Die verborgenen Geheimnisse. Marc Lindner

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Die verborgenen Geheimnisse - Marc Lindner Das Verborgene

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legte eine Pause ein und sah einen Jeden einzeln an und schloss mit einem gütigen Lächeln.

      „Ihr Novizen geht des Öfteren Fehl. Dies nehme ich euch nicht böse, es ist das Vorrecht der Jugend, einen Umweg zu gehen. Aber es bedarf Strafen, um zu leiten. Sie schärfen den Charakter, den Glauben, den Geist und bisweilen übernehmt ihr dadurch wichtige oder sogar ehrvolle Aufgaben für das Kloster.“

      Einigen Novizen war es zwischendurch unwohl in ihrer Haut geworden, doch nun begannen sie sich zu beruhigen.

      „Ich möchte aber verhindern, dass solche Strafen den einzelnen Mönchen als Hilfe für ihre eigenen Aufgaben dienen. Darum“, er machte eine lange Pause, „erlasse ich folgende Regel: Jedem Mönch ist es gestattet, wo nötig, Strafen zu erteilen, aber er muss einen anderen Mönch benennen, bei dem der Betroffene sie absitzen muss. Damit solltet ihr vor falschem Ehrgeiz geschützt sein. Wer eine Strafe erhält, die dagegen spricht, ist sogleich von ihr befreit und stattet mir Bericht.“ Ein Raunen ging durch die Menge. Die Mönche begannen zu diskutieren. Eine solche Demütigung hatten sie lange nicht mehr erfahren. Die Novizen tauschten verwunderte und teilweise erleichterte Blicke aus.

      Ismar fing einen bösen Blick von Baldemarus ein und versuchte, seine Freude zu verbergen. Er hätte nie gedacht, so gut aus dieser Angelegenheit heraus zu kommen.

      Der unerwartete Besuch

      Am fünften Tag ihrer Reise schlug das Wetter um und es regnete. Nach einem kräftigen Schauer gegen Mittag, wollte es gar nicht mehr aufhören. Auch an diesem Tag wartete Hönnlin vergeblich auf eine Klage von Clara. Anfangs fand sie es gar lustig. Doch gegen Abend hin fröstelte sie unter ihrem Kapuzenmantel und an den Beinen war sie nass.

      „Das Schlimmste wird die Nacht, wenn wir es nicht schaffen, Feuer zu machen.“

      „Oh stimmt, daran habe ich gar nicht gedacht. Dabei habe ich mich schon darauf gefreut, mich am Feuer zu wärmen.“

      „Ist dir kalt?“

      „Ein wenig“, gestand Clara. Für sie war das immer noch nur ein großes Abenteuer. Sie genoss es, und sehnte sich überhaupt nicht zurück ins Kloster.

      „Lass uns noch eine gute Stunde weiter gehen. Solange wird es wohl noch regnen. Glaub mir, im Gehen ist der Regen weniger schlimm, als wenn wir rasten.“

      „Wenn sie das sagen“, lächelte Clara. Sie hatte jede Scheu vor ihm verloren und vertraute ihm.

      Sie wanderten noch geschlagene zwei Stunden bis, dass der Regen endlich abschwächte. Am späten Abend musste Hönnlin alle Register ziehen, um trotz des Regens ein Feuer zu entfachen. Für ihn war es nicht so wichtig, da es trotz des Regens noch recht mild war, aber er fürchtete, dass Clara krank würde, wenn sie sich nicht aufwärmen konnte.

      Mit dem trocken eingewickelten Reisig und Blättern, die er stets für den Folgetag einpackte, schaffte er es, ein kleines Feuer zu entzünden, dem er dann vorsichtig weitere Nahrung gab. Das Feuer knisterte wild während es sich des nassen Holzes annahm. Hönnlin baute ein kleines Überdach aus Ästen, Reisig und Blättern. Clara half ihm ebenso fleißig wie fasziniert.

      Erst als es dunkel wurde, hielt es ganz auf zu regnen und so gab Hönnlin Clara die Ersatzkutte, die er ihretwegen eingepackt hatte. Die nasse Kutte hängte er neben das Feuer.

