kommt man doch von jedem Baum runter. Soll er springen. Sagen Sie ihm das mal. In aller Deutlichkeit. Verzogenes Balg wahrscheinlich.“
Da hab ich ihn aber aufgeklärt. Kurti ist nämlich ein Kater. Ein alter Kater. Mit Rheuma in den Knochen. Und ziemlich fett.
Als er das hörte, fragte er sofort nach der Adresse und rief
„Wir rücken sofort aus. Der arme Kater!!! “
Mannomann. Und tatsächlich, binnen kürzester Zeit kam die Wehr. Mit Blaulicht und tatütata. Zu zweit holten sie Kurti vom Baum.
Kind Kurti säße sicher immer noch oben. Der Knallkopp von der Feuerwehr. Ob der wohl die Rufumleitung vergessen hatte? 112 geheim? Son Quatschkopp.
Aber dann haben Sigrid und Kurti und ich doch etwas gefeiert. Seine Rettung. Mit Torte. Und Kaffee satt.
Ja, die Sigrid Weber, die ist in Ordnung. Auch wenn sie erst 39 ist.
Und ihr Kaffee? Ein Traum. Und Sigrid hat dann auch vermutet, dass der Feuerwehr-Mann einfach nur die Rufumleitung nicht wieder abgestellt hat. Nach Dienstende.
Die haben’s ja auch nicht leicht. Freiwillig, ohne Lohn. Immer da, wenn’s brennt. Oder ne Katze aufm Baum...
Social Freezing
Eier on the Rocks. Hab ich gelacht.
Können die Mitarbeiterinnen bei Apple, Google und Facebook sich jetzt ihre Eizellen einfrieren lassen. Bezahlt von den Firmen!!!
Dann können sie auch später noch Kinder kriegen. In der Berufswelt und bei der Karriere stören Kinder ja. Kennt man.
Und überhaupt. Kinder sind so laut. Lachen und schreien dauernd. Das muss ja nicht sein. So jedenfalls denken hier viele. Tja, hat sogar ne Demo gegeben. Hier in Middelgaard. Gegen einen Kindergarten. Sollte ein Lärmschutz drum. DAS muss man sich mal vorstellen.
Aber das ist ja nun unnötig. Kinder erst im OmiAlter. Da hat man auch mehr Zeit. Und das Lachen kann man den Kindern sicher auch abgewöhnen. Mit Bonschen. Wie bei Hunden.
Ob man sich dann auch die Spermien bestellen kann? Bei Amazon? Mit Drohne geliefert? Kann ja durchaus sein, dass man nach so vielen Jahren gar keine Kinder mehr von dem eigenen Mann will. Oder der ist verstorben. Oder hat ein Gendefekt, der vererbt wird?
Tja, unser Leben wird immer gefährlicher. Früher hat man einfach gelebt. Heute wird einem alles erklärt. Was und wie man essen muss. Wo man Urlaub macht. Ach, ja. Ich jammer schon wie mein Rudi. Dabei habe ich DAS immer so gehasst. Nun ist er schon drei Jahre nicht wiedergekommen vom Zigaretten holen. Und ich denk immer noch an ihn.
Also Spermien von Matthias Schweighöfer? Oder ...... jedenfalls kein 0 8 15. Muss schon was Ordentliches sein. Hübsch oder klug. Oder beides.
Gut, ich bin aus dem Alter raus. Und ich hab ja drei Kinder. Aber mal so drüber nachdenken... Ich muss mal in meine TiefKühlTruhe schaun, ob da noch Platz ist. Für meine Eier. Hihihi.
Der versicherte Daumen
Letzte Woche habe ich doch per Zufall die Erna mit dem Leopold getroffen. Leopold hatte glaube ich etwas zugelegt. Seine Haut war irgendwie glatter. Nicht so faltig um den Körper. Leopold ist der Mops von Erna und Hubert.
„Komm, Schalotte, lass uns eben zusammen einen Kaffee bei Tchibo trinken“, sagt sie fröhlich. „Und der Leopold?“, frag ich. „Den bind ich draußen an“, lacht sie. Der kennt das.
Und dann, am Stehtisch, erzählte sie mir von ihrem Sohn. Jörg. Der Jörg, der ist nämlich Chirurg. Ich wusste gar nicht, dass die einen Sohn haben. Und dann ein Chirurg! Schornsteinfeger oder Bäcker, das hätte ich gedacht. Starkoch hätte ich auch noch geglaubt.
Ja, man ist vor Vorurteilen nicht gefeit. Aber die Erna ist so häuslich. Und Chirurg? Auch noch da unten. Hessen oder Baden-Württemberg. Oder so. Jedenfalls weit weg von Middelgaard. Aber die Erna ist ja auch ne Zugezogene.
Wo war ich stehen geblieben? Ach, der Jörg. Ja, der hat die Versicherung nun verklagt. 1,2 Millionen. Euro. Der hat sich nämlich bei einer Operation den Daumen abgetrennt. Nicht ganz, aber wohl ein gutes Stück. Und als Chirurg...
Aber so viel Geld. Ein Stück vom Daumen. Das geht? Ja, hat Erna mich aufgeklärt. Jedes Bein für fast eine Million. Bei Skifahrern oder Marathonläufern oder so. Ne Stimme für mehrere Millionen. Wenn man singt. Zeigefinger ist auch wichtig. Die anderen Finger weniger. So hat sie mir das erklärt.
Und der Jörg, der braucht ja seinen Daumen, wenn er operiert. Da sind doch ein paar Monatsgehälter als Rücklage von der Versicherung nicht zu viel verlangt.