Wie das Leben so spielt.... Andrea Lieder-Hein
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Es gibt Dinge, die möchte man gar nicht wissen. Denke ich manchmal.
Der Jörg. Ob er das Geld kriegt? Keine Ahnung. Der Prozess läuft noch. Mannomann.
Leopold und der Flötenkessel
Ach Gottchen, ist schon so spät. Und ich noch im Nachthemd. Aber das IST auch flauschig. Flanell. Von Tchibo. Und ökologisch getestet, oder so. Herrlich.
Ich hab mir ja letzte Woche bei Rossmann einen Flötenkessel gekauft. Im Angebot. Für knapp 20 Euro. Kann man nicht meckern. Und so schön anzuschauen. Rot mit weißen Punkten. Damit koch ich mir jetzt einen ordentlichen Kaffee.
Wissense, mit der Zeitumstellung komm ich ja wochenlang nicht klar. Macht mich ganz kirre. Obwohl jetzt gerade die richtige Zeit ist.
Na ja, hatte mich eben gerade an die Sommerzeit gewöhnt, und, Schwupps, ist der Sommer vorbei und der feucht-kalte November kriecht mir in die Knochen.
Aber ich komm vom Faden ab.
Also, heute Nacht konnte ich nicht schlafen. Vollmond. Das ist immer so. Bin dann schon um 6 Uhr auf und mit Leopold raus. Nach alter Zeit. Also dieser moderne Quatsch. Sommerzeit. Nun war es für mich 6, aber 7 nach Winterzeit. Tja, Leopold macht Urlaub bei mir. Der Mops von Hubert und Erna. Die sind letztes Jahr schräg gegenüber eingezogen. Mit diesem Mops. Asthma, Rücken, Gelenke, alles kaputt. Und hässlich, aber lieb. Und mal ne Abwechslung für Friedolin. Mein Erbstück von Bärbel.
Tja, und Erna besucht nun gerade ihre Schwester, weil deren Mann verstorben ist. Ihr Schwager sozusagen. Und da haben sie mich gefragt, ob ich nicht den Leopold ... weil bei einer Beerdigung... und wenn der Leo plötzlich bellt....
Ja, da kann man doch nicht nein sagen. Also bin ich mit Leo um sechs Uhr raus. Stockefinster. Ja, eigentlich war es auch erst fünf. Muss man sich mal reintun, FÜNF Uhr und dann mit einem Mops spazieren gehen. Oder war es sechs? Ich weiß das nie. Man kommt ja so durcheinander. Und der Friedo, der geht vor neun nicht aus dem Haus. Das ist ne PennSuse.
Dunkel und nebelig. Kein Wetter für draußen. Aber was soll’s.
Na, wir sind dann auch schnell wieder rein. Gespenstisch, sag ich ihnen. Und dann immer dieses Getute von den Schiffen in der Lübecker Bucht. Middelgaard liegt ja direkt an der Küste. Wenn man sie sieht. Bei Nebel hört man sie nur. Hihi. Die Schiffe, nicht die Küste.
Ja, wo war ich stehen geblieben? Hmmm... Ja, Kaffee.
Dieser Flötenkessel is ne Wucht in Tüten, kann ich Ihnen sagen. Schnell, hübsch, handlich. Und dann den Kaffee aufgießen. Echten Kaffee, keine gefriergetrockneten Krümel oder eingeschweißte Plastikbomben. Nein, echter Kaffee. Hmmm, das riecht.
Also wenn der Flötenkessel so vor sich hin pfeift, das ist noch so, ... noch so, ...Frühstück und Morgen, dann dieser Pfeifton, kein Handygebimmel, nein, Vorfreude auf Kaffee. Und dann riecht das soooo. Ein Traum.
Als ich dann gerade so am Tisch saß, mit meinem Frühstück, kurz nach acht. Ja, eigentlich erst sieben, oder sechs, da kommt doch die olle Müller von nebenan rüber und klingelt und sagt, also DAS möchte sie sich ja nun verbitten, dass ich morgens um sieben schon den Flötenkessel so laut flöten lasse. UM SIEBEN!!! Durch’s ganze Haus hätte das geflötet.
