Erwin Rosenberger: In indischen Liebesgassen - Prostitution in Bombay - Aus dem Tagebuch eines Schiffsarztes. Erwin Rosenberger

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Erwin Rosenberger: In indischen Liebesgassen - Prostitution in Bombay - Aus dem Tagebuch eines Schiffsarztes - Erwin Rosenberger maritime gelbe Buchreihe

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großen Laternen, die außen an der Hauswand vor den Fenstern angebracht sind, und einigermaßen kommt auch Beleuchtung von den Lampen ihrer gut erhellten Zimmer.

      Ich sage: „Fenster“; es sind aber nur leere, scheibenlose Fensteröffnungen. Die Abwesenheit der Glasscheiben, die unter anderem durch die klimatischen Verhältnisse erklärt wird, ist dem Fremden, der an die Gebäude Mittel-Europas gewöhnt ist, etwas Auffallendes.

      Manche Japanerinnen blicken wie teilnahmslos, sozusagen „verträumt“ auf die Straße hinab, sie lächeln nicht, winken nicht; gemahnen an aufgeputzte Puppen in Verkaufsauslagen.

      Wir sehen, während wir durch die Gasse wandeln, dass Japanerinnen sowohl in den ersten Stockwerken, als auch im Parterre weilen, winken und werbend rufen.

      Unter den Nicht-Europäerinnen machen die japanischen Mädchen den verhältnismäßig günstigsten Eindruck, vermutlich wegen ihrer sorgfältig geordneten Haartracht und wahrscheinlich auch vermöge ihrer Kleidung, deren Einzelheiten gestern meiner Aufmerksamkeit zwar entgangen sind, aber eine Gesamt-Erinnerung an nette Gewähltheit der Toilette hinterlassen haben.

      Und als empfehlender Hintergrund wirkt das Zimmer der Japanerin; die Räume erscheinen dem durch die Gasse Promenierenden wohnlich und sauber, – sehr im Gegensatze zu den Behausungen der indischen Freudenmädchen.

       Die meisten Inderinnen, welche hier ihr Freudengewerbe ausüben, tun dies in Häuschen, in Hütten, die nur aus dem Erdgeschoß bestehen und außen und innen recht ärmlich und von zweifelhafter Sauberkeit sind.

      In einem zellen-ähnlichen kleinen Raum, hinter einer primitiven Gittertür, sitzen diese dunkelfarbigen Töchter Indiens, wie in einem Käfig. Mit ihren dunklen Augen spähen sie zwischen den Gitterstäben auf die Gasse hinaus und locken durch Wink und Wort die vorübergehenden Männer. Wie Gefangene, die gleichwohl jemanden fangen wollen.

      Sie verwenden gelegentlich die gleichen englischen Lockrufe wie die Japanerinnen.

      Wenn man in eine solche trübselige Freuden-Zelle indischer Mädchen durch die Gittertür hineinschaut, empfindet man ein Unlustgefühl, das nicht eben geeignet ist, die Zwecke, denen die Zelle dienen will, begehrenswert erscheinen zu lassen. Schon die Vorstellung, man müsste mit irgendeinem Gegenstande der Hütten-Ausstattung in Berührung kommen, erweckt eine Regung des Widerwillens. –

      Die Europäerinnen sehen mir danach aus, als wären sie die Abfälle abendländischen Hetärentums, die sich in gar vielen Venusbergen des Okzidents und des Morgenlandes herumgetrieben haben, ehe sie hierher an den Strand Indiens verschlagen wurden.

      – – – Ich habe gestern Abend während des kurzen Spaziergangs den Sehenswürdigkeiten der Gasse keine gründliche Aufmerksamkeit gewidmet, zumal da ich vermutete, dass dies vielleicht nicht mein letzter Besuch in Kamatipura sein werde, meine gestrigen Eindrücke haben also wohl nur eine vorläufige Gültigkeit.

      * * *

Grafik 20

      Mit Hilfe der Karte, des Stadtplans von Bombay, habe ich mich heute über die Lage des Freudenmädchen-Quartiers, das wir gestern besucht haben, zu unterrichten gesucht.

      Wenn unsere Schiffs-Angehörigen von diesem Quartier sprechen, so gebrauchen sie den Namen „Kamatipura“ oder „Grant-Road“.

       Auch die Verballhornung „Kamapura“ oder „Kamatapura“ hört man.

