Erwin Rosenberger: In indischen Liebesgassen - Prostitution in Bombay - Aus dem Tagebuch eines Schiffsarztes. Erwin Rosenberger

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Erwin Rosenberger: In indischen Liebesgassen - Prostitution in Bombay - Aus dem Tagebuch eines Schiffsarztes - Erwin Rosenberger maritime gelbe Buchreihe

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Äußerungen eines weiblichen Instinkts, der den Mann als ein Übergeordnetes fühlt.

      Sie ist zuvorkommend, freundlich, gutmütig, heiter, – eine mustergültige Gefährtin der Liebe, zum mindesten der Liebe, von der hier die Rede ist.

      Schauspielerei oder Natur? – Ich weiß nicht, ob dir's vom Herzen kommt, du kleines Fräulein, wenn du lieb lächelst, aber ich weiß, dass mir dein Lächeln erfreuend zu Herzen geht.

      * * *

      Wieder in Indien – Fett oder nicht-fett – Die armen Inderinnen

       Wieder in Indien – Fett oder nicht-fett – Die armen Inderinnen

      Bombay, Mai 19..

      Zum zweiten Mal in Bombay.

      Diesmal mit dem Dampfer „AFRIKA“.

Grafik 21

      Jetzt ist's in Bombay tüchtig heiß, aber es ist eigentlich doch nicht so arg, wie ich erwartet habe. Man ist immerhin arbeitsfähig und arbeitslustig, die klimatischen Verhältnisse sind denn doch nicht so heillos, dass ihnen Leib und Seele schnöde erliegen müssten.

      Ich habe gestern um die Mittagszeit in den Gartenanlagen von Bombay ausführlichere Spaziergänge absolviert, zu botanischen Studien-Zwecken, habe die Pflanzen und deren Namen-Täfelchen besichtigt und bin bei diesem Studium der Bombay-Flora dennoch nicht – meines Wissens – von einem Sonnenstich angefallen worden.

      – – – Den billigen Übergang von der Bombay-Flora zu einer anderen Art von Bombay-Flora will ich mir nicht versagen. Da die Mädchen-Flora, die in Kamatipura, im Stadtviertel der Freudenmädchen, gedeiht, erst nach Sonnenuntergang ihre Blüten entfaltet, so wurden die botanischen Studien, die ich während der vergangenen Abende in der Suklajistreet und in den benachbarten Gassen betrieb, minder von klimatischen Schwierigkeiten behelligt.

       Wenn ich das Wort „Studien“ verwende, so will ich hiermit mir gegenüber sicherlich nicht die Tendenz meiner Kamatipura-Ausflüge beschönigen. Es ist möglich, dass diese Ausflüge einen nicht „rein-wissenschaftlichen“ Charakter haben, ja ich darf überzeugt sein, dass sie einigermaßen auch von den sogenannten fleischlichen Interessen veranlasst sind. – Tut nichts! – Ich sympathisiere mit dem wackeren Satz: „homo sum, humani nihil a me alienum puto.“ (Ich bin ein Mann, ich denke nichts Fremdes für mich)

      Das „nihil“ hinlänglich unterstrichen.

      Es ist anzunehmen, dass das gegenseitige Stärkeverhältnis der „rein-wissenschaftlichen“ und der „fleischlichen“ Interessen ziemlichen Schwankungen unterworfen ist; das eine Mal mögen jene stärker sein, ein andermal diese. Doch wie immer sich's auch mit den Triebfedern meiner Kamatipura-Ausflüge verhalten mag, sicher ist, dass meine nächtlichen Streifzüge durch Kamatipura die angenehme Folge haben: es ergibt sich Gelegenheit, die Zustände der indischen Eingeborenenstadt kennen zu lernen, Schlupfwinkel und Geheimnisse von Bombay zu erblicken, an welche ich vielleicht nimmer herangekommen wäre, wenn mich nicht das „homo sum etc.“ zu ihnen hergeführt hätte.

      Ich spaziere in irgendein enges Nebengässchen der Suklajistreet hinein, und hier eröffnet mir dann und wann ein Zufall einen Rundblick auf Bombay-Verhältnisse, die eigentlich mit Freudenmädchentum in keinem unlöslichen Zusammenhange sind.

