Schatzsuche wider Willen. Jonathan Turner E.

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Schatzsuche wider Willen - Jonathan Turner E.

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neigte sich etwas zu Hank und raunte ihm zu: „Du darfst keine Redewendungen benutzen. So gut haben sich die Aliens nun auch nicht in unsere Gesellschaft integriert. Sie missinterpretieren Redewendungen oder Schimpfworte.“

      „Achso“, erwiderte Hank und wandte sich wieder dem Walross zu. „Hase nix hier. Weeeit weg! Nicht hier.“ Zur Verdeutlichung machte er eine die nähere Umgebung beschreibende Geste.

      „Du musst aber auch nicht gleich mit ihnen reden wie mit einem Zurückgebliebenen, Hank. Sei einfach nur normal“, raunte Old Bob ihm erneut zu.

      Das Walross starrte Hank an und sah dann fragend zu Old Bob. Der hob abwehrend die Hände und trat einen Schritt zur Seite.

      „Wo willst du hin?“, fragte Hank, der dies sehr wohl aus seinen Augenwinkeln mitbekam.

      „Ich muss jetzt los. Ein, äh, Notfall!“, log Old Bob ungeniert.

      Während Hank sich mitfühlend nach der Art des Notfalls erkundigte und Old Bob irgendwas über eine dringende medizinische Fracht zu faseln begann, ordnete das blaue Walross per Telefon die Exekution sämtlicher Hasen im und rund um das Gebäude an. Dann unterbrach es erleichtert den Wortwechsel der beiden anderen mit den Worten: „Es hat sich alles geklärt. Das Problem wurde beseitigt.“

      „Was? So schnell? Sie haben meine Uhr repariert? Ich habe sie doch noch gar nicht abgenommen. Hey, Sie sind prima!“ Hank glaubte an ein Wunder.

      „Apropos prima! Ich habe bereits eine prima Verspätung. Bis bald!“ Old Bob nutzte diese Ablenkung und stürmte auf der Rolltreppe davon nach unten. Er wollte nur weg hier.

      „Wie? Die Digitaluhr?“, fragte das Walross leicht verwirrt.

      „Hey!“, rief Hank Old Bob hinterher, blieb aber weiterhin bei dem Verkäufer stehen. Hank blickte auf seine Digitaluhr, doch das Alien hatte ihn angelogen. Sie war immer noch kaputt. „Sie Dämlack! Hier, reparieren Sie sie. Sofort!“ Hank benutzte seine aggressivste Stimme, welche mächtig eindrucksvoll wirkte, nur nicht bei dem Walross, das die menschliche Sprache zwar beherrschte, aber den Tonfall nicht deuten konnte.

      „Ich kann Ihnen keine Digitaluhr mehr reparieren lassen“, informierte ihn das Walross.

      „Und warum nicht?“

      „Weil keiner mehr weiß, wie diese uralte Technik funktioniert! Ihre Uhr ist schließlich eine Antiquität! Möchten Sie nicht viel lieber eine Plasmauhr kaufen?“

      Hank hatte es ja geahnt. So langsam stieg in ihm eine tiefe Wut auf, die sich wie immer bei ihm kurz, aber heftig entladen würde.

      „Nein, nein und nochmals nein!“, blaffte Hank das Walross an. „Kein Schwein weiß also mehr, wie diese Technik funktioniert, häh?“

      „Schwein?“ Der Puls des Walrosses schien wieder auf 180 zu gehen. Eine solche Schädlingsplage hatte es hier in den letzten Jahren nicht mehr erlebt. Und warum wusste dieser komische Mensch, dass sich diese Tiere alle in der Gegend aufhielten? Noch bevor es einen klaren Gedanken fassen und diesen verrückten Kunden von der Haussicherheit hinauswerfen lassen konnte, wurde es erneut von Hank unterbrochen: „Ihr Mistviecher! Ich will, dass ihr meine Digitaluhr zum Laufen bringt! Sag’ mir, wer sie reparieren kann! Und sag’ es mir jetzt!“, keifte Hank laut.

      Das blaue Walross dachte kurz nach. „Ah ja! Aye, ich erinnere mich an eine Zweigstelle unserer Abteilung weit draußen vor dem schönen, aber primitiven Planeten Quazar IV im Sternbild Orion. Der liegt etwas abseits des Orion Hauptplaneten. Dort könnten Sie Glück haben!“

      „Glück haben?“ Hank konnte nicht glauben, was er da hörte. „Ich musste heute bereits feststellen, dass meine Uhr nicht mehr funktioniert, musste in diese irre Stadt mit euch irren Aliens kommen und jetzt muss ich auch noch meinen irren Planeten verlassen, um zu einem besonders irren Planeten zu fliegen, wo sich möglicherweise jemand Irres befinden könnte, von dem Sie Irrer gar nicht wissen, ob er meine über alles geliebte Digitaluhr reparieren kann!“ Verzweifelt klammerte sich Hank am Kragen des Armani-Anzugs des Aliens fest.

