Fakten Wissen Denkblasen?. D. G. Berlin
Чтение книги онлайн.
Читать онлайн книгу Fakten Wissen Denkblasen? - D. G. Berlin страница 9
Und manchmal kann eine solche Variation mit den gegebenen Lebensbedingungen besser zu Recht kommen als die Standardausführung des jeweiligen Organismus. Im ständigen Überlebenskampf, im Kampf aller gegen alle, der auf dem ansonsten ganz friedlichen Planeten herrschen soll, sind dann solche veränderte Organismen den anderen überlegen. Die Variation wird sich durchsetzen. Es findet so eine Auslese dergestalt statt, dass die Geeignetsten überleben, die Ungeeigneten wieder von der Bildfläche des Lebens verschwinden.
Alle Arten von Lebewesen existieren unter dem ständigen Druck, sich an die Gegebenheiten anpassen oder das Feld des Lebens widerspruchslos räumen zu müssen. Mutation und Variation, Selektion und Adaption – das sind die Zauberworte, die die Entwicklung des Lebens erklären. Und das ist das Standardmodell der Biologie, wie es von Darwin entworfen und mit der Entdeckung der Gene sowie der Entwicklung der Genetik zum Neo-Darwinismus weiterentwickelt wurde und uns unablässig erzählt wird.
So soll es schließlich geschehen sein, dass irgendwann vor etwa 2,5 Millionen Jahren die Evolution ein Geschöpf hervorbrachte, das noch starke Ähnlichkeiten mit einem Affen hatte, aber doch etwas anderes war. Besonders geeignet muss das Geschöpf nicht gewesen sein, denn es bedurfte noch einiger Mutationen, langer Wanderungen und sehr vieler Winter, bis etwas Brauchbares daraus wurde.
Aber dann war er da, der weise Mensch, der Homo sapiens, der Höhepunkt der Evolution. Der Mensch war nicht das Ziel der Evolution, betonen die Evolutionsbiologen fortwährend, aber ihre Krönung ist er mit seinen außergewöhnlichen Fertigkeiten, seinen beeindruckenden geistigen Fähigkeiten, seiner wechselhaften Vergangenheit, seiner großartigen Zukunft und seinen Wissenschaftlern schon – bildet er sich ein.
Das ist – zugegeben in einer noch besonders kurzen Fassung – die kurze Geschichte des Universums, wie sie durch die moderne Wissenschaft geschaffen wurde und von ihr lauthals und unbeirrt vertreten wird, weil sie von ihrer Richtigkeit überzeugt ist. Sie ist so kurz, dass man sie sogar auf nur knapp 5 schmalen Buchseiten erzählen kann. Diese Geschichte scheint eine einfache zeitliche Folge von Prozessen zu sein, die uns in den Darstellungen der Naturwissenschaftler logisch erscheint und uns deshalb selbst in kurzen Kurzfassungen glaubwürdig ist.
Aber ist die Geschichte so einfach und auch so kurz erzählbar? Oder ist das nicht doch zu kurz gegriffen, erscheint sie uns nur so kurz, weil wir es uns zu einfach machen? Ist denn das, was die Wissenschaftler uns davon erzählen, schon alles? Und ist es so auch richtig und wahr?
Ich habe das allgemein gültige Weltbild der modernen Naturwissenschaft im Vorstehenden etwas locker-flockig dargelegt. Das nicht, weil ich gegenüber den anzuerkennenden Mühen der Wissenschaftler respektlos sein will. Man kann und darf die verschiedenen Theorien der modernen Naturwissenschaft über die Entwicklung des Universums und der Materie im Einzelnen angesichts ihrer Logik, der akribischen Detailkenntnis und der mathematischen Präzision bewundern. Aber das ist keine Pflicht. Man kann auch genauer hinschauen.
Wenn man das tut, bemerkt man da und dort Unbeantwortetes, Widersprüchliches, nicht hinreichend Bewiesenes. Mit noch mehr Mühe und Distanz kann man auch auf Behauptung stoßen, wo Beweis sein sollte, auf Glauben, wo Wissen notwendig wäre und auf so manche künstliche Denkkonstruktion, die den intellektuellen Fähigkeiten ihrer Schöpfer gut zu Gesicht steht, nicht aber der Natur, die sie eigentlich erklären soll.
