MAGAZIN für Abenteuer-, Reise- und Unterhaltungsliteratur. Thomas Ostwald
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Von der äußeren Aufmachung her zeigten die Serien der Frühzeit des deutschsprachigen Heftromans eine starke Verbundenheit zum zeitgenössischen Geschmack, die Titelbilder spiegelten in der Akribie der dargestellten Szenen einstmalige Wertvorstellungen. Beigefügtes Rankenwerk deutete zuweilen Jugendstilnähe an. Oft zierte die Titelliste ein mehr oder weniger markantes Konterfei des Helden, Orientierungsmarke und Warenzeichen zugleich. Der meist dramatischen Titelbildskizze beigegeben wurde ein die Skizze kommentierender Fußsatz, der überwiegend dem Text entnommen war. Außerdem trug jedes Heft den hinweisenden Vermerk, dass es sich um eine abgeschlossene Erzählung handele; die noch nicht überwundene Nachbarschaft der Lieferungsromanwerke blieb spürbar. Diese Art der Aufmachung sollte typisch werden für die Heftperiodika vor dem 1. Weltkrieg. Im Text war oft noch die brutal zynische Ausdrucksweise vergleichbarer Publikationen des 19. Jahrhunderts zu finden. Bemühungen um Sprachniveau blieben selten, die Knüpfung des anstehenden Falles schwach. Auch wenn logischer Geist vermeintlich die Klärung brachte, war letzte Instanz doch die Faust.
Der Heftroman hatte die Aktion für sich okkupiert.
3. Die Jahre zwischen den Kriegen
Die Erscheinungen des Zeitraumes von etwa 1920 bis 1941 kann man eigentlich in zwei Gruppen teilen: Einmal jene Serien, mit denen versucht wurde, an Erfolge der Vorkriegszeit anzuknüpfen. Dazu gehörte schon 1920 die Neuauflage und Weiterführung der „Percy-Stuart“-Figur, diesmal unter dem Titel „Der neue Excentric Club – Spannende Sport-Erzählungen“. Andere Namen von alten Helden, die ca. 1928/30 wiedererweckt, aber mit neuen Manuskripten bedacht wurden, waren Sherlock Holmes und Nick Carter, jetzt präsentiert als „Der Weltdetektiv“, bzw. „Der neue Nick Carter“. Möglicherweise durch Papierengpässe erzwungen waren die gegenüber den alten Reihen erheblich verkleinerten Formate der Nachkriegsserien, die oft bei 15 x 11 cm lagen. Ausnahmen machten weitere Nachdruckreihen bereits bekannter Namen um 1930: „Nick Carter – Amerikas größter Detektiv“ und „Buffalo Bill“ wurden ebenso im alten Format herausgegeben wie „Texas Jack – Der große Kundschafter“, „Berühmte Indianerhäuptlinge“ und „Klaus Störtebecker – Der gefürchtete Herrscher der Meere“. Auch die schon nahezu legendäre Raffles-Figur, die bereits in der Vor-Weltkriegsreihe auf der gleichnamigen Hornung-Gestalt fußen konnte, erlebte als „Lord Lister“ zu Beginn des dritten Jahrzehnts ihre Wiedergeburt. Hier begann man mit überarbeiteten Alttexten und brachte später neue Manuskripte. Eine Folge ähnlichen Konzepts war kurz zuvor „Max Wing’s tolldreiste Abenteuer“. Sie gehörte aber schon zur anderen Linie der oben erwähnten Einteilung, die neue Titelnamen anbot. Einige davon waren jedoch noch im alten Milieu angesiedelt. „Winoga – Der letzte Mohikaner“ und „Wildtöter – Neue Erzählungen aus dem Wilden Westen“ hatten ihre Schauplätze im noch von Indianern mehr oder minder beherrschten Westen von Nordamerika. Den Übergang zur Welt der Cowboys mit dem Beiwerk Rinderland und Salonseligkeit, mit Revolverbanditen und Spielerfiguren, brachten erst Mitte der dreißiger Jahre die Reihen „Die Abenteuer des Billy Jenkins“ und „Tex Bulwer – Abenteuer im Wilden Westen“. Etwas zwischen diesen Linien standen zur gleichen Zeit die Folgen „Bob Hunter auf Indianerpfaden“ und „Alaska Jim – Ein Held der kanadischen Polizei“ sowie dessen Nachfolgeserie „Sturmvögel“ mit den Untertiteln „Mit Büchse und Toboggan durch die Arktis“, später dann „Abenteuer zwischen Urwald und Prärie“. Beherrscht aber wurde die Szene zwischen den Kriegen wohl doch von vier Namen, die damals erhebliche Leuchtkraft hatten: Harald Harst, Frank Allan, Tom Shark, John Kling. In der zu Beginn der zwanziger Jahre begonnenen Harst-Serie, zunächst unter dem Titel „Der Detektiv“, dann als „Harald Harst – Aus meinem Leben“, schrieb sich wie kaum ein zweiter Autor Walther Kabel in die Herzen seiner Leser. Kabel schüttelte als einer der wenigen, denen das gelang, wirklich zuweilen die Fesseln trivialen Geschehens ab und erfreute – auch in seiner zweiten großen Serie „Olaf K. Abelsen – Abenteuer abseits vom Alltagswege“ – mit lebendiger, anspruchsvoller Sprache. Beide Reihen erloschen 1934, kurz vor Kabels Tod im Mai 1935.
