AYESHA - SIE KEHRT ZURÜCK. Henry Rider Haggard
Чтение книги онлайн.
Читать онлайн книгу AYESHA - SIE KEHRT ZURÜCK - Henry Rider Haggard страница 3
Ich fand den Patienten aufrecht im Bett sitzend (um sein Herz zu entlasten), und er war ein seltsam aussehender, alter Mann. Er hatte dunkle Augen, klein, doch voller Feuer und Intelligenz, einen langen, schlohweißen Bart, der seine ungewöhnlich breite Brust bedeckte, und dichtes, ebenfalls schlohweißes Haar. Seine Arme waren außergewöhnlich kräftig, und einer von ihnen schien von einem Tier zerfleischt worden zu sein. Er erklärte mir, dass er von einem Hund angegriffen worden sei, doch wenn dem so war, musste es sich um einen Hund von ungewöhnlicher Größe und Stärke gehandelt haben. Er war ein überaus hässlicher Mann, und doch, entschuldigen Sie den Widerspruch, von großer Schönheit. Ich kann Ihnen nur beschreiben, was ich damit meine, wenn ich Ihnen erkläre, dass sein Gesicht nicht denen normaler Sterblicher glich, denen ich bisher begegnet war. Wenn ich ein Maler wäre, der einen weisen und gutmütigen, doch irgendwie grotesken Geist darstellen wollte, so würde ich dieses Gesicht als Modell nehmen.
Mr. Holly war irritiert über mein Erscheinen (seine Haushälterin hatte mich ohne sein Wissen gerufen), doch nach kurzer Zeit gab er sich mir gegenüber sehr freundlich und war dankbar für die Erleichterung, die ich ihm verschaffen konnte, obwohl das alles war, was ich für ihn zu tun imstande war. Bei meinen späteren Besuchen sprach er ziemlich viel über die Länder, die er bereist hatte, offensichtlich über lange Jahre und auf der Suche nach etwas, das er mir gegenüber nicht genauer erklärte. Zweimal fieberte er und sprach in fremden Sprachen, die ich als Griechisch und Arabisch identifizierte; gelegentlich auch in Englisch, wenn er zu einem Wesen zu sprechen schien, das Gegenstand seiner Verehrung war, ja seiner Anbetung, wie es mir vorkam. Was er in diesen Gesprächen sagte, möchte ich jedoch nicht preisgeben, da ich sie in meiner Eigenschaft als Arzt hörte.
Eines Tages deutete er auf eine kleine Kiste aus einem tropischen Holz (dieselbe, die ich heute als Bahngut an Sie aufgegeben habe) und bat mich, sie sofort nach seinem Tod an Sie zu schicken. Außerdem bat er mich, ein Manuskript einzupacken, das ebenfalls nach seinem Ableben an Sie geschickt werden sollte.
Er sah, dass ich dabei einen Blick auf die letzten Blätter warf, die stark versengt, teilweise verbrannt waren und sagte (ich wiederhole wörtlich):
»Ja, ja, das ist nun nicht mehr zu ändern. Sie müssen es abschicken, so wie es ist. Ich hatte mich entschlossen, das Manuskript zu vernichten, und es war bereits im Feuer, als ich den Befehl erhielt - einen klaren, deutlichen Befehl - und ich es wieder aus den Flammen riss.«
Was Mr. Holly mit diesem Befehl meinte, kann ich nicht sagen, da wir nie wieder von dieser Angelegenheit gesprochen haben.
Ich komme jetzt zum letzten Akt. Eines Abends gegen elf Uhr wollte ich meinen Patienten wieder aufsuchen, da ich wusste, dass sein Ende bevorstand, um sein Herz mit einer Strychnin-Injektion etwas länger schlagen zu lassen. Doch bevor ich das Haus erreichte, kam mir die Haushälterin entgegengelaufen, offensichtlich verstört vor Angst, und ich fragte sie, ob Mr. Holly gestorben sei. Sie schüttelte den Kopf und erklärte, dass er verschwunden sei; er sei aus dem Bett gestiegen und so wie er war, barfuß und im Nachthemd, aus dem Haus gegangen. Er sei zuletzt von ihrem Enkel gesehen worden, zwischen den schottischen Fichten, an derselben Stelle, an der wir jetzt standen. Der Junge war halb hysterisch vor Angst zu ihr gelaufen, da er glaubte, einen Geist gesehen zu haben.
Das Mondlicht war sehr hell in dieser Nacht, besonders, da es von frisch gefallenem Schnee reflektiert wurde. Ich war zu Fuß gekommen und begann sofort mit der Suche zwischen den Fichten, bis ich am Rand der kleinen Schonung die Spuren nackter Füße im Schnee entdeckte. Ich folgte ihnen und befahl der Haushälterin, zurückzugehen und ihren Mann zu wecken, da niemand sonst in der Nähe wohnte. Die Spur war in dem frisch gefallenen Schnee sehr leicht zu verfolgen. Sie führte auf die Kuppe eines Hügels, der sich hinter dem Haus erhob.