      Hönnlin beugte sich nach vorne, um nach dem Feuer zu sehen. „Wir sind nicht allein! Denk an das, was ich dir gesagt habe. Sieh keinem in die Augen!“

      Clara war dabei sich die Hände vor dem Feuer zu reiben und hielt inne. Ihr Herz begann wild zu schlagen. Hönnlin hatte ihr so viel gesagt. Die Gedanken schossen ihr durch den Kopf. Mit einiger Verzögerung merkte sie, dass sie so tun sollte, als wüsste sie von nichts und rieb sich weiter die Hände.

      „So“, richtete sich Hönnlin auf. „Jetzt können wir endlich etwas kochen. Ich vergehe gleich vor Hunger.“

      Clara wollte etwas antworten, doch ihr Mund brachte nichts hervor. All die Male, wo Hönnlin ihr erzählt hatte, dass so etwas passieren könnte, hatte es ihr nichts ausgemacht. Doch nun erfüllte sie Angst. All die Geschichten über die Abtrünnigen schossen ihr durch den Kopf. Einige erzählten gar sie würden andere bei lebendigem Leib essen. Schauer liefen ihr über den Rücken und lähmten sie. Fortwährend rieb sie sich die Hände und verspürte unablässig den Drang sich umdrehen zu müssen.

      „Ich finde das ist das Beste am Reisen“, versuchte Hönnlin ein unauffälliges Bild abzugeben.

      „Waldpilzsuppe.“ Hönnlin gab die Zutaten in den Topf mit dem noch kalten Wasser.

      „Findest du nicht auch, George?“

      Clara nickte stumm.

      „Ich hoffe nur, dass wir Morgen mehr Glück mit dem Wetter haben.“ Hönnlin rührte im Topf und begann die Suppe abzuschmecken, ohne sich daran zu stören, dass er keine Antwort erhielt. Mit sich und der Welt zufrieden, schien er voll und ganz damit beschäftigt, sich um die Suppe zu kümmern.

      Clara ärgerte sich über sich selbst und versuchte ihre Lähmung zu überwinden.

      „Ich habe das Gefühl als würde ich nie mehr warm werden.“

      „Nun“, lachte Hönnlin auf. „Dann bist du wohl nicht fürs Reisen geboren.“ Hönnlin gab weitere Kräuter hinzu. „Aber die Suppe wird helfen. Du wirst sehen, sie muss jetzt nur noch ziehen. Hohl schon mal die Schüsseln heraus.“

      Clara stand auf und suchte im Gepäck nach Schüsseln. Es half ihr zu wissen, was sie tun sollte.

      „Wie ich sehe, gibt es hier etwas zu essen?“ Der Fremde sprach französisch und sein Aussehen ließ keinen Zweifel daran, dass er ein Abtrünniger war. Seine Haare und sein Bart waren ungepflegt, seine Kleider schmutzig und verschlissen. Seine Stimme und sein Tonfall waren aber nicht unfreundlich, auch wenn seine Art eine gewisse Heimtücke nicht verstecken konnte.

      „Du siehst richtig. Wenn du magst kannst du dich mit dazu setzen.“ Hönnlin ließ sich nichts anmerken. Nur Clara stand wie angewurzelt da und starrte den Mann an.

      Hönnlin bot dem Fremden neben sich einen Platz an und nickte in Claras Richtung, damit sie sich setzte.

      „Zu freundlich der Herr!“ Der Fremde setzte sich zu ihnen als wäre dies für ihn alltäglich.

      „Aber bekommt ihr dann nicht zu wenig?“, erkundigte sich der Neuankömmling. Das Mitgefühl in seiner Stimme war wohl geübt.

      „Es sollte reichen, zur Not habe ich noch einen Kanten Brot.“

      Der Mann nickte nachdenklich. „Würde es euch etwas ausmachen, wenn ich meine Frau dazu rufe. Wir haben seit einer Woche nichts Richtiges mehr gegessen.“

      „Nur zu, dann gebe ich noch einige Pilze hinzu.“

      „Zu gütig der Herr“, nickte der Mann eifrig. Dann stand er mühsam auf. Dabei griff er sich an den schmerzenden Rücken. Er atmete zweimal schwerfällig und griff sich mit zwei Fingern in den Mund.

      Ein gellender Pfiff ertönte und in einem weiten Umkreis erhoben sich die Vögel in den dunklen Himmel.

      Erleichtert

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