Lebensmotor Bewegung. Ernst Minar
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Wer ist ein Sportler?
Der Begriff Sportler hat in der Bedeutung einen merkwürdigen Wandel durchlaufen.
In der Antike waren Sportler Menschen, die an den Olympischen Spielen teilnahmen.
Später galten Menschen als Sportler, wenn sie an Wettkämpfen und Meisterschaften teilnahmen.
Heute ist jemand ein Sportler, wenn er zweimal die Woche joggen geht oder sich einmal pro Woche zum Fußballspielen trifft und nachher ein paar Bier reinkippt.
In zwanzig Jahren werden Menschen als Sportler bezeichnet werden, die zu Fuß zum Supermarkt gehen, um dort einzukaufen. Weil sie die Einzigen sind, die sich noch aus eigenem Antrieb aufraffen, den Allerwertesten zu heben, um die Tragtaschen eigenhändig nach Hause zu bringen. Der Sportler von morgen lässt ab von der Drohne.
Sattheit im Umgang mit sich selbst definiert heute schon die Verhaltensmuster der breiten Gesellschaft. Müßiggang ist die Geißel der Moderne.
Der Mensch sitzt zu viel. Auf dem Sessel bei der Arbeit. Auf der Couch vor dem Fernseher. Wir starren stundenlang auf Handys, leben mit dem Computer. Die digitale Revolution hat uns bequem gemacht. Und die Pandemie wirft ihre langen Schatten. Übergewicht und Bewegungsmangel zersetzen die Gesellschaft.
Die Menschen haben eine unsägliche Liebe zur Bequemlichkeit. Wir sind mittlerweile gewöhnt, mit einer Handbewegung Zugang zu allen Möglichkeiten der Alltagsversorgung zu haben. Wir bestellen Burger, Pizza und Pasta per App. Cola vom Supermarkt, bitte rauftragen in den dritten Stock. Alles ist mit kleinen Programmen gesteuert, künstliche Intelligenzen wuseln im Hintergrund, sammeln Daten über die Vorlieben bei den Bestellungen. Und wir wollen während all dieser Zeit nur happy sein. Wir fahren in den Urlaub und posten sofort Fotos auf Instagram.
Wir wollen liegen, und wir wollen Likes. Wir suhlen uns in Trägheit. Wir leben vor dem Bildschirm, auch wenn er schwarz ist.
Die vier Gruppen der Bewegung
Körperliche Aktivität ist definiert als „jede Bewegung der Skelettmuskulatur, die zu einer erheblichen Erhöhung des Ruh-Energieaufwands führt“. Bewegung wird unterschiedlich kategorisiert. Eine Skala teilt körperliche Aktivität in vier Gruppen.
•Zur ersten Gruppe zählt die allgemeine oder tägliche körperliche Aktivität. Sie passiert mehr oder weniger routinemäßig – und bezeichnet die Art der Bewegung, die wir in diesem Buch noch oft thematisieren werden. Das sind die Spaziergänge oder auch mit dem Hund Gassi gehen. Raus an die frische Luft.
•Die zweite Art der Bewegung ist das Training. Eine gezielte und strukturierte Art der Bewegung. Sie ist nicht im Alltag integriert – wir müssen uns Zeit dafür nehmen. Und wir schaffen uns damit Zeit, um eine bestimmte Muskelgruppe auf- oder Fett abzubauen. Das Fitnesscenter gehört dazu. Der Fokus liegt auf der Funktion bestimmter Muskelgruppen oder auf Gewichtsreduktion. Schwitzen und abnehmen.
•Gruppe Nummer drei ist der echte Sport. Das ist ebenfalls eine strukturierte körperliche Aktivität, allerdings mit einem Wettbewerbs-Charakter. Der Fokus liegt nicht nur auf der Funktion, sondern auf der Leistung. Wobei es nicht unbedingt Leistungssport sein muss. Etwa beim Tennisspielen: Die Spieler sind daran interessiert, besser Tennis zu spielen. Der Topspin funktioniert vielleicht, die Rückhand hin und wieder. Aber der Aufschlag macht immer das ganze Match zunichte. Der geht einmal ins Aus und einmal ins Netz. Der Smash muss besser werden. Und das kann nur durch Training erreicht werden. Der Fokus liegt hier nicht auf der Funktion einzelner Muskeln, sondern auf der Optimierung bestimmter Bewegungsabläufe.
