Die verborgenen Geheimnisse. Marc Lindner

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Die verborgenen Geheimnisse - Marc Lindner Das Verborgene

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atmete tief ein. Der wollte unbedingt mit ihm spielen.

      „Wenn es sein muss“, entgegnete Hönnlin mit deutlichem Missfallen.

      „Das muss es!“

      Hönnlin zog seine Schuhe aus und stellte sie vor sich.

      „Der Junge auch.“

      „Ich bitte euch. Mir wird es nichts anhaben, aber er ist es nicht gewohnt. Es würde seinen Tod bedeuten und ohnehin sind seine Schuhe zu klein für einen von euch.“

      „Mathias, bitte!“, flehte die Frau.

      „Gut“, stieß Mathias gelangweilt die Luft aus. „Wenn ihr mich alle so bittet, dann lass ich es für diesmal gut sein“, gab er sich großzügig und scheuchte die Beiden fort.

      Hönnlin musste Clara kräftig ziehen, damit sie mitkam. Obwohl sie nichts wie weg wollte, lähmte sie ihre Angst.

      „Beruhig dich“, redete Hönnlin auf sie ein, als sie außer Hörweite waren. „Es ist nichts passiert.“

      Clara antwortete nicht, aber ihr Widerstand ließ nach und er hörte wie sie weinte.

      Sie gingen eine viertel Stunde bevor Hönnlin es wagte stehen zu bleiben. Clara war völlig steif und Hönnlin versuchte sie zu beruhigen. Erst als er merkte, wie allmählich mehr Leben in ihre Züge einkehrte, setzte er den Weg fort.

      „Es tut mir leid. Das wird heute eine lange Nacht.“

      Clara nickte, brachte aber kein Wort heraus.

      „Keine Angst, die sehen wir nicht wieder.“

      Nach einer weiteren viertel Stunde blieb er erneut stehen.

      „Hier bist du sicher.“

      Clara sah ihn mit großen Augen an. Es war längstens dunkel und die Stimmen der Nacht hatten den Wald für sich gewonnen. „Wie meinst du das?“, fragte sie ängstlich.

      „Ich muss zurück unsere Sachen holen“, setzte er an.

      „Lassen sie mich nicht allein.“ Sie griff nach seinem Arm. „Sie kommen nicht zurück.“

      „Doch, es wird mir nichts passieren. Sie schlafen jetzt tief und fest und wir brauchen unsere Bücher und unsere Habseligkeiten.“

      „Dann komme ich mit! Lassen sie mich nicht allein.“

      „Unsinn, selbst die geringste Gefahr ist mir für dich zu hoch. Wenn doch einer wach ist, wird es zum Kampf kommen.“

      „Mönche können aber nicht kämpfen“, schüttelte Clara den Kopf und hoffte er würde nicht zurück gehen. Sie werden sterben.“

      „Auf Reisen lernt man viel“, entgegnete er. „Und ich habe ihnen einen Schlaftrank gebraut. Es muss viel schief gelaufen sein, wenn auch nur einer ein Auge aufmacht.“

      „Dann nehmen sie mich mit!“

      „Das möchte ich nicht. Was wenn noch andere in der Nähe waren. Ich schleiche mich an und du würdest uns beide in Gefahr bringen. Du kletterst doch so gut. Ich dachte du könntest dir hier einen Baum aussuchen und hochklettern. Dann wartest du oben in Sicherheit.“

      „Aber“, setzte Clara an. „Aber ich habe Angst.“

      „Ich auch, um dich. Deshalb möchte ich, dass du hier wartest.“

      Clara schluckte den Klos hinunter.

      „Auf dem Baum bist du sicher. Ich werde mich beeilen.“

      Clara merkte, dass sie sich fügen musste. Ohnehin verspürte sie wenig Lust zurück zu gehen.

      „Bei meiner Rückkehr kann es sein, dass ich dich nicht direkt finde. In der Nacht sehen alle Bäume gleich aus. Wenn du Schritte hörst, ruf auf keinen Fall nach mir und mach auch sonst keinen Lärm, der dich verrät.“

      „Aber wenn ihr es doch seid und mich sonst nicht findet?“, fragte Clara ängstlich.