      Das Walross begann aufgrund der abgeschnittenen Luftzufuhr zu keuchen und zu würgen. Da hatte ihn Hank wirklich überrumpelt, denn mit einer aggressiven Auseinandersetzung wegen einer simplen Digitaluhr hatte das Walross nicht gerechnet. Dank seiner Kraft konnte es sich aber schnell von Hank befreien, ohne diesem weh zu tun.

      „Entweder das“, bestätigte es, „oder ich tausche sie Ihnen gegen eine Plasmauhr um.“

      „Nein, verdammt und zugenäht!“, schrie Hank. „Ich will keine Plasmauhr, Teufel noch mal!“ Sämtliche Kunden im Kaufhaus blickten zu ihm hin. „Der Laden ist doch echt voll von Rindviechern!“, schimpfte er, schon im Umdrehen begriffen. „Old Bo-o-ob!“, versuchte er, seinen Fahrer aufzuhalten, und rannte die Rolltreppe runter.

      Das Walross war froh, dass es endlich diesen verrückten Kunden los war, der nur Schreckensmeldungen auf Lager hatte. Vollkommen mit seinen Nerven am Ende befahl es dem stationären Verteidigungsdienst des Kaufhauses auf sämtliche Schweine und Rinder in der gesamten Stadt zu schießen. Diese Viecher durften hier auf gar keinen Fall die Kundschaft belästigen.

      Hank stürmte inzwischen so schnell die Treppe hinunter, dass er auf dem Weg nach unten mehrere Personen auf der Treppe anrempelte, sie alle ins Trudeln gerieten und dann herunter purzelten. Mit einer gehörigen Portion Frechheit rappelte sich Hank auf den zusammengekrümmten Leibern der anderen Unfallteilnehmer auf und rannte so schnell er konnte aus dem Laden hinaus.

      Als er vor dem Laden stand, konnte er Old Bobs Bus noch stehen sehen, aber Old Bob sah auch ihn kommen, und dem bereitete das eine Heidenangst. Old Bob wollte endlich fort, seinen Lebensunterhalt verdienen. Deshalb versuchte er verzweifelt, seinen Schlüssel in das Zündschloss des Busses zu stecken.

      Hank drehte sich herum und merkte sich den Namen der Ladenkette. Wenn er im Sternfeld des Orion ankam, würde er ihn sicher brauchen. „Seven Seals – A Co-Corperation of Sons of Lewis“.

      „Was ein blöder Name!“, fand er.

      Old Bob hatte mittlerweile den Motor gestartet. Mit einem „Nein!“, das von Herzen kam, sprang Hank durch die Luft und landete genau auf der Motorhaube, wo er sich an den Scheibenwischern festhielt. Old Bob startete den Bus und fuhr mit quietschenden Reifen los. Hank fragte sich, ob Old Bob ihn ganz einfach nicht gesehen hatte, und versuchte, mit einer Hand gegen die Frontscheibe zu klopfen. Er glaubte keine Sekunde lang, dass er der Grund für Old Bobs überstürzten Aufbruch war.

      Old Bob war mit der Situation völlig überfordert. Sollte er anhalten, weiterfahren oder … ja, was sollte er machen? Ohne eine Wirkung damit zu erzielen, versuchte er, Hank mit der Scheibenreinigungsanlage loszuwerden. Eine Vollbremsung später brachen beide Scheibenwischer ab, Hank flog auf die Straße und es fing wie auf Stichwort an, in Bindfäden zu regnen. Das Wetter hatte sich Old Bobs Pechsträhne angepasst. Old Bob nahm nur selten Schimpfworte in den Mund, aber in diesem Moment fluchte er so laut und bitter, dass es einigen Engeln im Himmel Tränen in die Augen trieb.

      Er seufzte laut auf. Irgendwie war das heute nicht sein Tag. Für Old Bob war es seit jeher das Beste gewesen, mit dem Strom zu schwimmen. Alles andere brachte nur Probleme mit sich. Und er war bei Gott kein nachtragender Mensch. Old Bob sah Hank eindringlich durch die Frontscheibe an und erkannte ein Kind im Körper eines Erwachsenen. Es war nicht seine Schuld, fand er, dass er mit diesem Leben nicht zurecht kam.

      Er seufzte noch einmal und atmete tief durch, bevor er die Tür des Busses aufschwingen ließ, um den pitschnassen Hank eintreten zu lassen.

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