Die hochsensible Frau. Alina Schwarz
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Ein Einblick in die uncharakteristischen Merkmale der HSPs
Andersherum lässt sich die Hochsensibilität anhand der Dinge erkennen, die Hochsensible eher ungern machen. Dazu zählen etwa turbulente Unternehmungen wie Besuche von Musikfestivals oder Freizeitparks. Überall dort, wo viele Menschen zusammenkommen, die Lautstärke Überhand gewinnt oder sogar adrenalinankurbelnde Tätigkeiten angeboten werden, fühlen sich Hochsensible in der Regel unwohl. Auch das Verreisen ohne konkretes Ziel kommt für HSPs eher nicht infrage. Da bereits das Verlassen der vertrauten Umgebung eine Herausforderung für Hochsensible darstellt und auf Reisen zusätzlich neue – teils ungewohnte – Eindrücke auf sie einwirken, gibt ihnen ein geplanter Urlaub Sicherheit und eine notwendige Struktur. Nicht zu wissen, wie der nächste Tag ablaufen wird und wo man unterkommt, wäre mit Unruhe und möglichen Ängsten verbunden. Mit der Umgewöhnung an die neue Umgebung sowie dem Verarbeiten der Erlebnisse sind HSPs schon ausgelastet genug. Im Alltag würden hochsensible Menschen wohl kaum einem stupiden Leben folgen, ohne einen Sinn für sich erkannt zu haben oder nach bestimmten Vorstellungen zu streben. Ihre Mitmenschen, Tiere und die Natur sind ihnen wichtig, darum beziehen sie diese stets in ihre Gedanken mit ein und versuchen sich und ihrem Umfeld das Leben schöner zu gestalten. Den Ort, an dem sie leben, haben sie als essenzielle Lebensgrundlage erkannt, der gepflegt und geschützt werden muss. Demzufolge würden Hochsensible nie egoistisch und ignorant durchs Leben ziehen und auf Kosten anderer Lebewesen oder der Natur leben.
Über die wissenschaftliche Anerkennung der Hochsensibilität
Bevor die amerikanische Psychotherapeutin Elaine Aron sich in den 1990er-Jahren intensiv mit der Hochsensibilität befasst und die Thematik an allgemeiner Aufmerksamkeit gewonnen hatte, beschäftigte sich der Chemiker, Naturforscher und Philosoph Dr. Carl Ludwig Friedrich Freiherr von Reichenbach im 19. Jahrhundert bereits mit diesem Persönlichkeitsmerkmal. Er verfasste drei Bücher über die Hochsensibilität, in denen er Verhaltensweisen und Empfindungen hochsensibler Personen darstellte sowie seine Erkenntnisse in zahlreichen Versuchen aufzeigte. Seinen eigenen Angaben zufolge untersuchte er rund zweihundert hochsensible Menschen. Diese Arbeit war zu der damaligen Zeit jedoch nicht sehr angesehen und wurde aus diesem Grunde wenig beachtet. So ist es Elaine Aron zu verdanken, dass das Thema neu an Bedeutung gewonnen hat. Sie prägte insbesondere den Begriff „Highly Sensitive Person“. Bis heute forscht die Psychotherapeutin an diesem Phänomen und arbeitet mit Wissenschaftlern aus unterschiedlichen Bereichen zusammen. Aus der Wissenschaft entwickelte sich die verfeinerte Bezeichnung „High Sensory-Processing-Sensitivity“ (HSPS), bei der nicht nur die Kriterien der Hochsensibilität beleuchtet werden, sondern auch die Entstehung und Ausprägung untersucht wird. Inzwischen gibt es eine Vielzahl an Projekten, bei denen zu diesem Thema geforscht wird. Ungeachtet dessen gibt es dennoch nach wie vor Psychologen und Ärzte, denen der Begriff Hochsensibilität fremd ist. Doch auch wenn an mancher Stelle noch Aufklärungsarbeit nötig ist, gewinnt die Hochsensibilität durch verschiedene Psychologen und Betroffene immer mehr an medialer Aufmerksamkeit.
