Der fliegende Holländer. Фредерик Марриет

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Der fliegende Holländer - Фредерик Марриет

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      »Wenn ich nicht irre, so war dies der Name; er sagte, er hätte Euch einmal geliebt.«

      »Der Name ist mir nicht unbekannt, und ich weiß nicht, was ich tun oder sagen soll. Mein Vater ist zu einer Gebärenden gerufen worden und bleibt vielleicht noch viele Stunden aus. Aber wie kann ich Euch die Tür öffnen – zur Nachtzeit – während mein Vater abwesend ist – und ich allein bin? Ich kann und darf nicht, obgleich ich Euren Worten Glauben schenke. Gewiss, es ist unmöglich, dass Ihr so schändlich sein könntet, eine derartige Erzählung zu erdichten.«

      »Nein – bei meiner Hoffnung auf künftige Seligkeit! Ich wäre es nicht im Stande! Aber setzt nicht Euer Leben und Eure Ehre auf's Spiel, sondern gebt mir Einlass.«

      »Und wenn ich's auch täte, was könntet Ihr anfangen gegen so Viele? Die Vier würden Euch als einen einzelnen Mann bald überwältigen, und es ginge nur ein Leben weiter verloren.«

      »Nicht, wenn Ihr Waffen habt, und Euer Vater wird sich wohl damit vorgesehen haben. Ich fürchte die Strauchdiebe nicht – und Ihr wisst, dass ich Entschlossenheit besitze.«

      »Allerdings – und nun wollt Ihr Euer Leben für Leute wagen, die Ihr früher selbst mit einem Angriffe bedrohtet? Ich danke Euch – danke Euch von Herzen, Herr – aber ich wage es nicht, die Tür zu öffnen.«

      »Wenn Ihr das nicht wollt, Jungfrau, so bleibe ich hier, obgleich ohne Wehr und nur schlecht im Stande, mit vier gut bewaffneten Räubern zu kämpfen. Aber dennoch will ich Stand halten und Euch meine Aufrichtigkeit dadurch beweisen, dass ich Euch gegen alle Angriffe verteidige – ja, sogar hier unter freiem Himmel.«

      »Dann werde ich Eure Mörderin sein! Nein, das kann ich nicht zugeben. Oh! – Schwört, schwört mir, Herr, bei Allem was heilig und rein ist, dass Ihr mich nicht täuschen wollt.«

      »Ich schwöre bei Euch selbst, Jungfrau, die Ihr mir heiliger seid, als Alles!«

      Das Fenster schloss sich und bald nachher wurde oben ein Licht sichtbar. Eine Minute später öffnete Mynheer Poots' Tochter die Tür. Sie stand mit dem Lichte in der rechten Hand da, und die Farbe ihrer Wangen wechselte vom tiefsten Roth bis zur Leichenblässe. Ihre Linke, in der sie eine Pistole halb verborgen hielt, hing an ihrer Seite nieder. Philipp bemerkte diese Vorsichtsmaßregel, achtete aber nicht darauf und suchte sie zu beruhigen.

      »Jungfrau,« sagte er, ohne einzutreten, »wenn Ihr noch immer Bedenken tragt – wenn Ihr es nicht für geheuer haltet, mich einzulassen, so ist es noch Zeit, die Tür wieder zu schließen; aber um Eurer selbst willen bitte ich Euch, es nicht zu tun. Noch ehe der Mond aufgeht, werden die Räuber hier sein, und wenn Ihr mir nur Vertrauen schenkt, will ich Euch mit meinem Leben beschützen. Wer könnte auch einem Wesen, wie Ihr seid, etwas zu Leide tun?«

      Wie sie so dastand, unschlüssig und verwirrt durch die Eigentümlichkeit ihrer Lage, obgleich es ihr für den Fall der Not nicht an Muth gebrach – erschien sie wirklich als ein Gegenstand, welcher einer staunenden Bewunderung würdig war, und diesen Eindruck übte sie auch auf Philipp, als ihre Züge, von dem im Winde flackernden Lichte beleuchtet, bald mit Bestimmtheit, bald mehr schattenhaft hervortraten und lieblich gegen die Anmut ihrer Form und gegen das Auffallende ihrer Tracht abstachen. Ihr Kopf war unbedeckt und ihr langes Haar fiel in reichen Flechten über die Schulter nieder. Ihre Figur war nicht ganz von Mittelgröße, verriet aber das vollkommenste Ebenmaß, und ihre einfache, aber anständige Kleidung war ganz verschieden von der, welche die Mädchen der Umgegend zu tragen pflegten. Nicht nur der Schnitt ihres Gesichtes, sondern auch ihr Anzug würde jeden Fremden mit einemmale belehrt haben, dass sie aus arabischem Blute stammte.

