Wrong turn. Juryk Barelhaven

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Wrong turn - Juryk Barelhaven 1

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nervenaufreibende, sehr schweißtreibende Angelegenheit. Wieder und wieder liefen die beiden über rutschige Pfannen, sich vorsehend, dass sie nicht das Gleichgewicht verloren und aufpassend, dass sie nicht entdeckt wurden. Endlich entdeckten sie eine Leiter, an der sie umständlich hangelnd den Bewusstlosen runterließen, als wäre er das Wichtigste in ihrem Leben. Mehr ums andere Mal musste Max mit dem zusätzlichen Gewicht auf seinen Schultern verschnaufen und fluchte leise vor sich hin.

       Irrsinn.

       Kompletter Blödsinn.

      Immer wieder tauchten sie in den Schatten ab, um von vorbeieilenden Gruppen nicht entdeckt zu werden. Dabei nutzte Max sein implantiertes Headset und wurde vom eifrigen Assistenten durch die engen Häuserschluchten geleitet. Nach mehreren Stunden kam sich Max wie die berühmte Spielfigur PacMan vor, wie sie durch ein Labyrinth bloß nicht den Geistern begegnen durfte. Zum Glück hatte Hansens Schießwut einen Dämpfer bekommen. Jetzt verhielt er sich still und nachdenklich, wofür Max im Stillen Gott dankte.

      Ausgehungert, frierend und völlig am Ende fanden sie in einer aufgegebenen Werkstatt eine Unterkunft. Zum ersten Mal lächelte Fortuna ihnen zu: ein heruntergekommener Streifenwagen parkte unter einer Folie. Nach mehreren Aussetzern sprang der Motor an.

      Der Streifenwagen raste mit abgeschalteten Scheinwerfern über ein verlassenes Stück des mondbeschienen Highways, ein Geisterauto in einer Welt, die für die Verfluchten und Sterbenden gedacht war.

      Luft wirbelte durch das eingeschlagene Fenster, während Max am unterbrochenen Mittelstreifen entlangschoss.

      „Kannst du überhaupt etwas sehen?“

      Max würdigte Hansen keine Antwort. Trotz der schmerzenden Gelenke und seinem Verlangen nach Nahrung brodelte ein Quell nie gekannter Zorn in ihm, den er erstmal verdauen musste. Sonst würde es heute noch mindestens einen Toten mehr geben. Er musste dem Vorstand von SpaceTec berichten, und wenn es ihm seinen Job kostete… dann sollte es so sein. Irgendwie würde Max schon zurechtkommen.

      Und er dachte an Roxanne.

      Warum diese Besessenheit?

      Max kam zu dem Schluss, dass er schon viel zu lange einsam gewesen worden war. Seine Mutter hatte sich nie viel Zeit für ihn genommen. Es hatte viele Probleme gegeben. Die Militärakademie hatte ihn dem nötigen Abstand von seinem schwierigen Elternhaus gebracht, aber im Gegenzug mit harter Arbeit belohnt, die keine Zeit für Beziehungen ließ. So kletterte Max Snow die Karriereleiter hoch, trank Bier mit Freunden oder ging in die Stadien, um seinem Hobby Fußball zu frönen – doch außer gelegentlichen, viel zu unbedeutenden Kuschelsex hatte es nie gefunkt. Nie funken können, denn Max sehnte sich nach einer speziellen Art von Frau. Ihm wurde rot bei dem Gedanken, als er selbst Seelenstriptease betrieb und wusste, dass er -jetzt oder nie -ehrlich sein musste. Oder er würde falsche Entscheidungen treffen. Mutterkomplex?

      Gott, werde ich jetzt verrückt, dachte er mit Schaudern und wollte alles am liebsten verdrängen.

      „Wo fahren wir hin?“

       Max drückte den Lenker so fest, dass seine Knöchel weiß hervortraten. Schließlich gab er nach: „Wir werden eine unserer Gulfire treffen. Wir sind jetzt außerhalb der Revier, auf einer der Highways. Dann fliegen wir nach Hause.“

      „Und dann?“

      „Dann dusche ich, esse ein Steak mit Fritten und schlafe vor dem Fernseher ein.“

      „Und dann?“

      „Wenn ich dann noch Kraft habe, komme ich in ihre Zelle und drücke Ihnen ein Kissen aufs Gesicht.“

      „Können Sie mal ernst bleiben?“

      Scharf trat Max auf die Bremse, dass Hansens Kopf nach vorne schlug. Noch bevor er protestieren konnte, hatte Max seine Waffe schon gezogen und hielt sie ihm schmerzhaft gegen den Schädel.