Was Hochsensible Frauen so wertvoll macht
Gerade die Empathiefähigkeit ist bei hochsensiblen Frauen besonders ausgeprägt. Auch wenn die Hochsensibilität Frauen und Männer gleichermaßen betrifft, so werden die Auswirkungen dessen schnell den Frauen zugesprochen. Die sensitiven Attribute gelten in unserer Gesellschaft als weiblich, was das Verständnis für hochsensible Männer umso schwieriger macht. Ihre betont einfühlsame Art kommt Frauen sowohl in zwischenmenschlichen Beziehungen sowie in Verbindung mit Tieren als auch im Beruf zugute. Die Stimmung ihrer Mitmenschen wahrnehmen, sich in diese hineinversetzen zu können; zu spüren, wie es ihrem Gegenüber geht und auf einfühlsame Art auf dessen Situation eingehen zu können, macht diese Frauen zu wertvollen Zeitgenossinnen. Sie haben immer ein offenes Ohr für Freunde und Verwandte und stehen ihnen mit hilfreichen Ratschlägen zur Seite. Da Hochsensible durch ihre spezielle Denkweise Sachverhalte aus anderen Blickwinkeln betrachten, geben sie wichtige Impulse zur Problemlösung. Aus all diesen Gründen liegt es nahe, dass es einen Großteil der Frauen in soziale Berufe zieht. Dort können sie nicht nur ihre empathischen Eigenschaften frei entfalten und mit Freude ausleben – sie sind eine echte Bereicherung, indem sie ihren Beruf mit Erfolg ausüben. Von diesem Erfolg profitieren in erster Linie die Menschen, denen diese Frauen mit ihrer Arbeit helfen. In zweiter Linie stellt diese Art von Arbeit eine tiefe innere Erfüllung für die hochsensible Frau dar. Auch die therapeutischen Fähigkeiten sind dank dieser Grundlage charakteristisch für weibliche HSPs. Das häufig vorkommende Interesse für psychologische und esoterische Themen leistet einen ergänzenden Beitrag bei der Ausübung psychotherapeutischer wie spiritueller Berufe.
Und auch die Kreativität spielt bei hochsensiblen Frauen sowohl im privaten als auch im beruflichen Bereich eine entscheidende Rolle: Die Kunst hilft ihnen dabei, ihre Fantasie zu verarbeiten und Gefühle auszudrücken. So überrascht es nicht, dass viele der weiblichen HSPs einen Ausgleich in einer künstlerischen Tätigkeit finden oder sogar in entsprechenden Berufen arbeiten.
Die Gefühlswelt – eine komplexe Angelegenheit
Gehen wir einmal genauer auf die Gefühle von HSPs ein. Was bedeutet es, intensiver zu fühlen? Neben der stärkeren Wahrnehmung von den eigenen Grundgefühlen wie Freude, Trauer, Wut, Angst und Scham spüren hochsensible Gemüter auch die Stimmung anderer oder nehmen die gesamte Atmosphäre innerhalb eines Raumes wahr. Die Gefühle, die spontan in ihnen hochkommen, erreichen Hochsensible mit voller Wucht. Diese kommen so plötzlich und fühlen sich so überwältigend an, dass die Betroffenen sie kaum verbergen können. Je nachdem, ob es sich dabei um ein positives oder negatives Gefühl handelt, haben sie stark damit zu kämpfen. Auch können sie durch äußere Einflüsse emotional aufgeladen werden, wie etwa durch traurige Filme oder Lieder. Nicht selten fangen insbesondere hochsensible Frauen durch entsprechende Anreize schnell zu weinen an.
Kommen andere Menschen ins Spiel, macht das die Sache eine Spur komplexer: Nun sind HSPs nicht nur ihren eigenen Gefühlen ausgesetzt, sie müssen auch noch mit der Stimmung anderer zurechtkommen. Da sie hier unter einem besonderen Einfluss stehen, überträgt sich die Gefühlslage anderer oft auf sie selbst. Sowohl positive als auch negative Emotionen wirken auf sie ein. So können sie von der guten Laune ihrer Mitmenschen angesteckt werden, schlechte Laune oder Disharmonie hingegen bringt sie emotional auf den Tiefpunkt und stellt eine weitere Belastung dar. Gerade Frauen beschäftigen sich viel mit den Begebenheiten und der Frage nach dem Warum. Die Hochsensiblen unter ihnen sind erst einmal eine Weile damit beschäftigt, diese Spannungen und aufkommenden Überlegungen zu verarbeiten. Der Grund für die starke Wahrnehmung fremder Gefühle