Feuerblüte III. Катя Брандис
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Читать онлайн книгу Feuerblüte III - Катя Брандис страница 17
Es dauerte drei Tage, bis sie völlig erschöpft, verschwitzt und dreckig aus dem Glaswald herausstolperten.
Ungläubig sahen sie einen Ort vor sich, einen ganz normalen Ort der Erd-Gilde, in dem Menschen zwischen grün bewachsenen Erdhäusern hindurch schlenderten, unter freiem Himmel einen Baumstamm bearbeiteten, einen Hirschmenschen mit frischen Karededa-Wurzeln belohnten und Steinplatten von einem Wagen luden. Am liebsten hätte sich Alena einfach fallenlassen und auf diesem saftigen Gras ausgestreckt. Im Glaswald hatte es kaum einen Platz gegeben, an dem man liegen konnte, und so hatten sie nur wenig Schlaf bekommen.
Alena war zu müde, um so zu tun, als würde sie Jorak nicht kennen, als würde sie nicht mit ihm zusammen reisen. Außerdem widerstrebte ihr das im tiefsten Herzen. Sollen sie uns doch verpetzen, wenn sie wollen, dachte sie trotzig.
Als die Menschen sie sahen, unterbrachen sie ihre Arbeit und starrten sie an. „Seid ihr drei etwa durch den Lanzenwald gekommen?“, fragte einer von ihnen.
Jorak nickte. Er wankte vor Müdigkeit. „Wir wollten eine Abkürzung nehmen ... aber das war keine gute Idee ...“
„Können wir hier irgendwo Proviant kaufen, bevor wir weiterreisen?“, meinte Alena. Doch die Dörfler hatten sich schon grußlos abgewandt, beachteten sie nicht mehr oder gingen einfach davon. Verblüfft blickte Alena ihnen nach. „Was ist denn mit denen los?“
„Was wohl“, sagte Jorak schroff. „Sie haben gemerkt, dass ich ein Gildenloser bin. Hast du das vergessen?“
„Nein, habe ich nicht“, gab Alena ebenso patzig zurück. Warum regte er sich so darüber auf?
„Vielleicht sollte ich mich besser verstecken.“
„Lass mal, ist sowieso zu spät.“
„Verdammt, nächstes Mal müssen wir wieder drauf achten!“
Schweigend nickte Alena. Wir werden uns entscheiden müssen, dachte sie. Wenn wir die ganze Reise über so tun müssen, als würden wir uns nicht kennen, dann wird es anstrengend. Ach, Rostfraß, soll doch jeder sehen, dass wir zusammen sind, ich schäme mich nicht für ihn!
Wie sie erfuhren, hieß das Dorf Vidrano – und es gab auch einen normalen Weg, der aus ihm hinausführte. Ihre Strapazen hatten vorerst ein Ende. Erleichtert machte sich Alena auf den Weg zu einer kleinen Schänke in der Dorfmitte. „Wunderbar, da können wir ... äh, ich ... etwas zu Essen besorgen.“
„Ja, ich bleibe besser draußen – mir verkaufen sie sowieso nichts“, sagte Jorak und mühte sich ein Lächeln ab. „Na ja, Cchraskar wird mir Gesellschaft leisten.“
Jorak händigte ihr das restliche Geld aus, das er noch in der Tasche hatte, dann ging er mit Cchraskar davon.
Alena hatte gehofft, er würde sie noch einmal küssen. Traurig blickte sie ihm einen Moment lang nach, als er sich auf den Weg zum Rand des Dorfes machte. Es war sicher schwer für ihn, von den Menschen so schlecht behandelt zu werden – und noch dazu vor seiner Gefährtin. War das der Grund, warum er sich in letzter Zeit so seltsam benahm? Oder gab es noch andere Gründe? Hatte er sich das Zusammensein mit ihr anders vorgestellt? Vielleicht war sie doch nicht die Frau, die er sich erhofft hatte. Schließlich kannten sie sich nicht besonders gut, lange war er nur aus der Ferne in sie verliebt gewesen ...
Die Schänke lag in einem Erdhaus unter der Oberfläche, kühl und trocken war es darin. Ein Baum erhob sich direkt darüber und die Decke des Schankraumes war ein dichtes Netz aus Wurzelwerk. Manche der Wurzeln waren armdick und knorrig. Doch nicht das war es, was Alena erstaunte. Sie wunderte sich, dass selbst zu dieser Tageszeit ein Dutzend Menschen in der Schänke hockten. Bis sie sah, dass ein reisender Geschichtenerzähler hier war – das war immer ein Fest für die Einheimischen, besonders in abgelegenen Ortschaften wie dieser. Andächtig lauschend saßen die Dörfler um einen ziemlich seltsam aussehenden Kerl herum.