      „Warte“, kam Hönnlin auf eine Idee. Er bückte sich und suchte auf dem Boden umher. „Hier, das sollte reichen.“ Er reichte ihr einen morschen Ast. „Nimm den mit dir hoch und brich ihn dir in kleine Stücke. Wenn du glaubst mich zu hören, werfe ein Stück hinunter. Wenn ich nicht reagiere, dann bin ich es nicht. Wirf auf keinen Fall ein zweites in kurzem Abstand.“

      Clara nickte verunsichert.

      „In Ordnung?“, fragte Hönnlin nach.

      „Ja“, hauchte Clara. Sie schluckte. „Ja“, wiederholte sie und wollte entschlossener klingen.

      „Gut, jetzt klettre hoch. Ich warte bis du sicher oben bist. Such dir eine Stelle, wo du bequem sitzen kannst. Du wirst eine Weile dort sitzen.“

      Clara nickte und suchte sich einen dicken Baum aus. Trotz der Dunkelheit hatte sie keine Mühe hinauf zu gelangen. Als sie oben war konnte Hönnlin hören, wie sie den Ast gleich in Stücke brach.

      Er rieb sich nachdenklich die Stirn. Auch ihm gefiel es nicht, Clara allein zurück zu lassen. Er hatte aber keine große Wahl. Der Verlust für ihn war schon beachtlich, aber wenn er Claras Vermögen nicht zurück erlangte, würde sie im Kloster vielleicht nicht eingelassen und er als Dieb verhaftet werden.

      Selbst für ihn war es nicht einfach, den Weg zurück zu finden, obgleich er versucht hatte, sich markante Stellen einzuprägen. Aber aus der entgegengesetzten Richtung, war es bei Tage schon nicht einfach. Doch schließlich hatte er Glück. Von ihrem siegreichen Überfall versichert, hatten sie das Feuer geschürt. Der Schein führte ihn schließlich zu ihnen. Sie lagen allesamt um das Feuer, das munter brannte. Sie schliefen tief und fest.

      Das geklaute Essen ließ er ihnen. Demonstrativ legte er es auf einen kleinen Haufen zusammen. Ihm ging es um die anderen Dinge. Er nahm die gesuchten Habseligkeiten, streichelte seinen Esel beruhigend, damit dieser still bleiben sollte, und band ihn los, damit er im Zweifelsfall schnell fortkam. Mathias, der seine Schuhe trug, zog er diese aus und stellte damit zufrieden fest, wie sein Gebräu Wirkung zeigte. Mathias gab nur ein kurzes Zucken von sich und drehte sich zur Seite, wo er sich zusammen kauerte. Hönnlin nahm seinen Spaten und zeichnete ein großes Kreuz in den Waldboden, genau dort, wo der Proviant aufgehäuft lag. Aberglaube war bisweilen sehr hilfreich und wollte gepflegt sein. Dann nahm er Laub auf den Spaten und verstreute es großzügig über die Schlafenden. Das würde ihnen einen schönen Schreck bereiten, wenn sie am Morgen aufwachten. Er betrachtete sein Werk, legte zwei gebrochene Äste ins Feuer nach und verschwand mit einem zufriedenen Lächeln in die Dunkelheit.

      Die ersten Schritte waren die schwierigsten, da seine Augen noch an das Licht des Feuers gewöhnt waren. Aber er gewöhnte sich rasch an das spärliche Licht. Nur seinem Esel gefiel es nicht, ins Dunkel zu gehen, auch wenn Hönnlin schon oft das Gefühl hatte, dass er deutlich besser im Dunkeln sah als er selbst. Wohl auch deshalb ließ dessen Widerstand nach als sie den Schein des Feuers hinter sich ließen.

      Nach einer Weile wurde Hönnlin aber selbst unruhig. Er erkannte keine Stelle wieder. Er wusste grob die Richtung und dass er bald bei Clara sein musste. Aber er war sich nicht ganz sicher, wo er war. Sein Esel spürte seine Unruhe und durchschnitt

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