Der Wüstensklave. J. D. Möckli

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Der Wüstensklave - J. D. Möckli Der Wüstensklave

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steht jederzeit ein Sklave bei jeder Tür, um sie für die kaiserliche Familie und ihre Gäste zu öffnen, wenn diese nicht von einem Diener begleitet werden.

      Dies lässt Jamon schmunzeln. Ob dem Kaiser überhaupt bewusst ist, dass der Sklave vermutlich alles gehört hat? Plötzlich müde, lässt er sich wieder in den Sessel sinken und reibt sich die Nasenwurzel. Überdeutlich nimmt er die Präsenzen Seimons und Hazems wahr und würde sie am liebsten wegschicken.

      Endlich, nach einer gefühlten Ewigkeit, werden sie vom Hofmeister abgeholt und zu den Räumlichkeiten im Westflügel gebracht.

      Dort wartet Anna schon auf sie. »Kommt, ich zeige Euch Eure Zimmer«, sagt sie und führt die Männer zu den Suiten, die durch das gemeinsame Wohnzimmer miteinander verbunden sind.

      Von dem ganzen Prunk um sich herum nur noch abgestoßen, sucht sich Jamon kurzerhand das schlichteste Zimmer aus, das immer noch so groß wie die gesamte erste Etage der Mutsuos ist. Bevor er das Schlafzimmer betritt, lässt er sich von Anna seinen Korb zurückgeben. »Lasst mich nun bitte in Ruhe«, murmelt er und schließt die Tür hinter sich. Mit geschlossenen Augen lehnt er sich gegen das dunkle Holz, atmet bewusst ein und aus, ehe er sich strafft und den Korb auf den kleinen Schreibtisch stellt, der wie zu Hause am Fenster steht.

      Mit einem sehnsüchtigen Lächeln greift er nach dem letzten belegten Brot und obwohl es inzwischen ziemlich trocken ist, genießt er jeden einzelnen Bissen. Während er isst, steht er vor dem Schreibtisch und blickt aus dem Fenster.

      Nachdem er gegessen hat, legt er sich ins Bett und schläft schon nach ein paar Minuten erschöpft ein.

      Kapitel 5: Offene Worte

      Ein Geräusch weckt Jamon auf. Verwirrt von der Dunkelheit und dem ungewohnt weichen Bett liegt er bewegungslos da. Nur langsam kehrt die Erinnerung an die letzten beiden Tage zurück und mit ihr der Schmerz des Verlustes. Gepeinigt schließt er die Augen, reißt sie jedoch sofort wieder auf, als sich Bilder vor seinem inneren Auge zu formen beginnen.

      Er hält es im Bett nicht mehr aus. Ruckartig schlägt er die Decke zurück und setzt sich auf. Als seine nackten Füße den Boden berühren, zuckt er im ersten Moment zurück, aber nicht weil der Steinboden kalt ist. – Die Platten sind warm, zu warm für seinen Geschmack, genauso wie das Zimmer für diese Jahreszeit einfach zu warm ist.

      Automatisch sucht er nach dem Feuerstein und dem Eisen, um die Öllampe auf dem Nachttisch anzuzünden, doch ertasten seine Finger stattdessen einen Lichtschalter. Das plötzlich viel zu grelle Licht lässt ihn den Arm schützend vor die Augen reißen. Sein vor Schreck schlagartig schneller schlagendes Herz beruhigt sich nur langsam und erst, als sich auch sein Atem wieder normalisiert hat, senkt er den Arm und blickt zu der Lampe, die den Raum in ein künstlich warmes Licht taucht. »Du bist so ein Idiot, Jamon«, murrt er vor sich hin, als er aufsteht und rüber zum Fenster geht. Jetzt weiß er auch, was für Geräusche ihn geweckt haben: Die Blätter der Bäume unter seinem Fenster rauschen im Wind.

      Vorsichtig steigt er auf den Schreibtisch und setzt sich dann seitlich ans Fenster gelehnt hin. Den Kopf an die kühle Scheibe legend, sieht er die Spiegelung seines Gesichts im Glas. »Du siehst so was von miserabel aus«, sagt er zu seinem Spiegelbild und grinst schief.

      Jetzt fällt ihm das kaum hörbare Ticken der Uhr auf, die über dem kalten Kamin hängt. Sein Blick richtet sich auf die Zeiger. Er überlegt einen Moment, aber dann lächelt er traurig, als er wieder zum Fenster blickt. »Sharik, bei dir geht jetzt gerade die Sonne auf. Hat dich Großvater schon aus dem Bett geworfen? Oder Nino? Oder liegst du noch unter der Decke und verfluchst, dass die Sonne jetzt jeden Tag spürbar früher aufgeht?« Beim Gedanken, an das morgendliche Aufstehen mit seinem Sharik muss Jamon unwillkürlich lächeln.

