Love Rules - Geheimnisse. Tanja Neise
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Endlich lichtete sich das Verkehrschaos und vor dem großen Willis Tower konnte ich problemlos in die Tiefgarage abbiegen. Vielleicht stand der Termin doch nicht unter einem solch schlechten Stern, wie ich mittlerweile befürchtete. Ich hoffte es.
Einige Minuten später, kaum dass ich aus dem Lift getreten war, begrüßte mich schon die Sekretärin meines Anwalts mit einem breiten Lächeln. Wir waren zweimal miteinander ausgegangen und hatten anschließend eine wilde Nacht in ihrem Apartment verbracht, aber sie hatte mich recht schnell gelangweilt. Doch bisher gab Torry nicht auf und schickte mir immer wieder Nachrichten, die ich aber geflissentlich ignorierte. Auf solchen Beziehungsstress hatte ich keine Lust, außerdem würde ich bald Hunderte von Meilen weit weg wohnen.
Ich schenkte Torry ein kurzes und wie ich hoffte unverbindliches Lächeln, ehe ich meinen Kopf Andrew zuwandte, der in diesem Moment aus seinem Büro trat.
»Hey Ethan, alter Kumpel. Ich habe bereits auf dich gewartet.« Die versteckte Rüge für mein Zuspätkommen, ließ ich an mir abperlen. Andrew verdiente viel Geld bei diesem Deal und würde es verschmerzen können, wenn er mal zehn Minuten auf mich warten musste. »Setz dich schon mal in mein Büro, ich bin gleich bei dir«, sagte er und verschwand in Richtung Herrentoilette.
Kaum schloss sich die Tür hinter ihm, schlenderte ich auf den Büroraum zu. Leider hatte ich Torry dabei völlig vergessen und blieb abrupt stehen, als sie sich mir in den Weg stellte.
Langsam glitt ihre Hand über mein weißes Button-down-Hemd. Ihre Finger verharrten auf meiner Brustwarze, doch als sie versuchte, mich zu reizen, indem sie hinein kniff, griff ich grob nach ihrem Handgelenk. »Hey, nicht so stürmisch, Ethan«, keuchte sie auf.
Angewidert verzog ich das Gesicht. »Finger weg«, knurrte ich, ohne auf ihre Worte einzugehen, und sah ihr dabei kalt ins Gesicht. Ich hoffte, dass sie die Message endgültig verstehen würde.
Ihre perfekt gezupften Augenbrauen schossen erstaunt in die Höhe. »Was stimmt nicht mit dir?«, giftete Torry los. »Als wir neulich Nacht zusammen durch mein Bett turnten, warst du ganz scharf darauf gewesen, von mir angefasst zu werden. Wir hatten jede Menge Spaß.«
»Wie deutlich soll ich noch werden, Torry?« Mein Blick ruhte auf ihrem Gesicht und ich registrierte jede Regung. »Ich bin nicht der Typ, der gern Frauenherzen bricht oder jemanden verletzt. Aber um Klartext zu sprechen, es war eine einmalige Sache und wird sich nicht wiederholen.«
Als hätte sie sich die Finger an mir verbrannt, ließ sie die Hände fallen und trat zwei Schritte zurück, sodass ich an ihr vorbeigehen konnte. Doch ich sah Hass in ihren Augen aufblitzen. Da hatte ich mir wohl eine weitere Feindin gemacht.
Genervt ließ ich mich in den Besucherstuhl vor Andrews Schreibtisch fallen. Wie es mich ankotzte, wenn Frauen mir Szenen machten. Warum versprachen sie sich mehr, obwohl ich vorher klarstellte, dass außer Sex nichts laufen würde? Torry hatte ich das ziemlich eindeutig verklickert, bevor wir uns das erste Mal trafen. So machte ich das immer.
Dennoch ließ das die Hoffnungen der Frauen nicht zerplatzen. Fast jedes Mal drängten sie sich auf und das fand ich noch viel nervtötender, als die künstlichen Brüste, die zur Zeit so angesagt waren. Zumindest in der Gesellschaft, in der ich mich bewegte.
