Tokeah. Charles Sealsfield

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Tokeah - Charles  Sealsfield

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die Antwort.

      »Und werden sie den Tomahawk auf der Salzsee, in den Wäldern oder in ihren Wigwams erheben?«

      »Das ist eben die Frage. Wir waren abgesandt, die Mündungen des Mississippi zu sondieren, das heißt, ihre Tiefe zu untersuchen, ob sie nämlich größere Schiffe zulassen. Das Resultat war ziemlich genügend. Nur ist eine verwünschte Sandbank, die, gerade vor der Mündung hingepflanzt, uns den Eingang verwehren wird. Wäre das nicht, so gingen wir gerade nach New Orleans hinauf und schössen ihnen das Nest, wie ihr Washington, über den Köpfen zusammen; das heißt, wenn sie sich nicht gutwillig ergäben.«

      »Meines Bruders Volk wird also seine großen Kanus verlassen, um die Tomahawk im Lande der Yankees zu erheben und es einzunehmen?« »Ja«, versicherte der Brite.

      »Und mein Bruder, während er mit seinem Volke den großen Fluß hinauf ging, ist vom Häuptling der Salzsee gefangengenommen worden?«

      »Wenn du mit dieser ehrenvollen Benennung den Piraten bezeichnest, ja.«

      »Und was möchte nun mein Bruder weiter tun?«

      »Sobald als möglich wieder zu den Meinigen zurückkehren; sonst sind sie imstande und streichen mich aus der Midshipmansliste, und ich bin nahe am Avancement. Ich kann nicht weit vom Mississippi sein. Unsre Armee muß um diese Zeit gelandet sein.«

      »Und wenn mein Bruder den Yankees in die Hände fällt?«

      »Ich werde mich hüten.«

      »Die Yankees haben alles Land inne, das zwischen dem großen Strome und der zweiten großen Salzsee liegt. Ihre Augen sind die des Adlers. Mein Bruder kann nicht durch ihre Niederlassungen. Seine Fußstapfen werden ihn verraten. Sie werden meinen Bruder ergreifen und ihn töten.«

      »Einen Mann ohne Waffen? Sie sind nicht zu gut dazu, aber doch traue ich ihnen diese Schlechtigkeit nicht zu; es ist britisches Blut in ihnen.«

      »Sie werden meinen Bruder als Späher fangen und ihn beim Halse an einen Baum hängen.«

      Die letzten Worte schienen auf den jungen Mann einigen Eindruck zu machen. Nach einer kurzen Pause erwiderte er: »Sie können, dürfen nicht. Auf alle Fälle muß ich es versuchen.«

      »Mein Bruder«, brach die Indianerin plötzlich aus, »hat seine Zunge viel gekrümmt, um der Tochter des Miko große Lügen aufzubinden. Glaubt mein Bruder, die Tochter des Miko sei eine Närrin? Er sagt, sein Volk ist nicht mit dem Häuptling der Salzsee auf dem Kriegspfade, und doch würde es ihn an den Baum beim Halse aufhängen. Und wieder sagt er, sein Volk ist mit den Yankees im Kriege, und er will durch ihr Land und ihre Wigwams. – Mein Bruder«, sprach sie im bestimmten, beinahe drohenden Tone, »hat sich in das Wigwam des Häuptlings der Salzsee gestohlen und ist von da in das des Miko gekommen, um den Pfad seinem Volke, den Yankees, zu zeigen. Mein Bruder ist ein Späher der Yankees.« – Sie begleitete ihre letzten Worte mit einem Blicke, der dem jungen Manne eben nicht sehr schmeichelhaft war, und stand im Begriffe, das Stübchen zu verlassen.

      Der Brite hatte ihr mit einer Spannung zugehört, die seinen jugendlichen, seemännisch launigen Zügen einen Ausdruck von Bitterkeit gab. Bei den letzten Worten schien er besonders beleidigt zu sein, und bittrer Hohn spielte um seinen Mund. Er versuchte zu antworten, stockte aber und brachte bloß ein »Aber ich muß dir sagen –« heraus. Die Indianerin machte ihm trocken ein Zeichen, zu schweigen.

      »Mein Bruder ist noch krank und wund. Er hat bereits zu viel gesprochen. Er muß essen, um gesund zu werden. Der Miko ist groß und weise; er wird sehen.« Mit diesen Worten trat sie aus her Türe, vor der sie Rosa fand. Beide Mädchen wandelten Arm in Arm durch die Hecken und Pflanzungen ihrem Häuschen zu, ohne ein Wort zu sprechen. Die Indianerin war augenscheinlich in tiefes Nachdenken versunken. Plötzlich stand sie stille.

      »Mein junger Bruder ist sehr jung, und seine Zunge faselt wie die eines albernen Mädchens; aber unter dieser Narrheit ist die Schlange verborgen.« Sie sah, während sie sprach, Rosen an, als ob sie von ihr Bestätigung des Gesagten erwartete. Diese schwieg.

