"dein Gott, ist drinnen bei dir" (Zefanja 3,17) Spirituelle Profile. Markus Roentgen

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ihn meine Augen, und er zeigte sich nicht. Und ich hasste alles, weil es ihn nicht barg und nichts von allem mir noch sagen konnte: ‚sieh, bald kommt er’, so wie es ehemals gewesen, wenn er eine Weile nicht zugegen war. Ich war mir selbst zur großen Frage geworden (Factus eram ipse mihi quaestio…), und ich nahm meine Seele ins Verhör, warum sie traurig sei und mich so sehr verstöre, und sie wusste mir nichts zu sagen. Und wenn ich ihr sagte: ‚Hoffe auf Gott’ (Augustinus zitiert hier Psalm 42, 5), so gab sie billig kein Gehör: denn wirklicher und besser war der Mensch, mit dem sie den Liebsten verloren hatte, als der Truggott (zu dieser Zeit war Augustinus Gottesbild noch manichäisch geprägt), auf den zu bauen sie geheißen war. Einzig das Weinen war mir süß, und es war an meines Freundes Statt gefolgt als die Wonne meines Herzens.“(Confessiones 4,4,9, übersetzt von Joseph Bernhart)

      Und im zehnten Buch schreibt er, in einer der schönsten Passagen der Confessiones, wie in einem Hymnus, wie in einem Sehnsuchtsgebet, auf seine so lange Suchbewegung auf Gott hin:

      „Spät erst habe ich dich geliebt, Schönheit du, immer alt und immer neu, spät erst habe ich dich geliebt. Siehe, du warst innen, und ich war draußen. Dort habe ich dich gesucht. Formlos stürzte ich mich in die Formschönheit, die du gemacht hast. Du warst bei mir, aber ich war nicht bei dir. Die Dinge, die gar nicht wären, wären sie nicht in dir, sie hielten mich fern von dir. Du hast gerufen, geschrien, hast meine Taubheit aufgebrochen. Du hast geleuchtet wie ein Blitz über mir und hast meine Blindheit verjagt. Du hast deinen Wohlgeruch ausgeströmt, ich habe ihn eingeatmet und wittere dich. Geschmack habe ich an dir gewonnen, jetzt hungere und dürste ich. Du hast mich berührt, und ich brenne vor Sehnsucht nach deinem Frieden.“ (Confessiones 10, 27, 38, übersetzt von Kurt Flasch).

      Literatur:

      Romano Guardini, Die Bekehrung des Aurelius Augustinus. Der innere Vorgang in seinen Bekenntnissen. München 1950. Augustinus, Confessiones/Bekenntnisse (lateinisch und deutsch), eingeleitet, übersetzt und erläutert von Joseph Bernhart. München 1955.

      Leben und Werk III

      Augustinus wird in der Osternacht des Jahres 387 zusammen mit seinem Freund Alypius, mit seinem Sohn Adeodatus und weiteren Gefährten von Ambrosius getauft.

      Schon 391 beginnt Augustinus Dienst als Priester, dann als Bischof von Hippo Regius.

      Dies gestaltet sich alltäglich aus bis zu seinem Tod im Jahr 430, am 28. August. Die Stadt ist da von den Wandalen belagert.

      Es ist erstaunlich, dass Augustinus als suchender Mensch, in seiner Selbstbeschreibung als Sünder, in der Ambivalenz seines Umgangs mit seiner, in den „Confessiones“ namenlos gebliebenen Gefährtin, mit dem gemeinsamen Sohn, der bei Augustinus bleiben wird und mit ihm zusammen von Ambrosius getauft wird, ein vielfach bedachter Mensch ist.

      Danach, in der Zeit als Priester und Bischof, als späterer Heiliger der Kirche, ist er als Person weithin unbekannt geblieben.

      Bis zur Bekehrung brisant, er, der geniale Sucher – aber was nachher kommt erscheint eintönig und langweilig wie alle Tugend alltäglicher Bewährung!

      Die Niederungen des Alltäglichen scheinen der Öffentlichkeit unerheblich; dabei bewährt sich doch da, und im Wesentlichen da, ein Leben – in den Tagen, die ablaufen oft wie gleichförmige Perlen einer schlichten Kette.

      Nicht der funkelnde Edelstein hält zusammen, vielmehr die Bindung durch das, was den Tag je ausformt.

      Der Edelstein, das Genie, mag das Zündende, das Leuchtende geben – aber Charisma braucht Form, und der Blitzeinschlag mystischer Gotterfahrung braucht die Ebenen alltäglicher Bewährung in Begegnungen, Aufgaben,

      Anfragen, Zuweisungen, wie der Tag sie abringt.

      Das ist auch mit jeglicher spirituellen Lebensform so.