      Während Philipp sprach, sah sie ihm ängstlich in's Antlitz, als wolle sie in seiner tiefsten Seele lesen; aber die offene Freimütigkeit in seiner Haltung und die Biederkeit in seinem männlichen Gesichte beruhigte sie.

      »Kommt herein, Herr,« entgegnete sie nach einem kurzen Stocken; »ich fühle, dass ich Euch trauen kann.«

      Philipp entsprach der Aufforderung. Die Tür wurde sodann verschlossen und verriegelt. »Wir haben keine Zeit zu verlieren, Jungfrau,« sagte Philipp; »aber nennt mir Euren Namen, damit ich Euch gebührend anreden kann.«

      »Ich heiße Amine,« versetzte sie ein wenig zurückweichend.

      »Ich danke Euch für dieses kleine Vertrauen. Doch wir haben keine Zeit zu verlieren. Was für Waffen habt Ihr im Hause, und seid Ihr mit Munition versehen?«

      »Beides ist vorhanden. Ach, wenn doch mein Vater zu Hause wäre.«

      »Ich wünschte es gleichfalls,« entgegnete Philipp. »Hätten wir ihn doch hier, ehe diese Mörder kommen. Hoffentlich zeigt er sich aber nicht während des Angriffs, denn eine Büchse ist ausdrücklich für seinen Kopf geladen, und wenn sie ihn zum Gefangenen machen, werden sie sein Leben nicht schonen, es sei denn, dass er sein Gold und Eure Person als Lösegeld zahle. Doch die Waffen, Jungfrau – wo sind sie?«

      »Folgt mir,« entgegnete Amine, Philipp nach einem Inneren Zimmer im oberen Stocke führend. Es war das Heiligtum ihres Vaters und auf den Simsen standen gefüllte Flaschen und Arzneikapseln umher. In einer Ecke befand sich eine eiserne Kiste, und über dem Kaminmantel hingen ein paar Büchsen neben drei Pistolen.

      »Sie sind alle geladen,« bemerkte Amine darauf hindeutend, indem sie zugleich die Pistole auf den Tisch legte, die sie in der Hand gehalten hatte.

      Philipp nahm die Waffen herunter und untersuchte sämtliche Zündpfannen. Dann ergriff er auch die auf dem Tische liegende Pistole und fand, dass sie sich gleichfalls in kampffähigem Stande befand. Als er die Pfanne wieder schloss, bemerkte er mit einem Lächeln:

      »Diese sollte also mir gelten, Amine?« .

      »Nein – nicht Euch – sondern einem Verräter, der sich möglicherweise Eingang verschaffen konnte.«

      »Wohlan, Jungfrau!« entgegnete Philipp, »ich will meinen Posten an dem Fenster einnehmen, das Ihr geöffnet habt; aber im Zimmer darf kein Licht brennen. Ihr mögt hier bleiben und könnt zu Eurer Sicherheit den Schlüssel umdrehen.«

      »Ihr kennt mich wenig,« versetzte Amine, »und missdeutet meine Furcht; ich muss neben Euch bleiben und die Waffen wieder laden – ein Geschäft, in dem ich wohl geübt bin.«

      »Nicht doch,« erwiderte Philipp, »Ihr könntet Schaden nehmen.«

      »Und wenn auch, glaubt Ihr, ich werde hier müßig bleiben, wenn ich einem Manne Beistand leisten kann, der sein Leben für mich einsetzt? Ich kenne meine Pflicht und werde sie erfüllen.«

      »Ihr dürft Euch nicht bloßstellen, Amine,« fügte Philipp; »mein Ziel wird nicht so sicher sein, wenn ich weiß, dass Ihr in Gefahr seid. Doch jetzt muss ich die Waffen in das andere Gemach nehmen, denn die Zeit ist gekommen.«

      Philipp brachte die Büchsen und Pistolen unter Amine's Beistand in das anstoßende Zimmer; dann entfernte sich Letztere, das Licht mit sich fortnehmend. Sobald Philipp allein war, öffnete er das Fenster und sah hinaus, ohne dass sich etwas blicken ließ; dann horchte er, aber Alles war stumm. Der Mond erhob sich eben mit gedämpftem Lichte über einen fernen Berg, während flockige Wolken den Horizont überzogen. Philipp spähte einige Minuten und vernahm endlich unten ein Geflüster. Er blickte hinaus und konnte jetzt im Dunkeln die vier Räuber unterscheiden, die dicht an der Tür des Hauses standen. Leise von dem Fenster wegtretend, begab er sich in das Nebengemach zu Amine, die er mit Zurichtung der Munition beschäftigt fand. »Amine, sie beraten sich

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