Dekadenzia. Thomas Häring
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Thomas Häring
Dekadenzia
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Inhaltsverzeichnis
Vorspiel
Das ist das Ende. Oder der Anfang. Vielleicht auch nur das Ende vom Anfang. Oder doch der Anfang vom Ende? Wir schreiben den 23.Mai 2015 und ich schreibe wieder. Wieso, weshalb, warum? Weil es da noch etwas gibt, das ich loswerden will. Fußball ist unser Leben, aber wer begreift schon die Zusammenhänge? Der SC Freiburg und der SC Paderborn sind aus der 1.Fußballbundesliga abgestiegen, doch dabei handelt es sich um Randerscheinungen, wenn man das große Ganze betrachtet. Wann wollen wir beginnen?
Vielleicht am besten im Jahre 2006, der FC Bayern München hatte gerade zum zweiten Mal in Folge unter Trainer Felix Magath das Double gewonnen und Deutschland schickte sich an, die Fußball WM im eigenen Land auszutragen. Können Sie sich noch daran erinnern, wie das damals war? Weißt Du noch? Ein Sommermärchen, das erst im Halbfinale in der Verlängerung endete und was für ein Zufall! 2006 stand die italienische Fußballnationalmannschaft im WM-Finale in Berlin und neun Jahre später spielt Juventus Turin am 6.Juni 2015 im Champions League Finale in Berlin. Ja, Zufälle gibt es manchmal im Fußballerleben! Was aber hat das alles mit der Saison 2014/15 zu tun? Bringen wir ein bißchen Ordnung in meine wirren Gedankenwelten, damit meine ganzen Ideen nicht ständig wild durcheinander fliegen und so lediglich für Verwirrung sorgen. Die deutsche Fußballnationalmannschaft überraschte 2006 alle Experten und Fans, denn sie wurde immerhin Dritter und das, nachdem sie zwei Jahre zuvor bei der EM bereits nach der Vorrunde ausgeschieden gewesen war. Auferstanden aus Ruinen, es schien also wieder aufwärts zu gehen mit dem deutschen Fußball. Der Nachteil für den FC Bayern und seine Spieler bestand darin, daß sich die Mannschaft insbesondere nach WMs schwer tat, wenn sie wieder in den Bundesligaalltag zurückkehren mußte. Durchaus verständlich, denn so eine WM gibt es nur alle vier Jahre und im eigenen Land findet sie höchstens alle paar Jahrzehnte statt. Dementsprechend verwunderte es nicht wirklich, daß 2007 der VfB Stuttgart Deutscher Meister wurde; genau, der Verein, der sich heute in letzter Sekunde vor dem Abstieg aus der Bundesliga gerettet hat. 2008 holten die Bayern wieder den Titel, 2009 war der VfL Wolfsburg an der Reihe, 2010 wieder der FC B, danach zweimal der BVB aus Dortmund und in den letzten drei Jahren wieder die Bayern aus München. Titelhattrick sozusagen und die insgesamt 25.Deutsche Meisterschaft, Donnerwetter! Aber es kommt halt immer darauf an, von wo Du herkommst und da die Mannschaft 2013 das Triple geholt hatte, also Meisterschaft, DFB-Pokal und Champions League und 2014 immerhin noch das Double, so mutet das Single 2015 schon ein wenig ärmlich an. Alles eine Frage des Vergleichs. Die Münchner stehen also 2015 in keinem Finale und so etwas gab es auch schon ein paar Jahre lang nicht mehr. Zittern um den Klassenerhalt muß nach wie vor der Hamburger Sportverein. Vor einem Jahr hat sich der HSV in der Relegation gerade noch so gerettet, aber ob ihm das 2015 auch wieder gelingen wird, bleibt abzuwarten. Es war eine unglaublich spannende Saison und noch ist sie nicht vorbei, denn auch das DFB-Pokalfinale in Berlin steht noch auf dem Spielplan, wo Wolfsburg und Dortmund aufeinandertreffen werden. Nichtsdestotrotz werde ich in den nächsten Tagen und Wochen die Bundesligasaison 2014/2015 zusammenfassen und ganz