Gesammelte Dramen: Die Braut von Messina oder die feindlichen Brüder • Die Jungfrau von Orleans • Die Räuber • Die Ve.... Friedrich Schiller
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Читать онлайн книгу Gesammelte Dramen: Die Braut von Messina oder die feindlichen Brüder • Die Jungfrau von Orleans • Die Räuber • Die Ve... - Friedrich Schiller страница 13
Denn mit der nächsten Morgensonne Strahl
Ist sie die Meine, und des Dämons Neid
Wird keine Macht mehr haben über mich.
Nicht mehr verstohlen werd ich zu ihr schleichen,
Nicht rauben mehr der Liebe goldne Frucht,
Nicht mehr die Freude haschen auf der Flucht,
Das Morgen wird dem schönen Heute gleichen,
Nicht Blitzen gleich, die schnell vorüberschießen,
Und plötzlich von der Nacht verschlungen sind,
Mein Glück wird sein, gleichwie des Baches Fließen,
Gleichwie der Sand des Stundenglases rinnt!
CHOR.
So nenne sie uns, Herr, die dich im stillen
Beglückt, daß wir dein Los beneidend rühmen,
Und würdig ehren unsers Fürsten Braut.
Sag an, wo du sie fandest, wo verbirgst,
In welches Orts verschwiegner Heimlichkeit?
Denn wir durchziehen schwärmend weit und breit
Die Insel auf der Jagd verschlungnen Pfaden,
Doch keine Spur hat uns dein Glück verraten,
So daß ich bald mich überreden möchte,
Es hülle sie ein Zaubernebel ein.
DON MANUEL.
Den Zauber lös ich auf, denn heute noch
Soll, was verborgen war, die Sonne schauen.
Vernehmet denn und hört, wie mir geschah.
Fünf Monde sinds, es herrschte noch im Lande
Des Vaters Macht, und beugete gewaltsam
Der Jugend starren Nacken in das Joch –
Nichts kannt ich als der Waffen wilde Freuden,
Und als des Weidwerks kriegerische Lust.
– Wir hatten schon den ganzen Tag gejagt
Entlang des Waldgebirges – da geschahs,
Daß die Verfolgung einer weißen Hindin
Mich weit hinweg aus eurem Haufen riß.
Das scheue Tier floh durch des Tales Krümmen,
Durch Busch und Kluft und bahnenlos Gestrüpp,
Auf Wurfes Weite sah ichs stets vor mir,
Doch konnt ichs nicht erreichen noch erzielen,
Bis es zuletzt an eines Gartens Pforte mir
Verschwand. Schnell von dem Roß herab mich werfend
Dring ich ihm nach, schon mit dem Speere zielend,
Da seh ich wundernd das erschrockne Tier
Zu einer Nonne Füßen zitternd liegen,
Die es mit zarten Händen schmeichelnd kost.
Bewegungslos starr ich das Wunder an,
Den Jagdspieß in der Hand, zum Wurf ausholend –
Sie aber blickt mit großen Augen flehend
Mich an, so stehn wir schweigend gegeneinander –
Wie lange Frist, das kann ich nicht ermessen,
Denn alles Maß der Zeiten war vergessen.
Tief in die Seele drückt sie mir den Blick,
Und umgewandelt schnell ist mir das Herz.
– Was ich nun sprach, was die Holdselge mir
Erwidert, möge niemand mich befragen,
Denn wie ein Traumbild liegt es hinter mir
Aus früher Kindheit dämmerhellen Tagen,
An meiner Brust fühlt ich die ihre schlagen,
Als die Besinnungskraft mir wiederkam.
Da hört ich einer Glocke helles Läuten,
Den Ruf zur Hora schien es zu bedeuten,
Und schnell wie Geister in die Luft verwehen,
Entschwand sie mir und ward nicht mehr gesehen.
CHOR.
Mit Furcht, o Herr, erfüllt mich dein Bericht,
Raub hast du an dem Göttlichen begangen,
Des Himmels Braut berührt mit sündigem Verlangen,
Denn furchtbar heilig ist des Klosters Pflicht.
DON MANUEL.
Jetzt hatt ich eine Straße nur zu wandeln,
Das unstet schwanke Sehnen war gebunden,
Dem Leben war sein Inhalt ausgefunden.
Und wie der Pilger sich nach Osten wendet,
Wo ihm die Sonne der Verheißung glänzt,
So kehrte sich mein Hoffen und mein Sehnen
Dem einen hellen Himmelspunkte zu.
Kein Tag entstieg dem Meer und sank hinunter,
Der nicht zwei glücklich Liebende vereinte,
Geflochten still war unsrer Herzen Bund,
Nur der allsehnde Äther über uns
War des verschwiegnen Glücks vertrauter Zeuge,
Es brauchte weiter keines Menschen Dienst.
Das waren goldne Stunden, selge Tage!
– Nicht Raub am Himmel war mein Glück, denn noch
Durch kein Gelübde war das Herz gefesselt,
Das sich auf ewig mir zu eigen gab.
CHOR.
So war das