Die hochsensible Frau. Alina Schwarz

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Die hochsensible Frau - Alina Schwarz

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als eine Art Resonanzsystem des Gehirns zu sehen. Die Stimmungen anderer Menschen werden von Nervenzellen erfasst – und das bereits beim bloßen Beobachten eines Geschehnisses. Die Reaktion der Nervenzellen ist exakt die Gleiche wie beim Erleben der eigenen Gefühle. Auch Normalsensible kennen das: Sieht man dabei zu, wie sich jemand verletzt, fühlt man gleich mit. Durch ihre besondere Sensitivität verstärkt sich dieses Empfinden bei Hochsensiblen. Je nachdem, worum es sich gerade handelt, führt das zu intensivem Mitfühlen. Das verstärkte Bedürfnis, anderen zu helfen oder auch der weibliche Hang zur Fürsorge trägt sein Übriges bei.

      Hinzu kommt, dass ihr Ich erweitert ist, anstatt nur auf sich selbst fokussiert zu sein. Dies zeigt sich auch in anderen Bereichen: HSPs neigen dazu, nicht Nein sagen zu können. An erster Stelle kommen andere Menschen, dann erst sie selbst. Das hat zur Folge, dass eigene Bedürfnisse schnell in den Hintergrund geraten und sie sich voll und ganz jemand anderem widmen. Auch fällt es Hochsensiblen oft schwer, ihre eigenen Wünsche und Bedürfnisse zu definieren. Zudem stehen sie unter einem hohen Einfluss ihrer Umwelt; die Gesamtsituation muss stimmen, damit es auch ihnen gut geht. Ihr Harmoniebedürfnis ist groß, was HSPs zu engagierten Streitschlichtern macht.

      Die Verwundbarkeit von Hochsensiblen ist ein weiterer zu beachtender Aspekt. So sind sie sehr schnell zutiefst verletzt, wenn sie nicht respektiert und ernst genommen werden. Ähnlich verhält es sich, wenn ihre Glaubhaftigkeit infrage gestellt wird. Unterstellungen – egal welcher Art – können HSPs nur schwer auf sich sitzen lassen. Umso mehr sind sie daran interessiert, die Dinge richtigzustellen. Auch hier zeigt sich die bei Frauen oft deutlich ausgeprägtere Art, Worte und Taten anderer sehr genau zu nehmen.

      Die Wahrnehmung – ein Leben voller Impressionen

      Kommen wir zum Ausgangspunkt der Hochsensibilität: dem veränderten Wahrnehmungssystem. Im Gegensatz zu Normalsensiblen nehmen HSPs mehr und andere Dinge wahr. Während das Gehirn Normalsensibler zum eigenen Schutz den Großteil aller Reize, die im Alltag auf uns einwirken, ausfiltert, ist dieser Filter bei Hochsensiblen durchlässiger. Somit nehmen HSPs eine Reihe an Eindrücken wahr, die anderen Menschen nicht oder nur kaum auffallen. Das führt zu einer erhöhten Gehirnaktivität, da es ein höheres Maß an Verarbeitung erfordert. Demzufolge wenden hochsensible Personen mehr Energie auf und haben ihre Grenze der Belastbarkeit schneller erreicht. Das äußert sich in Ermüdungserscheinungen bis hin zu gravierenden körperlichen Symptomen wie Kopfschmerzen, Migräne oder sogar schweren Erkrankungen. Um dem entgegenzuwirken, ist es wichtig, dass Hochsensible erkennen, wann ihr Limit erreicht ist, und an dem Punkt einen Schnitt machen. Hilfreich ist auch, sich so wenig Reizen wie möglich auszusetzen, was unter anderem mit einer ruhigen Umgebung und Struktur im Alltag erreicht werden kann. Dieser erweiterte Reizfilter bringt aber noch etwas anderes mit sich: Aufgrund der höheren Wahrnehmung hat das Gehirn eine große Auswahl an Informationen, die ihm zur Verfügung stehen. Somit hat eine hochsensible Person mehr Optionen bzw. Instrumente, die sie zum Bestreiten ihres Lebens zur Hilfe nehmen kann. Daraus ergeben sich mehr Möglichkeiten; jedoch führt es auch dazu, dass sie mehr sehen, ihnen auch kleine (für andere Menschen irrelevante) Dinge auffallen – und dass sie schnell als übertrieben oder penibel abgestempelt werden. Nicht ernst genommen zu werden hat gerade in der Kindheit langfristige Auswirkungen. So vertraut ein Kind irgendwann seinen Eindrücken nicht mehr, da es immer wieder zu hören bekommt, es würde sich das nur einbilden. Bei aller Schwere, die diese Gabe mit sich zieht, ist sie doch als große Bereicherung anzusehen. Ein gut gefülltes Repertoire, auf das sich in unterschiedlichen Lebenslagen zurückgreifen lässt, sowie die Betrachtung verschiedener Blickwinkel kann das Leben durchaus auch leichter, vor allem aber facettenreicher gestalten.

