Überredung. Jane Austen

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unter ihren Verwandten bekannt war, die, wie sie glaubte, niemals eine Silbe davon würden verlauten lassen, und Zuversicht daraus, daß unter seinen Verwandten nur der Bruder, bei dem er gewohnt hatte, von ihrer kurzlebigen Verlobung wußte. Dieser Bruder war schon vor langer Zeit aus der Gegend fortgezogen; und da er ein vernünftiger Mann und zu der Zeit obendrein Junggeselle gewesen war, war es ihr lieb, sich darauf verlassen zu können, daß er keiner Menschenseele je davon erzählt hatte.

      Die Schwester, Mrs. Croft, war damals gar nicht in England gewesen, sondern hatte ihren Mann ins Ausland begleitet; und ihre eigene Schwester Mary war im Internat gewesen, während sich alles abgespielt hatte; und die einen hatten aus Stolz und die anderen aus Zartgefühl hinterher nicht das Geringste davon erzählt.

       Im Vertrauen darauf hoffte sie, daß die Bekanntschaft zwischen ihr und den Crofts, die sich wohl kaum vermeiden ließ, wenn Lady Russell weiterhin in Kellynch und Mary nur drei Meilen entfernt wohnte, zu keinerlei Unannehmlichkeiten zu führen brauchte.

      Kapitel 5

      Am Morgen der für Admiral Croft und seine Frau vorgesehenen Besichtigung von Kellynch Hall war es für Anne ganz selbstverständlich, ihren beinahe täglichen Spaziergang zu machen und sich nicht blicken zu lassen, bis alles vorüber war. Dann war es ihr ebenso selbstverständlich zu bedauern, daß sie die Gelegenheit versäumt hatte, sie kennenzulernen.

       Dieses Treffen zwischen den beiden Parteien erwies sich als äußerst erfolgreich und entschied die Angelegenheit auf der Stelle. Beide Damen waren einer Verständigung von vornherein geneigt gewesen, und jede nahm an der anderen deshalb nur gute Seiten wahr. Und was die Herren anging, so verriet der Admiral eine herzhafte gute Laune, eine offene, vertrauenerweckende Unbefangenheit, die ihre Wirkung auf Sir Walter nicht verfehlen konnten, dem im übrigen Mr. Shepherds Versicherungen, daß man ihn dem Admiral als ein Beispiel vollendeter Lebensart dargestellt habe, sein allerbestes und ausgesuchtestes Benehmen abgeschmeichelt hatten.

       Haus, Anlagen und Mobiliar fanden Anklang, die Crofts fanden Anklang, Mietbedingungen und -dauer, alle und alles stießen auf Zustimmung. Und Mr. Shepherds Bürokräfte konnten an die Arbeit gehen, ohne daß »der Wortlaut der folgenden Bestimmungen« durch irgendwelche Unstimmigkeit hätte abgewandelt werden müssen.

       Sir Walter erklärte den Admiral ohne Zögern zum bestaussehenden Seemann, den er je getroffen hatte, und ging so weit zu sagen, daß er sich, wenn sein eigener Kammerdiener ihm hätte das Haar machen dürfen, durchaus nicht schämen würde, sich mit ihm in der Öffentlichkeit sehen zu lassen. Und der Admiral bemerkte mit wohlwollender Herzlichkeit zu seiner Frau, als sie durch den Park zurückfuhren: »Ich wußte, daß wir uns schnell einigen würden, meine Liebe, trotz allem, was man uns in Taunton erzählt hat. Der Baron wird die Welt nicht auf den Kopf stellen, aber er ist durchaus kein übler Bursche«, gegenseitige Komplimente, die wohl als etwa gleichwertig gegolten hätten.

      Die Crofts sollten das Haus Ende September in Besitz nehmen, und da Sir Walter vorhatte, im Laufe des vorhergehenden Monats nach Bath zu ziehen, war es höchste Zeit, die nötigen Vorbereitungen zu treffen.

       In ihrer Überzeugung, daß man Anne keinerlei Rolle oder Einfluß bei der Wahl des Hauses, das man besorgen wollte, einräumen werde, sah Lady Russell sie höchst ungern so überstürzt abreisen und wollte unbedingt, daß sie so lange dablieb, bis sie sie nach Weihnachten selbst mit nach Bath nehmen konnte. Aber eigene Verpflichtungen, die sie ein paar Wochen von Kellynch fernhalten würden, hinderten sie daran, die Einladung auf den ganzen Zeitraum auszudehnen; und obwohl Anne in Bath vor der möglichen Septemberhitze und dem grellen Licht graute und es ihr leid tat, auf die so köstliche und so melancholische Wirkung der Herbstmonate auf dem Land verzichten zu müssen, fand sie bei genauerem Nachdenken auch nicht, daß sie zurückbleiben wolle. Es wäre das richtigste und das klügste und deshalb auch das am wenigsten schmerzliche, mit den anderen abzureisen.

