Überlast und Kernschmelze. Renate Amelung
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Читать онлайн книгу Überlast und Kernschmelze - Renate Amelung страница 5
„Bist nicht klar gekommen mit ihm!“ sagte Maria.
„Doch.!“
„Ach wat, ich hab Klüsen im Kopp. Drüben beim Fleisch will er wissen wat dat Tier jefressen hat und ob es jeden Tag gestreichelt worden ist. Und Pfeffer kauf er nur, wenn da keine Kengerhände dran waren.“
„Du kannst ihn wieder haben“, stöhnte Isa.
„Ach wat jing doch. Nur das mit den Braunschweigern war heikel. Ob er dir dat abgenommen hat oder wahrscheinlicher ist, er gibt dir ne Chance.“
„Er gibt mir eine Chance? Was willst du damit sagen?“
„Also wenze jemand suchst der kein Freund von deinem Ulf Friehe ist, dann liegste da richtig. Lass den Kittel hier. Der sitz jetzt vorne im Café, gleich hier den Gang raus, aber pass up das is kein Knüzkesbäcker.“
Überraschungen mochte er nicht. Trotzdem Lev dachte er muss sich mal langsam an das erinnern was er mal gelernt hatte, denn, wenn er an dem Projekt dran bleiben wollte im Alter nicht allein zu sein, dann war sie ein geeignetes Objekt. Attraktiv, nicht gerade groß, mit Biss, sie stand mitten im Leben, das sie alleine meisterte. Er muss ihr nicht die Brocken hinterhertragen. Geld war egal, seins reichte.
Isa hatte sich das gut überlegt als sie zwischen den Ständen durchging. Es gab noch das Argument Auto, sie hatte damit das Recht böse auf ihn zu sein. Wie sollte sie vorgehen? Brav Danke sagen oder ihm die Unverschämtheit seiner Eigenmächtigkeit an den Kopf ballern. Wirtschaftlich gesehen sollte sie ihn lieber fragen, in welchen Raten sie ihm die Reparaturkosten zurückzahlen kann. Es kam anders. Mit einer Handbewegung bot er ihr den freien Platz an, die zweite Handbewegung setzte den Kellner in Gang der zwei Espresso brachte. Dann sagte er. „Ich hatte auch einen Clio, lange her. Es wäre zu schade um den Wagen gewesen. Das ist schon ein Yougtimer, was willst du dafür haben, abzüglich der Reparatur?“
Sie sind per Du! Damit war klar auch er wusste wer sie war. Es war auch der Moment wo sie sich fragte welche Rolle sie damals gespielt hatte. Sie hatten den Vertretungsplan getauscht, er saß in der Klasse und sie waren im Schwimmbad, Sprühsahne in den Turnschuhen, Ärmel der Jacke zugenäht im Winter, Brille weggenommen und in den Schranklaufen lassen, Tür zu, das übelste war sicher, dass sie die hinteren Stuhlbeine angesägt hatten, da gab es richtig Ärger.
„Ich verkaufe nicht!“, sagte sie rasch.
„Ich kann warten.“
„Aber wie soll ich dich finden, wenn ich es mir überlege und ich verkaufen will? Eine Visitenkarte ohne Adresse und Telefonnummer ist da nicht hilfreich.“
„Wer zu mir will hat meine Telefonnummer.“
Idiot!
„Du hast mich doch gefunden“, sagte er.
„Zufall!“
„Das Leben ist ein einziger Zufall.“
„War das auch ein Zufall am Samstag an der Bleibergquelle?“
„Ja, ich war zufällig noch da.“
„Wieso?“
„Ich wollte wissen was aus meinen lieben Mitschülern geworden ist, doch dann dachte ich wozu.“
„Weil es interessant ist“, meinte sie.
„Zu wissen, wer in welchem Reihenhaus wohnt, wie viele Kinder er hat, ob er seine Frau betrügt, wie er auf dem Gang Fahrrad gefahren ist um Amtsrat zu werden, ob er sein Personal tritt oder die Kunden betrügt, welches Auto er sein nennt obwohl er den Brief nicht hat oder die Steuern nicht zahlt. Nee wollte ich nicht.“
Damit hatte er die Hauptthemen angerissen die den Samstag beherrschten.
„Und was wäre dein Beitrag gewesen?“
„Weiß nicht, war ja nicht da.“
Egal eine Frage musste raus, denn eine weitere schlaflose Nacht wollte sie umgehen. Die Frage marterte sie, seit sie seine Visitenkarte gelesen hatte. „Du warst damals nicht auf dem Abschlussfest?“ Wie platt, geradezu ungeschickt. Sofort verfluchte sie die Frage. Schlaflose Nächte waren nichts gegen seinen Blick, mit den Augen eisig, wie ein zugefrorener See. Sie kam sich vor wie eine vorschnelle Schnappschildkröte.
„Ich hatte keinen Anzug, damals.“ Er schmunzelte jetzt mild. „Nein, ich saß im Flieger, ich hatte ein Praktikum in den USA. Außerdem wollte ich zu gar keinem Treffen kommen. Das ist nicht so meine Sache, alte Zeiten und so. Warum bist du gekommen, sicher nicht um mir den Pullover zu bringen.“
Pullover, den hatte sie vergessen, dabei hätte es jetzt die Stimmung auflockern können und sie hätte das eigentliche Ansinnen verwerfen können. Pulli in die Hand gedrückt und weg hier. Weg, für immer, nie wieder in seiner Nähe, die ihr so unheimlich vorkam. War unheimlich das richtige Wort? Pulli? So ein Quatsch, woher sollte sie gewusst haben, dass sie ihn hier triff? Oder hatte er sie schon lange am Stand erkannt? Sie schnappt unmerklich nach Luft. Verdammt der hat eine Art sie in die Irre zu führen. Woher sollte sie wissen, dass sie ihn hier zufällig trifft? Womit sie das Wort Zufall auch wieder in Frage stellte. Also gut, warum ich hier bin. Erlaubt dein Terminplan ein Gutachten, für mich zu erstellen, also für meine Tante?“
„Da kommst Du zu mir?“
„Mir ist nichts Besseres eingefallen.“
„Aha!“
Na super, er hat wieder was ganz anders verstanden als sie gesendet hat. Doch es ging um ihre Tante und einen schäbigen Ex da rappelten sich ihre Gedanken unwillkürlich auf. Er war nicht nur ein Architekt er war ein Regisseur des Momentes. Seine Gegenwart nahm ihr das Selbstbewusstsein. Sie wusste nicht warum und ärgerte sich gleich wahnsinnig.
„Branchenbuch, da gibt es genug!“, sagte er.
„Ja, aber …“
„Was ja oder aber?“
An seiner Körperhaltung erkannte sie, dass er nicht ablehnend war eher amüsiert, bereit ein Spiel zu spielen, das er als Spielmacher in der Hand hielt. Das wollte sie sicher nicht!
„Aber jede Bausparkasse oder Bank bietet das an, wenn man eine benötigt. Für Gefälligkeiten bin ich nicht zu haben,“ sagte er.
„Nein, das sicher nicht. Wie kommst du darauf, dass es eine Gefälligkeit sein soll?“
„Da ist doch ein Hacken, wenn ihr nicht die Bankeigenen Gutachter bemüht. Würdest du da anders denken?“ Er lächelte, sicher sein schönstes was er hatte. „Oder wolltest du mich wiedersehen?“
Ehrlich gesagt musste sie mit ja antworten, das kam ihr schlagartig in den Sinn,