      So weiß ich zum Beispiel nicht, ob ich jemals Gelegenheit gefunden hätte, in Behausungen der untersten indischen Volksklassen einzutreten und die Wohnungsverhältnisse kennen zu lernen, wenn mich nicht die Erwartung, dort ein indisches Mädchen zu finden, hineingeführt hätte. Ich meine hiermit nicht die käfigartigen Kammern im Erdgeschoß, hinter deren Gitterstäben indische „Freudenmädchen“ harrend hocken. Man kann, auf der Straße stehend und von außen durch die Gittertür blickend, die Einrichtung des Käfigs ganz gut erkunden, ohne eintreten zu müssen, und zudem sind die Käfige keine richtigen „Privatwohnungen“, sondern spezifische Werkstätten des Freudenmädchens. Einem Käfig hab' ich vorderhand noch keinen Besuch abgestattet.

      In der Umgebung der Suklajistreet findet man noch eine reichliche Zahl anderer Gassen, die ebenfalls Freudenmädchen beherbergen. Töchter gar verschiedener Völker.

       Darunter gibt es indische Freudenmädchen, welche nicht in derartigen charakteristischen Gitterkammern, sondern in „Privatwohnungen“ sich aufhalten; in Wohnungen, die mehr an ein Heim gemahnen und unter Umständen gemütlicher, heimischer anmuten. Der „öffentliche“ Zweck ist an der Einrichtung ersichtlich, aber nicht mit dermaßen schroffer karger Einseitigkeit wie in den Käfigen.

      * * *

      Auch in den Nebengassen der Foras-Road – einer anderen Freudengasse des Bezirks Kamatipura – geht es recht ungezwungen zu. Während ich durch ein Gässchen spaziere, gewahre ich einen Männerkopf, der gemütlich aus einem Bett hinausguckt.

      Ich bleibe stehen und schau, was da los ist. Das Gässchen ist ziemlich dunkel und da ich immerhin einige Schritte von der Hausreihe entfernt bin, darf ich voraussetzen, dass ich neugieriger Beobachter von den Insassen der Freudenstube nicht wahrgenommen werde.

      Und ich bemerke folgendes Idyll: In der hellerleuchteten Erdgeschoß-Stube ein hohes Bett, ein sogenanntes „Himmelsbett“, aus dem der Kopf eines Inders, mit einem großen Turban-Tuch umschlungen, hinausblickt. Im Bett liegend sieht der Mann mit dem Ausdruck leidenschaftsloser Aufmerksamkeit auf den Fußboden nieder; hier hocken vier junge Inderinnen, Freudenmädchen, in ein Kartenspiel vertieft. Der Mann oben im Bett ist Zuschauer, er „kiebitzt“ den kartenspielenden Mägdelein.

      Die Situation ist klar. Der Inder ist ein Gast dieser Liebeskammer. Er hat offenbar vor kurzem dort auf dem Bett in Gesellschaft eines Mädchens dem Trieb, der ihn hierhergeführt, Genüge getan und er verweilt noch ein wenig, indes die Gefährtin seiner Freude, nachdem sie ihre Buhlpflicht erledigt, das Lager verlassen hat, um jetzt, als wäre nichts geschehen, mit ihren drei Freundinnen ein Kartenspiel zu beginnen oder vielleicht das Spiel, das durch den Eintritt des Besuchers unterbrochen worden, fortzusetzen.

       – Als wäre nichts geschehen. Und es hat sich ja auch wirklich nichts zugetragen, was geeignet wäre, der mitwirkenden Teilnehmerin als etwas Besonderes zu erscheinen. Sie hat ihren Berufsakt ausgeübt, hat dem Gast ordnungsgemäß das geleistet, was er mit seinem Geld gekauft hat, und nun kehrt sie wieder seelenruhig zu ihrer Kartenbelustigung zurück.

      Ein Kartenspielchen, dann ein bisschen sexual-gewerbliche Betätigung, dann wieder ein Kartenspielchen.

      Und der Mann im Bett denkt: „Ich ruh' noch ein Weilchen aus. Ich hab' für meinen Platz da auf diesem Lager gezahlt, – es wird hoffentlich gestattet sein, dass ich noch eine Zeitlang bleibe.“

      So ist die Liebe hier in den Liebesgassen.

      * * *

      Unter den indischen Buhlerinnen, die mir bisher vor Augen gekommen, waren sehr viele äußerst schlanke, – um nicht zu sagen: magere.

      Auch unter den Ehrbaren, den ehrbaren indischen Mädchen und Frauen, die man in den Straßen von Bombay sieht, ist die Hagerkeit sehr verbreitet, zumal in der Frauenwelt der unteren Volksklassen.

      In Bombay, – im Europäerviertel und in den Stadtteilen der Eingeborenen und in der Hafengegend, – hat ja der Spaziergänger reichlich Gelegenheit, Inderinnen zu sehen, zu betrachten. Sie haben kleine oder mittelgroße, gut-proportionierte

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