Alena hatte Hunger und der Wortwechsel mit Jorak echote noch in ihrem Kopf, ihr war nicht nach einer Geschichte zumute. Sie wollte gerade an der kleinen Gruppe vorbei auf den Wirt zugehen, als ihre Ohren einen vertrauten Namen auffingen und sie stutzte.
„... und als Alix Ekaterin verlassen hatte, wurden sie und Rena angegriffen von den Verschwörern des Roten Auges ...“
Den Namen ihrer Mutter zu hören – und ausgerechnet hier, im Nirgendwo dieser fremden Provinz! – berührte Alena tief. Sie blieb stehen und hörte zu.
„... Alix schaffte es, sie zu vertreiben, doch sie wurde verletzt dabei, und die Männer blieben ihr auf den Fersen, warteten, bis sie schwächer wurde. Also versuchten sie, Schutz bei den Iltismenschen zu suchen, obwohl das ein großes Risiko war, denn damals herrschte wenig Zuneigung zwischen Menschen und Halbmenschen ...“
Alena kannte die Geschichte. Damals, vor vielen Wintern, hatten Alix und Rena sich auf eine gefahrvolle Reise gemacht, um die verfeindeten Gilden gegen die Regentin zusammenzubringen. Rena hatte ihr davon erzählt, und gerade den Teil, wie sie bei den Iltismenschen Schutz gesucht hatten, mochte Alena besonders gerne. Der Geschichtenerzähler hatte Talent, wichtige Szenen schilderte er, indem er abwechselnd in die Rolle von Menschen und Iltissen schlüpfte und bei letzteren dramatisch fauchte und knurrte. Alena musste lächeln.
Sie besah sich den Mann genauer. Er war groß und blond wie viele Menschen der Luft-Gilde. Sein Gesicht mit dem breiten Mund war lebhaft in Bewegung, während er erzählte, und seine strahlendblauen Augen leuchteten – er genoss es offensichtlich, im Mittelpunkt zu stehen. Auf seiner Schulter saß ein kleiner dunkelbrauner Pfadfinder, der seine Jugend schon hinter sich zu haben schien. Gerade war er friedlich auf der Schulter des Erzählers eingenickt. Doch das Ungewöhnlichste an dem Fremden war sein langer Kapuzenumhang, den er über den Stuhl gehängt hatte. Er war aus Hunderten von verschiedenen bunten Stofffetzen genäht.
Nun war der Erzähler fast am Ende seiner Geschichte angelangt. „... und schließlich schafften die Iltismenschen es, Alix mit ihren eigenartigen Tänzen und Beschwörungen zu heilen, sodass sie und Rena ihre Reise wieder aufnehmen und ins Grasmeer weiterziehen konnten.“
Mit einer kleinen Verbeugung schloss der Geschichtenerzähler seinen Vortrag ab und sammelte die Münzen ein, die ihm seine Zuhörer hinschoben. Sein alter Pfadfinder schrak auf und blinzelte mit den Knopfaugen. Höflich beteiligte sich Alena an dem Applaus, obwohl der letzte Teil der Geschichte ziemlicher Blödsinn gewesen war. Iltismenschen tanzten und beschworen nicht. Rena selbst hatte ihr erzählt, dass die Halbmenschen Alix mit einem Pflanzenbrei geheilt hatten, und Alena neigte dazu, dieser Version zu glauben. Schließlich war Rena dabeigewesen.
Vielleicht sollte sie dem Luft-Gilden-Kerl berichten, wie es sich wirklich zugetragen hatte? Sie hätte auch gerne gewusst, welche Geschichten über ihre Mutter der Erzähler noch kannte. Alena zögerte. Doch dann steckte Cchraskar den Kopf durch die Tür und maunzte: „Wann kommt endlich das Essen, wann?“
Alena rief zurück: „Klingenbruch, du bist vielleicht verfressen!“ und ging nun doch zum Wirt hinüber.
Als sie – ausgerüstet mit einer Wildpastete, mehreren gerösteten Broten, einem Dutzend Pfeilwurzeln und einem Trinkbeutel mit frisch gebrauten Cayoral – zur Tür ging, merkte sie, dass der Geschichtenerzähler sie aus den Augenwinkeln