      Eine Zeitlang passiert nichts.

      Das Spannen des Hahns durchbrach wie ein Final Countdown die Stille.

      „Niemand würde mich verdächtigen“, murmelte Max gepresst. „ Du krankes Schwein hast heute getötet, als wäre das alles ein verdammtes Spiel.“ Max hatte nun einen Grund, finster dreinzuschauen. „Du hast mich jetzt so weit, Spiro Hansen. Ich habe heute keine einzige Kugel abgefeuert, wusstest du das? Weil das nicht unser Stil ist. Typen wie du machen mich krank!“ Er spuckte angeekelt aus. „Los, Tür auf!“

      Hansens Gesicht wurde aschfahl. „Wollen Sie mich...?“

      Etwas anderes übernahm jetzt von Max Besitz – und er ließ es zu. „Raus.“

      „Aber-“

      „Raus!“ Langsam ließ er sich Hansens Waffe geben und folgte ihm langsam.

      Sie gingen ein Stück tiefer in die Wüste. Max wusste aus Berichten, dass hier seltene und äußerst tödliche Skorpionarten prächtig gediehen. Es war ihm nur gerade völlig egal.

      Dass musste jetzt sein.

      Breitbeinig stellte er sich vor ihm hin und zielte auf die Schienbeine. „Na los“, sagte er gedehnt und erinnerte sich an einen alten Ganovenfilm, in der gedungene Schurken einen Verräter auf die gleiche Weise entledigten. Denn das war Hansen. Eine Ratte.

      „Sie können mich nicht hierlassen“, ereiferte sich Hansen und starrte nach oben zu den Sternen. „Die können mich sehen, richtig? Sie sollen mich sehen. HIER! HELFT MIR!“

      Dabei schrie und winkte er wie verrückt.

      Stille. Nur der nachtschwarze Himmel.

      Und die Wüste.

      „Müssen wohl gerade alle Kaffeepause machen“, entgegnete Max gedehnt und spuckte wieder aus.

      „Das dürf-“

      „Jetzt will ich dir mal etwas sagen, mein Freund: Die Gefangenen kommen mit einem Raumschiff hierher und werden über den ganzen Planeten verteilt. In einem Knast gibt es Regeln, feste Mahlzeiten und Strukturen. Das alles bietet Oasis nicht. Und das wissen sie. Es sind Menschen wie du ich. Naja, mehr wie ich“, setzte er hinzu und fing sich einen bitterbösen Blick von Hansen ein. „Sie müssen akzeptieren, dass sie nie wieder nach Hause kommen und sie müssen für sich selbst sorgen. Es ist ein hartes und raues Klima hier und die Netten und wirklich Guten werden gefressen. Keine Sekunde lang würde ich meinem schlimmsten Feind diese Hölle wünschen. Begreifen Sie bitte eines, Hansen“, er holte tief Luft und brüllte drauflos: „Diese Menschen werden nie wieder ihre Heimat sehen. Sie werden nie wieder die Spaghetti ihrer Mama kosten und nie wieder ein Kino oder ein Museum von innen sehen. Begreifst du den Ernst der Lage, du kranker Wichser!?“ Max wartete keine Antwort ab und fuhr fort: „Du hast bestimmt nicht das Recht, wie ein selbstgerechter Henker über Leben und Tod zu entscheiden. Diese Menschen sind am Ende und seit zwanzig Jahren schaue ich zu ihnen herunter und wünsche mir, ich könnte helfen. Auch wir bei SpaceTec sind nicht aus Stein – im Gegenteil: würde nur einer von uns abfällige Bemerkungen machen, fliegt er raus.“ Er atmete erschöpft aus. „So, und jetzt mach doch was du willst.“ Er winkte müde ab und ließ die Waffe sinken.

      Plötzlich sprang der Motor an und für eine Millisekunde starrten beide entsetzt zum Streifenwagen, bis Michel Brown die passende Schaltung fand und Vollgas gab. Röhrend und knarrend beschleunigte

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