genau unter die Lupe nehmen. Dabei helfen werden mir die gesammelten Spielberichte aus der SZ, denn ganz so gut ist mein Gedächtnis auch wieder nicht. Es gab große Überraschungen, wie zum Beispiel den 5.Platz des FC Augsburg, sensationelle Aufholjagden wie die Rückrunde des BVB, eine überragende Rückrunde der Borussia aus Mönchengladbach, eine ganz starke Saison des VfL Wolfsburg und eine enttäuschende Schalket Mannschaft, die es wenigstens noch in die Europa League schaffen kann. Es gibt viel zu analysieren, aber bevor ich ins Detail gehe, möchte ich erst einmal ein paar grundsätzliche Themen ansprechen und damit auch abhaken. Die Meisterschaft des FC Bayern München war souverän und fast die ganze Saison über ungefährdet. Zwar verloren die Bayern in der Rückrunde für ihre Verhältnisse relativ viele Spiele, aber dennoch waren sie nie in Gefahr, den Spitzenplatz ganz oben in der Tabelle zu verlieren. Wolfsburg wurde verdienter Zweiter vor Gladbach und Leverkusen, darauf folgen Augsburg, Schalke und Dortmund. Ja, alles ziemlich unspektakulär, aber wenn man bedenkt, daß Dortmund und Bremen lange Zeit in akuter Abstiegsgefahr schwebten und sich dann plötzlich auf den Weg Richtung Europa League machten, dann sieht man schon, was da noch alles so passiert ist. Genauso beeindruckend war das Comeback des VfB Stuttgart, der mit drei Siegen in den letzten drei Spielen tatsächlich noch den Klassenerhalt schaffte. Paderborn baute genauso wie Hannover 96 nach einer guten Vorrunde stark ab, auch Hertha BSC Berlin blieb gerade noch so über dem Strich und ansonsten schien es lange Zeit so, als wolle niemand wirklich in die Europa League, denn im Mittelfeld der Tabelle nahm man sich ständig gegenseitig die Punkte weg. Der Abstiegskampf blieb quasi bis zur letzten Sekunde hochspannend und den SC Freiburg hätte es eigentlich nicht erwischen müssen, aber die anderen Vereine spielten halt genau so, daß die Breisgaues letzten Endes doch dran glauben mußten. Aus der 2.Bundesliga kommt mit dem FC Ingolstadt ein bayerischer Verein ins Oberhaus und der Rest entscheidet sich dort erst morgen. Meine Damen und Herren, stellen Sie sich bitte darauf ein, daß ich Sie permanent mit Pseudofachwissen zumüllen werde und wenn Sie das nicht wollen, dann lesen Sie bitte lieber nicht weiter.
Bevor wir auf aktuellere Dinge zu sprechen kommen, erst noch ein Blick auf und in die jüngere Vergangenheit. Der FC Bayern München hat es vorgemacht, wie man aus Niederlagen Siege machen kann und zwar 2013. Das Vize-Triple 2012 gehörte zu den schlimmsten Erlebnissen für die Spieler und Fans jenes erfolgsverwöhnten Vereins überhaupt, weshalb wir noch einmal einen kurzen Blick darauf werfen wollen. In der Meisterschaft war man zum zweiten Mal nacheinander hinter Borussia Dortmund gelandet und im DFB-Pokal hatte es eine demütigende 2:5 Finalniederlage gegen die Schwarz-Gelben gegeben. Doch damit nicht genug, denn es folgte die traumatischste Erfahrung überhaupt. Eine Niederlage im Champions League Finale, das zu allem Überfluß auch noch im eigenen Stadion stattgefunden hatte. Noch dazu war der Weg dorthin nicht nur kein leichter, sondern ein extrem holpriger, unangenehmer und schwerer gewesen. Man schrieb die Saison 2010/2011, Louis van Gaal hatte als Trainer gehen müssen und die Münchner lagen in der Bundesligatabelle hinter Hannover 96 auf Rang 4! Jener Platz hätte nicht mal für die Champions League Qualifikation gereicht, doch zum Glück verpflichtete die abstiegsbedrohte Borussia aus Mönchengladbach kurz vor Saisonende Lucien Favre.