Der ebenfalls um 1921 gestarteten Serie „Frank Allan – Der Rächer der Enterbten“, die über ein Jahrzehnt den deutschen Markt erfolgreich beschickt hatte, blieb es vorbehalten, ihren Untertitel in manch bizarrer Auslegung jenen Stimmen leihen zu müssen, die damit den Heftroman schlechthin verhöhnen wollten. Übrigens war die Allan-Serie mit über 600 Ausgaben die erste bedeutende Reihe, in der auf den Fußsatz unter dem Bild verzichtet wurde. Gegen Ende des Jahres 1928 begann ein Detektiv sein Tun, der in den dreißiger Jahren ganz zur Spitze kommen sollte und erst durch die Kriegsereignisse gestoppt wurde: „Tom Shark – Der König der Detektive“. Autorin war Elisabeth von Aspern, die durch liebenswürdige Naivschilderungen gut zu unterhalten wusste. Als Shark 1939 die Segel streichen musste, nannte man ihn „Wolf Greif*, als der er noch für ca. ein Jahr agieren durfte.
Eine der Trumpfkarten des Heftromans im dritten Jahrzehnt aber war zweifellos „John Kling“. Der Werner Dietsch Verlag, Leipzig, der zu Beginn der zwanziger Jahre viel mit von der Stummfilmleinwand geholten Helden wie „Harry Piel“, „Jack Mylong“ und „Harry Hill“ gearbeitet hatte, kreierte 1926 innerhalb der Serie „Welt-Kriminal-Bücherei“ den abseits der Gesetze operierenden, auf eigene Faust für soziale Gerechtigkeit kämpfenden Außenseiter Kling. Auch als nach 1933 derartige Maximen nicht mehr opportun blieben, war das Gewicht des Namens „John Kling“ bereits so stark, dass er und sein ihm beigestellter Freund „John Burthe“ den Weg zu detektivischer Tätigkeit finden durften, auch wenn das unter Schwierigkeiten geschah. Ebenso wie Shark wurden auch die beiden Reihen „John Kling’s Abenteuer“ und „John Kling’s Erinnerungen“ im September 1939 per Federstrich angehalten. Dass es für beide noch ein „Nachspiel“ geben sollte, darüber später.
Zwei recht jugendorientierte Serien der dreißiger Jahre sollten nicht vergessen werden, die in Text und Aufmachung erfolgreich waren: „Rolf Torrings Abenteuer“ und „Jörn Farrow’s U-Boot-Abenteuer“ (später „Jörn Farrow’s Abenteuer“) Man konnte sie unbedenklich in Jungenhände geben, wenn es auch da an Kassandrarufen nicht gefehlt haben mag. Schließlich seien aus den dreißiger Jahren noch genannt: „Hein Class – Fahrten und Abenteuer“, eine Reihe, die neben „Wolf Greif“ und „Frank Fabers Abenteuer“ (später „Fred Faber’s Abenteuer) bis 1941 laufen durfte, sowie die einzige echte Zirkus Serie des deutschen Heftromans „Salto Mortale – Elefantenkarls Erlebnisse“. Die Reihe „Hans Stosch-Sarrasani – Fahrten und Abenteuer“, 1923 begonnen, die man ebenfalls im Zirkusmilieu vermuten könnte, war mehr abenteuerlich orientiert, wenn es auch in ihr Zirkuserlebnisse gab. Technisch-phantastisch ausgerichtet waren die Reihen „Sun Koh – Der Erbe von Atlantis“ und „Jan Mayen“, die gleichfalls in den dreißiger Jahren eine Rolle spielten. Aus dem weiten Feld der Publikationen des Heftromans zwischen 1920 und 1941, die unmöglich alle erwähnt werden können, seien wenigstens noch einige namentlich genannt, ungefähr in der Reihenfolge ihres Erscheinens: „Rolf Brand – Der deutsche Sherlok Holmes“ (ohne c), „Daniel Boon – Der Held von Wildwest“, „Sir Ralf Clifford – Der unsichtbare Mensch oder Das geheimnisvolle Vermächtnis des Fakirs“, „Nic Pratt – Amerikas Meisterdetektiv“, „Der neue Lederstrumpf“, „James Robertson – Der Weltdetektiv“, „Fred Pinkerton – Amerikas Meisterdetektiv“, „Fred Parker – Die Erlebnisse des großen Unbekannten“, „Abenteuer des Detektivs Will Morton“, „Timm Fox – Der König der Detektive“ (später .König der Abenteurer“), „Vagabunden des Schienenwegs“, „Die Erlebnisse und Abenteuer des Detektivs Ralph Garby“, „Norbert Falk in der