»Entschuldige, Ethan«, sagte in diesem Moment mein Anwalt und schloss die Tür, ehe er sich an seinen Schreibtisch setzte. »Bist du dir immer noch sicher, dass du das durchziehen willst?«
»Ja, absolut! Wäre ich sonst hier?«
Er ließ die Frage unbeantwortet. »Gut, ich werde dich dennoch in den nächsten Minuten über Sinn und Unsinn, über Risiken und Gesetzesgrundlagen aufklären. Wenn du dann noch immer sicher bist, kannst du unterzeichnen und das Ding ist erledigt.« Er sah mich über den Rand seiner Lesebrille an.
»Einverstanden.« Ich räusperte mich, da ich plötzlich einen Kloß im Hals hatte.
Abigail
Noch ein wenig verschlafen schlurfte ich in die Küche. Es war schon zehn Uhr. Dieses Leben ohne geregelte Zeiten war eigentlich untypisch für mich, dennoch genoss ich es auf gewisse Weise nachts zu lesen und zu arbeiten. Mir gefiel es erstaunlicherweise. Aber diese Art zu leben würde auf Dauer nicht gesund sein. Um meine Batterien aufzutanken und meinen Körper nicht mit unnötigen Kohlehydraten zu belasten, machte ich mir erst einmal einen Smoothie.
Den Tag über verbrachte ich mit weiterer Recherche und einige Sätze hatte ich auch schon zu Papier gebracht oder besser gesagt in den Laptop getippt. Doch richtig zufrieden war ich noch nicht.
Der erste Teil brauchte definitiv noch ein wenig Tiefe, aber der zweite Teil würde hoffentlich durch das Interview der Hammer werden. Ich nahm mir vor, zumindest den ersten Artikel bis heute Nachmittag fertig zu bekommen. Das müsste machbar sein und ich würde mich dann vollkommen auf das Interview konzentrieren können.
Als ich ein paar Stunden später in meinem besten Businesskostüm in das Taxi stieg, das mich zu Clodette Poirot bringen sollte, hatte ich in meinem Notizbuch jede Menge Fragen notiert, die ich der guten Frau stellen wollte. Ich war schon sehr gespannt, welcher Mensch mich dort erwarten würde.
»Chelseastreet 18, da wären wir.« Der Taxifahrer hielt vor einem großen schmiedeeisernen Tor, an dem etliche Kameras auf uns hinabblickten. Dahinter erstreckte sich eine parkähnliche Anlage und am Ende des kiesbedeckten Weges erblickte ich ein weißes Herrenhaus, das einem kleinen französischen Chateau glich, das ich einmal besucht hatte. Es sah in der nachmittäglichen Sonne einfach bezaubernd aus.
Mir fiel die Kinnlade herunter. Konnte man mit dem Schreiben von Liebesromanen derart gut verdienen, dass man sich ein solches Anwesen leisten konnte? Vielleicht sollte ich meine Berufswahl noch einmal überdenken, fuhr es mir unwillkürlich durch den Kopf.
»Miss, soll ich Sie anmelden?«, wollte der Fahrer wissen, der die Sechzig schon lange überschritten und ganz bestimmt bereits öfter junge, unwissende Journalistinnen bei steinreichen Chateaubesitzern angemeldet hatte.
»Ja.« Oder? Davon stand in dem Schreiben nichts. Ich verglich rasch die Adresse. Sie stimmte.
Der Mann beobachtete mich durch den Rückspiegel mit hochgezogenen Augenbrauen, bis ich endlich kapierte, was er wollte.
»Abigail Jones. Bitte melden Sie mich als Abigail Jones, Journalistin des Cosmostar an.« Ich erntete ein Lächeln.
Kurze Zeit später glitt das Tor geräuschlos auf und wir fuhren im Schritttempo durch den Park. Am Ende der Auffahrt lag das imposante Gebäude und dahinter endete das Grundstück an einem See. Es war malerisch und ich konnte mir vorstellen, dass einer Autorin in einer solchen Atmosphäre jede Menge wundervolle Geschichten einfallen mussten. An der offenstehenden Haustür erwartete mich, nachdem ich meine Schuld beim Taxifahrer beglichen hatte, eine Hausangestellte, die in einer dunklen Uniform mit Schürze steckte. Mit einem professionellen Lächeln, das allerdings nicht ihre Augen erreichte, bat sie mich ins Haus und führte mich in einen Salon, der im Jugendstil eingerichtet war und in mir leichte Beklemmungen hervorrief.
»Mrs Poirot wird gleich für Sie da sein.«
Steif setzte ich mich auf die Kante einer Sitzbank und wartete geduldig, nachdem ich allein gelassen worden war. Wussten die Angestellten in diesem