      Die Grant-Road ist, wie ich aus der Karte ersehe, eine große Straße, die sich in west-östlicher Richtung durch die Eingeborenen-Stadt von Bombay, durch die „Black-town“, zieht. Ein Stadtteil nordöstlich von der Grant-Road ist als Kamatipura auf dem Stadtplan bezeichnet. – Da bin ich also an der richtigen Schmiede. Hier dürfte die Gasse liegen, die wir gestern durchstreift haben.

      * * *

      Ein zweiter Besuch

       Ein zweiter Besuch

       https://www.projekt-gutenberg.org/rosenerw/liebesga/chap004.html

      Bombay, im Februar 19..

      Gestern Abend war ich wieder in Kamatipura und in der gewissen Gasse. Diesmal mit Offizieren unseres Dampfers.

      Das Namenschild dieser Gasse, in der die Hauptansiedlung der Freudenmädchen ist, zeigt die Aufschrift „Suklajistreet“.

      Wir schlenderten langsam durch die Gasse, blieben da und dort verweilend stehen, wenn uns eine Einzelheit lebhafter interessierte.

      Alsbald schloss sich uns ein Inder an und erbot sich mit einigen englischen Wort-Brocken, er wolle uns zu empfehlenswerten Mädchen hinführen.

      Meine Begleiter, die, wie es scheint, im allgemeinen auf die Zunft der Kuppler nicht gut zu sprechen sind, weisen den Mann nicht gerade höflich ab.

      Es ist ersichtlich, dass hier in der Suklajistreet, gemäß der landesüblichen Wertung, der „Europäer“ unter allen Besuchern der Gasse der angesehenste und begehrteste ist.

      Eingeborene Männer gibt's zwar genug in der Suklajistreet, – sie sind entweder unbeteiligte, durch die Gasse schreitende Passanten oder sie sind aus Schaulust hergekommen oder vielleicht um der Hütte einer Inderin einen Besuch abzustatten, – aber diese Inder oder sonstigen „Natives“ werden von den Mädchen gar nicht beachtet, zum mindesten nicht von den „höheren“ Kategorien, nämlich von den Europäerinnen und Japanerinnen.

       Die Freudenmädchen haben eben mit den meisten ehrbaren Mitgliedern der menschlichen Gesellschaft die Eigenheit gemein, dass sie den Leuten mehr oder weniger Beachtung schenken, je nachdem die Leute mehr oder weniger Geld zu besitzen scheinen. Der braune, mit zweifelhaft weißem Weißzeug dürftig bekleidete Inder ist ja nicht so zahlungswillig oder zahlungskräftig wie der Europäer. Und überdies ist er ein „Native“, also etwas a priori minder Wünschenswertes.

      Solange nur Inder vorbeigehen, sind die Europäerinnen, Japanerinnen und im Allgemeinen auch die Inderinnen bloß ruhige Beobachterinnen der Gasse, harrend einer würdigeren Beute. Erst wenn ein Europäer auftaucht, hebt das Konzert der Werberufe und das Wink-Gebärdenspiel an.

      Die Europäer! Die Repräsentanten des Europäertums, welche diese Gasse aufsuchen, sind zumeist Seeleute verschiedentlicher Grade und Nationen, ferner Soldaten der englischen Garnison von Bombay; in vereinzelten Exemplaren sind auch Männer zu sehen, die den europäisch-bürgerlichen Kreisen von Bombay anzugehören scheinen.

      Weder gestern, noch vorgestern waren übrigens die europäischen Besucher allzu reichlich vertreten.

      Die meisten Häuschen der Gasse sind von Freudenmädchen okkupiert. Hie und da im Erdgeschoß eines Häuschens der ärmliche Geschäftsladen oder die dürftige Werkstätte eines Eingeborenen.

      Europäische Mädchen halten gleich die ersten Häuschen links nahe dem Anfang der Gasse besetzt, vielleicht in der Absicht: wer zuerst lockt, lockt am erfolgreichsten.

       Eine Europäerin hat sich auf einem Sessel vor ihrem Häuschen so zurechtgesetzt, dass die Form des bestrumpften Beines genügende Publizität erhält. Im großen Ganzen sind jedoch die Mädchen von Kamatipura nicht darauf aus, zu Werbezwecken eine bewusste ungemäßigte Exhibition zu verwenden, in größerem Ausmaße „sich eine Blöße zu geben“.

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