       Es ereignete sich allerdings etwas, was ihr eine andere Aufgabe zuwies. Mary, die sich oft unwohl fühlte und immer viel aus ihren eigenen Leiden machte und immer dazu neigte, Anne in Anspruch zu nehmen, wenn etwas los war, war unpäßlich; und da sie fürchtete, daß sie den ganzen Herbst keinen gesunden Tag haben würde, bat sie darum oder bestand eher darauf, denn eine Bitte war es kaum, daß Anne, statt nach Bath zu gehen, nach Uppercross Cottage kommen und ihr Gesellschaft leisten solle, solange sie sie brauche.

       »Wie soll ich ohne Anne fertig werden«, war Marys Begründung, und Elizabeth entgegnete: »Dann finde ich, daß Anne bleiben sollte, denn in Bath kann sie sowieso keiner gebrauchen.«

       Als Eigentum in Anspruch genommen zu werden, wenn auch auf so ungehörige Weise, ist immer noch besser, denn als überflüssig abgeschoben zu werden; und Anne, froh, für nützlich gehalten zu werden, froh, überhaupt eine Aufgabe zugeteilt zu bekommen, und keineswegs unglücklich, daß sie dieser auf dem Land, ihrem eigenen lieben Land nachgehen durfte, willigte gern ein zu bleiben.

      Diese Einladung von Mary enthob Lady Russell aller Schwierigkeiten, und es wurde deshalb gleich vereinbart, daß Anne erst nach Bath fahren solle, wenn Lady Russell sie mitnahm, und daß sie die Zeit bis dahin zwischen Uppercross Cottage und Kellynch Lodge teilen solle.

       So weit war alles bestens geregelt. Aber Lady Russell war geradezu entsetzt, als ihr eine Ungehörigkeit des Plans von Kellynch Hall zu Ohren kam, nämlich, daß Mrs. Clay aufgefordert worden war, Sir Walter und Elizabeth nach Bath zu begleiten, um dieser bei all den vor ihr liegenden Aufgaben eine wichtige und unentbehrliche Hilfe zu sein. Lady Russell fand es höchst bedauerlich, daß Erwägung gezogen worden war – wunderte schlimmsten Befürchtungen – und der Affront, der für Anne darin lag, daß Mrs. Clay sich als nützlich erwies, während sie selbst überflüssig war, erbitterte sie zutiefst.

      Anne selbst war inzwischen gegen solche Affronts abgestumpft, aber sie empfand die Unklugheit einer solchen Vereinbarung genauso stark wie Lady Russell. Aufgrund eingehender, schweigender Beobachtung und oft verwünschter Kenntnis des väterlichen Charakters sah sie die ernsthaftesten Folgen für ihre Familie aus dieser ein solcher Schritt überhaupt in sich, beklagte es und hatte die intimen Beziehung voraus. Sie konnte sich nicht vorstellen, daß ihr Vater gegenwärtig derlei Absichten hegte. Mrs. Clay hatte Sommersprossen, einen vorstehenden Zahn und knochige Handgelenke, worüber er in ihrer Abwesenheit ständig abfällige Bemerkungen machte. Aber sie war jung und alles in allem zweifellos gutaussehend und übte bei einem scharfen Verstand und unverdrossener Zuvorkommenheit einen unendlich viel gefährlicheren Reiz aus, als bloße körperliche Vorzüge je hätten ausüben können. Anne war so beunruhigt von der Gefahr, in der sie schwebten, daß sie nicht umhin konnte zu versuchen, ihre Schwester darauf aufmerksam zu machen. Sie versprach sich nicht viel davon, aber Elizabeth, die ein solcher Schicksalsschlag unendlich viel stärker treffen würde als sie, sollte ihr, fand sie, niemals vorwerfen können, sie nicht gewarnt zu haben.

       Sie sprach offen und verletzte anscheinend nur. Elizabeth konnte sich gar nicht vorstellen, wie sie auf einen solch absurden Verdacht gekommen war und verbürgte sich empört dafür, daß alle Beteiligten sich über ihre Position völlig im klaren seien.

      »Mrs. Clay«, sagte sie mit Nachdruck, »vergißt nie, wer sie ist; und da ich mit ihren Empfindungen weiß Gott besser vertraut bin als du, kann ich dir versichern, daß sie in puncto Ehe besonders heikel sind und daß sie Unebenbürtigkeit in Rang und Stellung stärker verurteilt als die meisten Leute. Und was meinen Vater betrifft, so weiß ich wirklich nicht, warum er, der unsretwegen so lange ledig geblieben ist, ausgerechnet jetzt verdächtigt werden muß. Wenn Mrs. Clay eine ausgesprochen schöne Frau wäre, zugegeben, dann wäre es vielleicht ein Fehler, sie so viel um mich zu haben. Es würde meinem Vater zwar im Traum nicht einfallen, eine Mesalliance einzugehen, aber er könnte sich unglücklich machen. Aber ausgerechnet die arme Mrs. Clay, die bei all ihren Verdiensten nie auch nur als einigermaßen hübsch gegolten haben kann! Ich glaube wirklich, die arme Mrs. Clay kann getrost bei uns

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