      »Seine Augen«, fuhr die Indianerin fort, »sind die der Taube, aber seine Zunge ist die der Rasselschlange.« Dasselbe Stillschweigen. »Haben die Ohren der weißen Rosa die vielen Lügen aufgefangen, die ihr weißer Bruder gesagt hat?«

      »Sie hat die Worte ihres weißen Bruders gehört«, erwiderte diese; »aber sie hat nicht in sein Herz geblickt. Wie kann meine Canondah sagen, daß unser weißer Bruder Lügen gesagt hat?«

      »Die weiße Rosa ist gut, sehr gut, Canondah liebt sie mehr als ihr Leben, und sie ist ihres Vaters Freude; aber sie sieht nicht mit den Augen Canondahs, noch des Mikos.« Ein tiefer Seufzer entquoll dem Busen Rosas. »Sie ist unglücklich, wie ihr weißer Bruder«; lispelte sie vor sich hin.

      »Rosa ist die Taube, mein weißer Bruder ist die Schlange. Er ist ein Späher«; sprach die Indianerin mit Unwillen. Rosa schüttelte ihr Köpfchen. »Wer hat Canondah dies gesagt?«

      »Rosas Augen«, erwiderte die Indianerin, »haben nur auf die weiße Haut und die zarten Hände meines Bruders gesehen, aber die Tochter des Miko hat seine Lügen gehört. Ist er nicht im Kanu des Häuptlings der Salzsee heraufgekommen? Hat seine Zunge nicht gesagt, daß er in seinem Wigwam gewesen, ohne die Pfeife des Friedens mit ihm geraucht zu haben? Ist nicht sein Volk auf dem Kriegspfade gegen den Häuptling? Sagte er nicht selbst, daß es den Häuptling an einen Baum hängen wollte, wenn es ihn hätte? und doch sagt die weiße Schlange, daß es nicht den Tomahawk aufgehoben. Wie kann er anders in das Wigwam des Häuptlings gelangt sein, denn als ein Späher? Und spricht er nicht mit der Zunge eines Yankee, und doch sagt dieselbe Doppelzunge, daß sein Volk auf dem Kriegspfade gegen die Yankees begriffen? Und mit der nämlichen Zunge widerspricht er und sagt, daß die Yankees ihn nicht töten würden, und deshalb«, schloß sie höhnisch, »will er durch ihre Wigwams. Glaubt er, Canondah sei eine Törin?«

      Die Erzählung des Briten hatte allerdings etwas an sich, das dem ungekünstelten, mit den Grundsätzen des Völkerrechts gänzlich unbekannten Naturkinde ziemlich unwahrscheinlich vorkommen mußte. Sie dachte sich die Verhältnisse großer Nationen im winzigen Maßstabe ihres eigenen Völkchens, oder höchstens des Stammes der Creeks, und schloß ebenso natürlich den Häuptling der Salzsee oder, besser zu sagen, den Seeräuber in diese Parallele mit ein. So mußte sie notwendig die Sprache des jungen Mannes sonderbar finden, der in seiner seemännischen Offenheit ganz unumwunden zu verstehen gab, daß der Pirate aufgeknüpft werden würde, während er zur selben Zeit die Zumutung, daß seine Nation im Kriege mit ihm stehe, mit Verachtung von sich wies. Ebensowenig war seine Erklärung in bezug auf die Amerikaner für die Indianerin befriedigend. Daß seine Nation im Kriege gegen die Yankees begriffen sei, war an sich schon der gegen Weiße mißtrauischen Tochter des Mikos auffallend, die bemerkte, daß er die nämliche Sprache mit diesen rede; aber daß er ungeachtet des obwaltenden Krieges noch eine Art Großmut von seinen Feinden erwarte, und, von ihnen aufgefangen, nicht getötet zu werden fürchte, ging so weit über die Begriffe der indianischen Kriegsgesetze, daß ihn dies allein in ihren Augen zum Betrüger stempeln mußte.

      Auf der andern Seite mochte unser Brite nicht weniger an der Indianerin irre geworden sein.

      Wer war diese junge Wilde, die sich herausnahm, ihn wie einen aufgefangenen Spion auszufragen, und zwar auf eine Weise, die ihn unwillkürlich gezwungen hatte, ihren Fragen Rede zu stehen? Woher dieser Herrscherton, der, bei aller Einfalt, Würde und Selbstbewußtsein aussprach? Was hatte sie nach dem Seeräuber zu fragen? Gehörte sie zu seiner Bande? Ihr Wesen widersprach einem so herabwürdigenden Gedanken. »Pshaw! Mädchenneugier!« rief er sich zu, »die da gerne etwas zu plappern haben möchte.« Und mit diesem Troste entließ er für diesmal

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