Und wenn man sich die Mühe macht, alle Theorien und Modelle der modernen Wissenschaft in einen Zusammenhang zu stellen, so als würden sie einen einheitlichen Prozess beschreiben wollen, kann man den Anspruch der modernen Naturwissenschaft, uns das Universum zu erklären, noch nicht so ganz ernst nehmen. Wenn sich die Entwicklung des Universums so vollzogen hätte, wie es uns die moderne Naturwissenschaft bisher beschreibt, sind starke Zweifel angebracht, ob es dann den Menschen oder überhaupt das Universum gäbe.
Auch die moderne Physik ist erst auf dem Weg. Das darf sie auch. Aber sie darf nicht so tun, als hätte sie uns alles erklärt. Die Physiker sollten bescheidener auftreten, Irrtümer auch mal zugeben, offene Fragen benennen, Widersprüche offenlegen und uns nicht das Gefühl geben, unser intellektuelles Niveau sei halt nicht ausreichend, die genialen Theorien der Wissenschaftler zu verstehen.
Da es die Physiker höchst selten machen, will ich im Folgenden versuchen, den Finger auf die offenen Wunden der modernen Physik zu legen, vielleicht sogar ein wenig darin herum zu bohren. Schmerzensschreie erwarte ich nicht, höchsten mild-überlegenes Lächeln.
Aber sei's drum.
Großer Knall oder leiser Blubb
Bei allen philosophischen und erkenntnistheoretischen Abwägungen oder metaphysischen Zweifeln, eines steht zweifelsfrei fest: Das Universum ist Realität.
Diese einfache Selbstverständlichkeit ist aber mit der wohl prinzipiellsten Frage verbunden, die sich der Mensch stellen kann: Warum?
Warum gibt es das Universum? Warum gibt es überhaupt etwas und nicht nichts? Woher kommt dieses Etwas? Wie gelangte es in die Existenz?
Wenn man nichts vom Universum und seiner Geschichte weiß, vom Urknall hat bestimmt jeder schon gehört. Er gehört inzwischen ganz selbstverständlich zu unserer Vorstellung von der Welt. Die Kosmologen reden von ihm, als wären sie dabei gewesen und hätten ihn mit eigenen Augen gesehen oder doch glaubwürdige Augenzeugenberichte gelesen. Jedenfalls sei er, der Urknall, hinreichend bewiesen und daher kaum in Frage zu stellen, wird gesagt.
Dabei war der Urknall zunächst nur ein lockerer Scherz, eine Blödelei. Fred Hoyle, der große britische Physiker, hatte ihn geprägt, als er sich in einer Rundfunksendung über die sich gerade verfestigende Vorstellung vom explosiven Beginn des Universums lustig machte.
Wenn die Wissenschaftler heute über den Urknall oder den Beginn des Universums reden oder schreiben, machen sie das allerdings mit einem solchen Ernst, als wäre das schon lange kein Modell mehr und keine Theorie, sondern ein vom Allwissenden persönlich beglaubigter Eintrag im Grundbuch des Universums.
Aber man muss das schon mal wieder sagen: Die Vorstellung vom Urknall ist ein Modell. Es gibt 2 bis 3 kosmologische Beobachtungen, die man als Indizien für einen stattgefundenen Urknall werten kann, aber, auch wenn das immer wieder behauptet wird, zweifelsfreie Beweise sind sie nicht. Und es gibt eine Anzahl von Theorien, die die Epoche des Urknalls beschreiben; aber Beschreibungen sind – auch wenn sie mit zahlreichen Tatsachen und glaubhaften Faktoren operieren – keine Beweise.
Der Urknall ist noch immer keine historische Tatsache, sondern eine Konstruktion.
Das Problem mit dem Urknall beginnt schon mit dem Begriff. Ein Knall ist in der allgemeinen Konvention der Begriffsbedeutung ein Geräusch, das ein Beobachter wahrnimmt; also etwas, was im Gehirn eines Beobachters realisiert wird. Das Gehirn übersetzt eine von den körpereigenen Sensoren aufgenommene Druckwelle in eine spezifische Form der Wahrnehmung, den wir als Knall bezeichnen. Ein Beobachter kann die Druckwelle auch anders wahrnehmen, als Druckempfindung der Haut etwa. Ein Gehörloser Beobachter würde keinen Knall wahrnehmen, trotzdem aber eine Druckwelle spüren.
Ich möchte hier keine Krümelkackerei veranstalten, sondern lediglich darauf aufmerksam machen, dass wir mit dem Begriff Urknall vorsichtig umgehen sollten. Er