Auf diesem Hügel befindet sich ein uraltes Monument aus aufrecht stehenden Monolithen, das von der einheimischen Bevölkerung der Teufelsring genannt wird - eine Art Miniatur-Stonehenge, das von einem vorgeschichtlichen Volk dort errichtet worden ist. Ich hatte es bereits mehrere Male besichtigt und war zufällig auch anwesend, als bei einer Sitzung einer archäologischen Gesellschaft sein Ursprung und Zweck diskutiert wurden. Ich erinnere mich, dass einer der gelehrten Gentlemen eine These über eine Figur verlas (es handelt sich dabei um die primitive, rohe Darstellung eines Oberkörpers und eines mit einem Schleier oder einer Kapuze verhüllten Gesichts), die in einem Cromlech oder Dolmen gemeißelt war, der im Mittelpunkt des Kreises steht.
Er vertrat die Ansicht, dass es sich um eine Darstellung der ägyptischen Göttin Isis handele und dass dieser Ort ihr geweiht worden sei; zumindest aber hätte diese Stätte der Verehrung einer Naturgöttin gleicher Art gedient. Die anderen gelehrten Gentlemen hielten diese Hypothese für schlechtweg absurd. Sie erklärten, dass Isis niemals nach Britannien gekommen sei, obwohl ich nicht einsehen kann, warum die Phönizier, oder sogar die Römer, die ihren Kult mehr oder weniger übernommen haben, ihn nicht hierhergebracht haben sollten. Doch ich verstehe nichts von solchen Dingen und möchte mich deshalb nicht auf eine Diskussion darüber einlassen.
Ich erinnerte mich, dass auch Mr. Holly diese Stätte kannte; erst am vergangenen Tag hatte er sie mir gegenüber erwähnt und mich gefragt, ob die Steine noch immer unbeschädigt seien, wie zu der Zeit, als er hier aufgewachsen war. Dann erklärte er mir, dass er dort, bei diesen alten Steinen, sterben wolle. Als ich ihm sagte, dass er wohl nie mehr die Kraft haben würde, auf diesen Hügel zu steigen, sah ich, dass er verhalten lächelte.
Nun, dieses Gespräch lenkte mich auf den richtigen Weg. Ohne mich länger um die Fußspuren zu kümmern, ging ich, so schnell ich konnte, zu dem Ring aus Steinen hinauf, ein Aufstieg von etwa einer halben Meile. Als ich ihn erreichte, sah ich dort, vor dem Dolmen und nur mit seinem Nachthemd bekleidet, Mr. Holly barfuß im Schnee stehen - der seltsamste Anblick, den ich jemals erlebt habe.
Nie werde ich diese Szene vergessen. Der Ring von rohen, aufrecht stehenden Steinen, deren Spitzen auf den sternübersäten Himmel gerichtet waren, ein Bild einsamer Größe. Der hohe Trilithon in ihrer Mitte überragte sie, sein Schatten wurde von dem hellen Mondlicht auf die blendend weiße Schneedecke geworfen, und außerhalb dieses Schattens, so dass ich jede seiner Bewegungen klar erkennen konnte, und selbst den verzückten Ausdruck auf seinem sterbenden Gesicht, stand die weißgekleidete Gestalt von Mr. Holly. Er schien irgendeine Beschwörungsformel zu intonieren - auf Arabisch, glaube ich - denn lange, bevor ich ihn erreichte, hörte ich seine volle, sonore Stimme, sah ich seine zum Himmel emporgereckten Arme. In seiner rechten Hand hielt er das Zepter, das ich Ihnen auf seinen ausdrücklichen Wunsch zusammen mit seinen Zeichnungen zugesandt habe. Deutlich konnte ich das ringförmige Kopfstück des Zepters erkennen, sah das Glitzern der Edelsteine, die auf seinen Drähten aufgereiht waren, hörte das feine Klingeln der goldenen Glöckchen.
Und dann schien mir plötzlich eine andere Gegenwart bewusst zu werden, und nun verstehen Sie vielleicht meinen Wunsch, dass mein Name in diesem Zusammenhang nicht genannt werden soll, da ich keine Lust habe, in eine abergläubische Geschichte hineingezogen zu werden, die unmöglich und absurd erscheinen muss. Doch halte ich es unter den obwaltenden Umständen für richtig, Ihnen zu berichten, was ich sah - oder zu sehen glaubte: irgendetwas schien sich im Schlagschatten des zentralen Dolmen zu materialisieren oder aus seiner mit der primitiven Götterfigur geschmückten Höhlung zu kriechen - ich weiß nicht, was es war und wie es geschah - etwas Helles, Erhabenes, das allmählich die Gestalt einer Frau annahm, an deren Stirn ein sternenartiges Licht glühte.
Auf jeden Fall erschreckte mich diese Vision, oder Reflektion, oder was immer es gewesen sein mochte, so sehr, dass ich im Schatten eines der Monolithen stehenblieb und nicht einmal fähig war, den Mann, den ich bis hierher verfolgt