Um acht, sag ich, Frau Müller, um acht.
NEIN, schreit sie , es war sieben. Auf meiner Uhr. Habe genau hingeschaut. Unverfroren. Um sieben, durch’s ganze Haus.
Um Acht, Frau Müller. Die Zeitumstellung. Es war acht, beruhige ich sie.
Bei mir war es sieben, und dann war es auch sieben.
Hab ich sie aufgeklärt.
Wenn alle auf ihre Uhr gucken, und sieben sehen und dann zu spät zur Arbeit kommen, das geht doch auch nicht. Nur weil Sie die Zeitumstellung verpennt haben.
Ich arbeite ja nicht, sagt sie, doofe Kuh. Als ob sich die Welt nur um sie dreht.
Nee, aber ich bin ja auch gegen die Zeitumstellung. Die bringt nur Ärger. Und sei es mit Frau Müller.
Und Leo? Der hatte sich an seinem Futter überfressen. Konnte nicht mal bellen. Obwohl er das immer kann. Deswegen ist er ja die drei Tage bei mir. Auf einer Beerdigung geht das ja nicht. Morgen wird er wieder abgeholt. Dann kann ich wieder aufatmen. Der Leopold schnauft ja so. Genau wie der Friedo. Und zwei Schnaufer sind einer zu viel.
i-Pad SIRI
Ach ja, der November. Kalt und feucht kommt er daher. Nix zum Spazieren gehen. Dabei muss ich jeden Tag mindestens viermal raus. Mit Friedo. Friedolin ist der Mops von Bärbel Triebels. Sagte ich schon, oder?
Die hat sich letztes Jahr das Leben genommen. Tja, ihre Eltern und ihre Schwester tot. Unfall. Auto. Grausam. Hat es einfach nicht verkraftet, die Bärbel. Wurde immer weniger. Ein Schatten nur noch. Und dann, am Nikolaustag... furchtbar.
Tja, und der Friedo, ihr Mops, den hat sie mir vermacht, damals. Per Testament und 5000 € für das Futter.
Ich mag ja diese zerknautschten Mops-Gesichter nicht. Und diese platten Nasen. Der Friedo kriegt ja kaum Luft. Röchelt und schnauft immer. Brrrr. Aber... man gewöhnt sich an so ein Tier.
Nun ist der Friedo auch schon 17 geworden. Hat sich mit Leopold angefreundet, als er zu Besuch war. Leo, der Mops von Erna und Hubert Schmidt. Mit DT. Aus Bochum-Harpen. Die sind neu hinzugezogen. Letztes Jahr. Wegen der frischen Luft an der Ostsee.
Was wollte ich eigentlich erzählen? Man wird ja nicht jünger.
AHHH...
Das Wetter. Wenn es so nebelig und feucht ist, dann daddel ich gerne mit meinem iPad rum. Ist ein Geschenk meiner Kinder. Ja, bin auch bei Facebook.
Gelegentlich unterhalte ich mich auch mit dieser Sprachassistentin von Apple, dieser SIRI. Die ist ja ne ganz Freundliche. Aber ... son Mann wär auch nicht schlecht. So eine samtweiche, sexy Männerstimme. Matthias vielleicht. Könnte dabei an Matthias Schweighöfer denken... Und dann würde ich beim Aufwachen sagen „Morgen, Matthias. Wie ist das Wetter heute? Und dann würde er sagen „Schalotte, das Wetter ist bei dir in Middelgaard prima. Heute kannst du bei drei Stunden Sonne spazieren gehen. Sollen wir nicht eine Tasse Kaffee zusammen trinken?
DAS wär doch was, oder?
Dann würd ich sagen „Matthias, ein Uhr im Café in Middelgaard und dann würden wir da zusammen Cappuccino trinken.
Mein Gott, der Mann will sich doch auch mal in Ruhe unterhalten. Seine Sorgen loswerden. Alles erzählen, was man zu Hause nicht ansprechen kann. Ohne, dass da Trauben von Fans an ihm hängen und jubeln und Selfies von sich und ihm machen. Das geht ihm doch sicher auf die Hutschnur.