      ***

      Tatsächlich quält sich Kai in Izusan aus dem Bett und geht fröstelnd rüber zum Schreibtisch. Der Boden unter seinen Füßen ist eiskalt und die Luft ist auch nicht viel wärmer. Seit es tagsüber nicht mehr ganz so kalt ist, heizen sie nur noch die Küche, das Bad und den Laden. Die Zehen einrollend steht er am Tisch und sieht aus dem Fenster zum sich rot verfärbenden Himmel. »Liebster, geht bei dir auch gerade die Sonne auf oder herrscht bei dir tiefste Nacht und du liegst noch schlafend im Bett?« Die Hand in Richtung Fenster ausstreckend schließt er gepeinigt die Augen. »Du fehlst mir«, raunt Kai erstickt und schlägt sich die Hand vor den Mund. Er will jetzt nicht schon wieder weinen. Um Beherrschung ringend, greift er schniefend nach seinem Kleiderstapel, ehe er aus dem Zimmer eilt.

      ***

      Ans Fenster gelehnt dasitzend, ist Jamon noch mal eingedöst. Als plötzlich ein Klopfen ertönt, schreckt er hoch und starrt zur Tür. Ein leicht bekleideter Sklave tritt ein und schließt die Tür hinter sich, ehe er sich niederwirft und mit der Stirn den Boden berührt. »Hochwohlgeborener, gesalbter Pharao Nesut-anch-Ra, ich wurde vom Haus- und Hofmeister geschickt, Euch zu dienen und Euch jeden Wunsch von den Augen abzulesen, was auch immer euer Wunsch sein mag.«

      Jamon starrt den jungen Sklaven geschockt an. Er ist wie erstarrt, aber dann springt er vom Tisch und eilt zu dem Jüngling, der immer noch auf dem Boden kauert und die Stirn gegen den Boden drückt. Langsam, um ihn nicht zu erschrecken, geht Jamon vor ihm in die Hocke und ergreift dessen Schultern. Mit sanftem Druck bringt er ihn dazu, sich aufzurichten. »Du musst dich vor mir nicht auf den Boden werfen, verstanden?« Bewusst spricht er mit sanfter Stimme und sieht dabei in das erschreckend junge Gesicht.

      »Verstanden, hochwohlgeborener, gesalbter Pharao Nesut-anch-Ra. Verzeiht mir meinen Fehler.« Flehend und voller Angst vor Strafe sieht der Junge Jamon an, ehe er den Blick wieder demütig senkt.

      »Kleiner, du hast keinen Fehler gemacht. Du kannst doch nicht wissen, dass ich das nicht möchte«, lächelt Jamon sanft und lässt die Schultern des Jungen los. »Wie heißt du und wie alt bist du?« Als er wieder mit ängstlichem Blick angesehen wird, zieht sich sein Herz zusammen. Er erinnert sich daran, wie er sich in der ersten Zeit bei Kai und Großvater gefühlt hat. »Du musst keine Angst haben«, fügt er lächelnd hinzu und verzichtet darauf, den Jungen noch einmal anzufassen.

      »Ich bin vierzehn und heiße Kimi, hochwohlgeborener, gesalbter Pharao Nesut-anch-Ra«, flüstert der Sklave schließlich und senkt wieder den Blick.

      Jamon unterdrückt ein Seufzen. »Kimi … Es reicht, wenn du mich Pharao oder Hoheit nennst.« Zu verlangen, dass er ihn bei seinem Namen nennt, würde den Jungen jetzt überfordern, ist sich Jamon sicher.

      »Wie Ihr wünscht, hochwohl… Hoheit.« Erschrocken beißt sich Kimi auf die Lippen und kauert sich instinktiv zusammen.

      »Du wirst dich schon dran gewöhnen, Kimi. Nun steh auf.« Langsam richtet sich Jamon wieder auf und blickt aus dem Fenster. »Die Sonne geht gerade erst auf, warum bist du denn schon so früh hier?«

      Kimi wagt es aufzustehen und fährt sich durch die blonden Haare. »Ich wollte schauen, was für Kleidung Ihr braucht, damit ich sie schon für Euch rauslegen kann. Der Haus- und Hofmeister meinte, dass ihr nur mit einem Korb angekommen seid.« Angestrengt vermeidet er es, in die Richtung des Pharaos zu blicken.

      »Stimmt«, murmelt Jamon und sieht zu dem Korb. »Wir mussten alles zurücklassen.« Er legt die Hand auf das Flechtwerk. »Ich habe nur das, was ich am Körper trage, Kimi.« Mit einem traurigen Lächeln sieht er zu dem Jungen. »Ich brauche nicht viel, nur Kleidung zum Wechseln.«

      »Verstanden … Hoheit.« Eilig dreht Kimi sich um und rennt aus dem Zimmer, um Kleidung für den Pharao zu holen.

      Mit

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