      Mehr als dreißig Jahre hat Augustinus gesucht – aber mehr als vierzig Jahre hat der Bischof von Hippo Regius mit dem Schatz gewirkt, der in ihn von Gott hinein gelegt wurde.

      Eigentlich eine geniale Künstlernatur, ein brillianter Sensibler – und nun lebt dieser groß angelegte Mann in kleinem Milieu einer zweitrangigen Hafenstadt Nordafrikas.

      Alltags-Augustinus!

      Hippo Regius wird zur Regel seiner Tage – seine Reisen zu Predigten und Vorträgen, zur Mitwirkung an größeren kirchlichen Prozessen bilden die Ausnahme.

      Bittsteller, Bettler, Gottesdienst, Leitung, die Regelpredigten und Katechesen – Tagesgeschäft.

      Und, vom Schreibtisch aus, in seinen Schriften, wie bereits ausgeführt, motiviert durch die einander bekämpfenden Richtungen im Christentum und am Rand des Christlichen, nimmt er Stellung.

      Das Grundsätzliche seines Denkens, seine Theologie, formt sich aus der Not alltäglicher, geschichtsbezogener Fragestellungen – und sucht darin profunde, klärende Wendigkeit: Not-Wendigkeit!

      Von der Cathedra, vom Bischofsstuhl einer drittrangigen Residenz sendet er schreibend Welle um Welle hinaus, „die Nöte und Sorgen des Christenvolkes gaben ihm die Themen und den Stil seiner erhabensten Werke ein, so dass das Genie dem Seelsorger dienstbar wurde.“ (F. van der Meer, Augustinus, a.a.O., S. 15).

      Augustinus wurde dies gegen seinen Willen, ein beschauliches, abgeschiedenes Leben unter Freunden in mönchischer Zurückgezogenheit hatte ihm vorgeschwebt. Für drei Jahre hatte der Professor der Rhetorik sich in die Mönchskutte verborgen und mit Freunden ein abgeschiedenes Leben gewählt, als er, der Ahnungslose, vom Markt in Hippo Regius aufgegriffen wird von Männern, die ihn, der nur zur Feier der Sonntagsmesse in die Bischofsstadt gekommen war, vor den alten Bischof Valerius zerrten, damit dieser ihnen einen neuen Bischof gebe. Er war bekannt durch sein Vorleben, durch seine Wortmächtigkeit und seine Entschiedenheit zum mönchischen Leben in der Zeit nach seiner Bekehrung. Aber drei Jahre waren genug.

      Valerius legt ihm die Hände zur Priesterweihe auf. Bald löst Augustinus seinen alten Vorgänger in dieser Stadt als Bischof ab.

      „Der feinsinnige Grübler sah sich plötzlich in die lärmende Volksmenge einer Hafenstadt versetzt, wo die Schismatiker mit einer Riesenkirche, fetten Pfründen, zahlenmäßiger Überlegenheit (…) in allen Fragen des Glaubens den Ton angaben und wo der (alte) katholische Bischof die Menschen wohl verstand, aber nicht mit einem eindringlichen Wort zu fesseln wusste. Seine klösterliche Atmosphäre konnte er nach Hippo verpflanzen – Valerius gab ihm ein Haus mit Garten nahe beim Dom -, doch mit der klösterlichen Beschaulichkeit war es vorbei. Er war ein Gefangener im Herrn geworden, und zwar gerade im umgekehrten Sinne wie der Apostel. Plötzlich sah er die alltägliche Wirklichkeit vor sich, fern von den philosophischen Schulen und den ewigen Ideen. Nun rückten ihm die christlichen Mysterien fühlbar auf den Leib: sie wurden konkret im täglichen Gottesdienst und banden ihn zugleich in die Gemeinschaft, indem sie ihn mit der Sorge für ein unwissendes Volk beluden, das noch dazu durch ein sinnloses Schisma in zwei Teile auseinanderfiel.“ (F. van der Meer, Augustinus, a.a.O., S. 24f.)

      Er, der zweite Begründer des alten Glaubens, wie er oft benannt wird, verdankt die Themen seines Werkes den konkreten Anliegen der Deutung christlichen Lebens. Bewegt von den Fragen zu Gnade und Freiheit, Einheit und Heiligkeit der Kirche geschieht dies aus primär seelsorglichem Blick in den Jahren 391-426. Stellen wir uns einen kleinen Mann vor, eher fragil, zerbrechlich von Statur, in einen grauen Wollmantel gehüllt, so die frühesten Beschreibungen seiner Gestalt, die ihn genauer fasst als die Bilder, die ihn zeigen mit den bischöflichen Würdenkleidern.

      Nur ein Werk, das über „Die Dreieinigkeit“, entsteht aus reiner theologischer Spekulation.

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