Quentin Durward. Walter Scott

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Quentin Durward - Walter Scott

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ich aber von Eurer Gastfreundschaft Gebrauch mache, wollt Ihr mir, bitte, sagen, wer Ihr seid, und wie ich Euch anzureden habe.“

      „Gemeinhin nennt man mich Meister Peter“, gab der andere zur Antwort, „ich bin kein Freund von Titeln. Ich bin ein freier Mann und lebe von dem, was ich habe und mir verdiene.“

      „Dagegen lässt sich nichts sagen, Meister Peter“, versetzte der Schotte, „und ich danke es dem günstigen Zufall, der mich hierher führte, dass er mich mit Euch zusammengebracht hat. Für einen guten Rat bin ich immer dankbar.“

      Unterdessen kam der Kirchturm in Sicht und bald waren sie auch in der Nähe des Dorfeinganges; aber Meister Peter, von dem Wege, der auf die offene Heerstraße führte, ein wenig abbiegend, meinte jetzt, der Gasthof, wohin der Schotte gehen wolle, sei ein wenig abgelegen und nehme auch nur bessere Reisende auf „Meint Ihr damit solche, die mit einer gutgespickten Börse reisen“, versetzte der Schotte, „dann gehöre ich nicht dazu, sondern will's lieber versuchen mit jenen, die, statt in Gasthöfen, auf offener Heerstraße plündern.“

      „Ihr Schotten seid ein vorsichtiges Volk! Der Engländer rennt ins erstbeste Gasthaus hinein und macht eine Zeche, wie es ihm gerade passt, ohne früher an die Rechnung zu denken, als bis ihm der Magen voll ist. Ihr vergesst aber, Meister Quentin, und Quentin ist doch wohl Euer Name, dass ich Euch ein Frühstück schuldig bin für das Bad im Bach, das Ihr durch meinen Irrtum genommen habt. Diese Buße muss ich schon auf mich nehmen für die Euch zugefügte Kränkung.“

      „Ach, ich denke an das bisschen Wasser und an den Verdruss, den ich von Euch erlitten, schon lange nicht mehr“, antwortete Quentin, „meine Sachen hab ich mir ja schon wieder trocken gelaufen; da aber meine Mahlzeit heut ein bisschen karg war, will ich Euer Anerbieten nicht von der Hand weisen. Wenn ich mich nicht irre, so seid Ihr ein schlichter, ehrsamer Bürger, und ich sehe nicht ein, warum ich Euch ein Frühstück abschlagen sollte.“

      Inzwischen waren sie einen schmalen Abhang, von großen Ulmen umschattet, hinabgestiegen, an dessen Ende sie durch einen Torweg in den Hofraum eines Gasthauses von ungewöhnlicher Größe gelangten. Es hatte ganz das Aussehen, als ob es Edelleuten mit ihrem Gefolge als Herberge diene, die in dem benachbarten Schloss zu tun hatten, wo Ludwig XI. nur selten, und bloß in Fällen, wo es sich gar nicht umgehen ließ, seinen Hofleuten Gemächer einräumte. Ein Schild mit der Lilie hing über dem Haupttor; allein man bemerkte weder auf dem Hofe noch in den Zimmern Anzeichen lebhaften Verkehrs.

      Meister Peter öffnete, ohne jemand zu rufen, eine Seitentür und trat mit seinem Begleiter in einen großen Raum. Im Kamin brannte ein Bündel Reisig und alle Anstalten zu einem kräftigen Frühstück getroffen waren. „Mein Gevatter war schon da“, sagte der Franzose zu dem Schotten. „Ihr müsst frieren, und da habe ich ein Feuer bestellt; Ihr müsst hungern, und da sollt Ihr ein gutes Frühstück haben.“ Er pfiff, und der Wirt trat sogleich herein, beantwortete den Gruß des andern mit einer Verbeugung, zeigte aber in keiner Hinsicht die Geschwätzigkeit, die französischen Gastwirten zu allen Zeiten eigen gewesen ist. „Ich dachte, ein Herr hätte hier ein Frühstück bestellt“, sagte Meister Peter; „ist das nicht der Fall?“

      Statt zu antworten, verbeugte sich der Wirt und trug ein gutes Mahl auf, sagte aber zum Lob desselben, trotzdem er alle Ursache dazu gehabt hätte, nicht ein einziges Wort.

      Viertes Kapitel.