      Welche Vor- und Nachteile diese besondere Wahrnehmungsgabe in den einzelnen Sinnesorganen hat, soll im Folgenden näher beleuchtet werden:

      1.Die Augen

      Die Augen nehmen Farben, Formen und kleinste Details wahr. Der ausgeprägte Sinn für Ästhetik obliegt dem Sehen sowie Erkennen schöner und stimmiger Dinge. Zum Nachteil wird dies bei einer Überempfindlichkeit gegen Licht und auch die visuelle Überreizbarkeit ist schnell erreicht.

      2.Die Ohren

      Von einem feinen Gehör profitieren Hochsensible im Rhythmusempfinden sowie in ihrem Sprachverständnis. Die Geräuschempfindlichkeit kann jedoch schnell zu Gereiztheit führen, bis hin zu Konzentrations- und Schlafproblemen, Tinnitus oder Hörsturz.

      3.Die Nase

      Eine Vielzahl an Duftnoten wahrnehmen zu können, gestaltet das Leben interessant und bunt. Ob bei Parfüm, in der Natur oder beim Kochen – mit dem Erkennen unterschiedlicher Gerüche lebt es sich intensiver. Frauen haben ohnehin schon ein besseres Riechgedächtnis als Männer; in Verbindung mit der Hochsensibilität ist dieses extrem ausgeprägt. Negativ wirkt sich das jedoch bei unangenehmen Gerüchen aus, und auch die Reaktion auf Chemikalien ist oft besonders sensibel.

      4.Der Mund

      Eine gute Ausdrucksweise und differenziertes Schmecken sind hier von Vorteil. Gerade weibliche HSPs sind oftmals sehr sprachbegabt. Das ist auch darauf zurückzuführen, dass bei Frauen während des Kommunizierens sowohl der Teil des Gehirns zum Einsatz kommt, der für das Sprachvermögen zuständig ist, als auch der für die Gefühle. Der Einbezug beider Funktionen führt zu einer höheren Sprachbegabung. Beim Schmecken kann die sensitive Wahrnehmung allerdings auch zu einer Geschmacksempfindlichkeit in negativem Sinne führen.

      5.Die Haut

      Über die Haut nehmen hochsensible Menschen noch so kleinste Berührungen wahr. Dies kann sich auf positive wie auf negative Weise äußern. Schöne Gefühle lassen sich intensiv erleben, doch es kann auch schnell zu einer Überreizung kommen. Auch sind Hochsensible empfindlich, was bestimmte Materialien oder zu kalte bzw. zu warme Temperaturen angeht.

      Darüber hinaus kommt es vor, dass hochsensible Menschen außersinnliche Wahrnehmungen haben. Das kann mit einer Hellfühligkeit oder Hellsichtigkeit einhergehen, Telepathie bzw. Interaktionen mit anderen Menschen betreffen oder „nur“ eine intensive Intuition sein. Oftmals schenken Betroffene diesen Momenten kaum Beachtung; manche scheuen sich auch davor, darüber zu sprechen, weil sie nicht für verrückt erklärt werden möchten. Doch diese Phänomene sind der menschlichen Kultur keineswegs unbekannt. Wissenschaftliche Forschungen zu dieser Thematik gab es bereits im 20. Jahrhundert seitens des Militärs, und auch Psychologen wie Freud und Jung beschäftigten sich mit diesen Phänomenen. Seither sind verschiedene Forscher – nicht zuletzt deutsche Wissenschaftler – zu dem Ergebnis gekommen, dass diese Fähigkeiten beim Menschen vorkommen können. Da Frauen dazu neigen, sich präziser mit ihren Gefühlen auseinanderzusetzen, macht sich diese Begabung besonders unter ihnen bemerkbar.

      Eindrücke aus dem Alltag einer hochsensiblen Frau

      Wie Sie sehen, hat die Hochsensibilität eine Menge Auswirkungen auf die unterschiedlichsten Situationen im Leben. Um Ihnen einen Eindruck von einer völlig banalen Situation zu geben, hier eine Veranschaulichung eines aus dem Leben gegriffenen Beispiels:

      Für die meisten Menschen beginnt der Tag nicht nur mit dem üblichen Duschen, Anziehen, Frühstücken und kleinen Erledigungen des Haushaltes – sie nehmen diese Abläufe kaum wahr, weil sie zur täglichen Routine gehören und keinen besonderen Kraftakt für sie darstellen. Nicht so für Hochsensible. Bereits die für den Menschen üblichen, routinierten Tätigkeiten stellen eine Herausforderung für sie dar. Während Normalsensible nach diesen ersten Aufgaben des Tages energiegeladen in ihre Arbeit starten, können hochsensible Menschen die erste Pause vertragen. Einerseits kann sich hier

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