•Die vierte Gruppe ist das Spielen. Wenn Kinder in der Sandkiste mit Schäufelchen und Kübelchen Burgen bauen, auf den Geräten am Spielplatz herumtollen oder Fangen spielen. Das wiederum ist eine unstrukturierte Form der Bewegung. Sie hat den Fokus weder auf Leistung noch auf Funktion, sondern vielmehr Unterhaltungscharakter. Bei Erwachsenen fällt diese Art der Bewegung fast zur Gänze weg. Wenn Sie im Urlaub Federball oder Wasserball spielen, fällt das genauso in diese Sparte. Aber Erwachsene spielen eher im Bett. Verbrennt auch Kalorien.
In den vergangenen Jahrzehnten hat sich vieles geändert. Heute haben Kinder mit Übergewicht und anderen gesundheitlichen Problemen zu kämpfen, weil sie sich nicht genug bewegen. Kinder trainieren nicht so gezielt wie Erwachsene und treiben auch weniger Sport. Kinder gehen nicht ins Fitnesscenter.
7 Prozent machen die Gene aus, 93 Prozent ist Lebensstil
Eine aktuelle Studie besagt, dass unsere Lebenserwartung nur zu 4–7 % durch die Genetik festgelegt ist. Das heißt, dass der Hauptteil, 93–96 %, allein von unserem Lebensstil abhängt. Es ist bei Weitem nicht durch die Erbmasse bestimmt, wie lange wir leben. Heutzutage beträgt die durchschnittliche Lebenserwartung bei Frauen in Österreich 83,3 Jahre, bei Männern 78,0. Wir haben es selbst in der Hand.
Lifestyle wird gern mit Aktivität gleichgesetzt. Aber Lebensstil ist nicht, einmal Bungee-Jumpen zu gehen. Der Lebensstil vieler ist es, jeden zweiten Tag zum McDonald’s zu schlurfen. Gemeint ist die Gewohnheit, das Regelmäßige.
Über die meisten Dinge in unserem Lebensstil haben wir Kontrolle. Wir können uns entscheiden, ob wir Zigaretten rauchen, Alkohol trinken oder einen Wanderausflug in die Natur unternehmen. Auf andere Dinge wie etwa die Feinstaubbelastung haben wir keinen Einfluss. Es macht einen Unterschied, ob man in Detroit oder am Wörthersee aufwächst. Die schlechte Luft, der Lärm oder der Stress verkürzen unsere Lebenserwartung. Die Umgebung hustet uns was.
Deswegen sollten wir umso mehr auf die Dinge achten, die wir selbst bestimmen können. Die meisten von uns haben Einfluss darauf, ob sie am Abend vor dem Fernseher Chips in sich hineinstopfen oder lieber spazieren gehen. Jemand, der alle Folgen von Friends, Breaking Bad oder Game of Thrones schon gesehen hat, wird keinen besonderen Mehrwert haben, wenn er sich eine Folge zum zweiten oder zwölften Mal anschaut. Aber vielleicht wird er das tun. Und dabei faul auf der Couch herumliegen. Ausrasten. Chillen. Serien inhalieren. Die Luft der Gemütlichkeit. Also mindestens einer von uns hat das auch schon das eine oder andere Mal gemacht.
Ich hab keine Zeit, hab keine Lust, brauch Erholung. In Wahrheit hat jeder Mensch die Zeit, täglich 30 Minuten spazieren zu gehen. Aber der innere Schweinehund knurrt so lange, bis er bekommt, was er will. Den Knochen der Starrheit, die Regungslosigkeit im Alltag. Das Problem sitzt nicht in den Gliedern, sondern im Kopf.
Allein das Denken an Bewegung und Training hat eine positive Auswirkung auf den Körper. Im Rahmen einer weltberühmten Studie bildeten Forscher zwei Gruppen. Die eine Gruppe dachte täglich unter Anleitung aktiv an Bizeps-Übungen. Die Probanden mussten sich die Übungen nur vorstellen. Die andere Gruppe tat das nicht. Am Ende der Testzeit konnten die Forscher bei der ersten Gruppe einen größeren Armumfang feststellen. Da stellt sich natürlich die Frage, wie viel vom effektiven Training bloß das Bewusstsein ausmacht.
Die meisten Studien im Bereich Sport und Bewegung untersuchen die Vorteile von Bewegung an sich, aber die wenigsten rechnen die Realität der Bürojobs mit ein. Wer acht Stunden oder mehr im Büro sitzt, kaum vom Arbeitsplatz aufsteht und im Anschluss eine Stunde ins Fitnesscenter geht, hat die Zeit des Sitzens nicht wettgemacht. Die Wissenschaft zeigt: Auch wenn wir ein gezieltes Training für unsere Muskeln machen, macht das den Bewegungsmangel in unserem Alltag nicht wett.
Jede halbe Stunde aufstehen und gehen
Die