      Das Frühstück des jungen Schotten bestand aus einer hervorragenden Perigord-Pastete. Dazu ein höchst schmackhaftes Ragout mit viel Knoblauch, den die Gascogner lieben und die Schotten nicht hassen; aus einem köstlichen Schinken mit feinstem Weißbrot in kleinen, runden Laiben, dessen Rinde so einladend war, dass es, selbst in Wasser getaucht, ein Leckerbissen gewesen wäre, und einem Becher der herrlichsten Burgundermarke. Durward, der in den letzten Tagen außer halbreifem Obst und einer mäßigen Portion Gerstenbrot nichts gegessen hatte, fiel über das Ragout her, und die Schüssel war auf der Stelle leer; hierauf griff er die mächtige Pastete an, fiel über den Schinken her und würzte dies Mahl gelegentlich durch einen Becher Wein, kehrte aber zum Erstaunen des Wirtes und zur Belustigung des Meisters Peter immer wieder zu der Schüssel zurück, bis er sie vollständig leer gekratzt hatte.

      Der Letztgenannte schien, sich über die Esslust des jungen Schotten zu ergötzen, und als er endlich merkte, dass derselbe satt zu werden anfing, versuchte er ihn mit Konfekt und allerhand Naschwerk zur Fortsetzung seiner Mahlzeit zu reizen. Unterdes zeigte sich auf dem Gesicht des Meisters Peter eine gewisse gute Laune, die fast bis zum Wohlwollen stieg, und mit seinem gewöhnlichen scharfen, beißenden und strengen Charakter einen lebhaften Kontrast bildete.

      Quentin Durward fand es mit der Zeit sonderbar, allein zu essen und er machte Meister Peter Vorwürfe, dass er ihn über seinen starken Appetit auslache, selbst aber nichts esse.

      „Ich muss fasten!“, sagte Meister Peter, „und kann vormittags nichts genießen als etwas Backwerk und ein Glas Wasser! Lasst mir es doch durch Eure Frau herbringen!“ setzte er hinzu, sich zu dem Wirt wendend. Während dieser das Zimmer verließ, fuhr Meister Peter fort: „Nun, hab ich Wort gehalten betreffs des Frühstücks?“

      „Ich hatte keine bessere Mahlzeit, seit ich Schottland den Rücken kehrte“, versetzte der Jüngling.

      „Die königlichen Bogenschützen können sich solch Frühstück immer leisten“, sagte Meister Peter; „warum wollt Ihr denn nicht hier in Dienste treten, junger Mann? Euer Onkel könnte Euch schon einschieben, sobald eine Stelle vakant würde. Hört mal! Ich habe selbst eine Art Interesse bei der Sache und kann Euch behilflich sein. Ihr könnt doch ebenso gut reiten, wie den Bogen spannen, wie?“

      „Unser Stamm zählt gewiss gute Reiter. Aber seht nur! Nahrung und Sold sind zwar nötige Dinge; allein in meinem Falle denkt man auch an Ehre, Beförderung und tapfere Kriegstaten. Euer König Ludwig aber, Gott segne ihn, der liegt hier in seinem Schloss und gewinnt Städte und Provinzen durch politische Gesandtschaften, statt sie in offenem Kampf zu erobern. Ich halt es schon lieber mit den Douglas, die stets im Felde stehen, weil sie lieber eine Lerche singen, als eine Maus quieken hören.“

      „Junger Mann“, sagte Meister Peter, „urteilt nicht voreilig über die Handlung der Fürsten. Ludwig sucht das Blut seiner Untertanen zu schonen, und sorgt nicht um das eigene. Zu Montl'hery hat er sich als mutiger Mann gezeigt.“

      „Nun ja“, versetzte der Jüngling, „allein das ist ein Dutzend Jahre her, wenn nicht länger; ich möchte lieber einem Herrn dienen, der seine Ehre immer so rein und glänzend erhält wie seinen Schild und in dem Schlachtgewühl sein Glück versucht.“

      „Warum habt Ihr denn da nicht einen Versuch gemacht, in Brüssel beim Herzog von Burgund anzukommen? Der hätte Euch Gelegenheit gegeben, jeden Tag den Hals zu brechen, und Ihr hättet Euch sicher nicht umsonst bemüht, wenn er gehört hätte, dass Ihr seinen Förster verprügelt habt.“

      „Wohl wahr!“, sagte Quentin; „mein unglückliches Geschick hat mir diese Tür verschlossen.“

      „Abenteuer, bei denen die Jugend sich den Hals brechen kann, gibt's da draußen noch in Menge“, erwiderte sein Ratgeber. „Was denkt Ihr zum Beispiel von Wilhelm von der Mark?“

      „Was sagt Ihr?“ entgegnete Durward; „dem mit dem Barte sollt ich dienen? Dem wilden Eber der Ardennen? Einem Räuberhauptmann und Anführer von Mördern, der einem das Leben nimmt um eines Ebers wegen, und Priester und Pilger erschlägt, als wären es Lanzenknechte und Reisige? Das wär ein ewiger Schandfleck auf dem Schilde meines Vaters.“

      „Wohlan, junger Hitzkopf“, sagte Meister Peter, „warum folgt Ihr dann nicht dem jungen Herzog von Geldern?“

      „Eher

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