Gesammelte Dramen: Die Braut von Messina oder die feindlichen Brüder • Die Jungfrau von Orleans • Die Räuber • Die Ve.... Friedrich Schiller
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Читать онлайн книгу Gesammelte Dramen: Die Braut von Messina oder die feindlichen Brüder • Die Jungfrau von Orleans • Die Räuber • Die Ve... - Friedrich Schiller страница 31
Und alles ist Frucht und alles ist Samen.
DRITTER.
Wehe, wehe dem Mörder, wehe,
Der sich gesät die tödliche Saat!
Ein andres Antlitz, eh sie geschehen,
Ein anderes zeigt die vollbrachte Tat.
Mutvoll blickt sie und kühn dir entgegen,
Wenn der Rache Gefühle den Busen bewegen,
Aber ist sie geschehn und begangen,
Blickt sie dich an mit erbleichenden Wangen.
Selber die schrecklichen Furien schwangen
Gegen Orestes die höllischen Schlangen,
Reizten den Sohn zu dem Muttermord an,
Mit der Gerechtigkeit heiligen Zügen
Wußten sie listig sein Herz zu betrügen,
Bis er die tödliche Tat nun getan –
Aber da er den Schoß jetzt geschlagen,
Der ihn empfangen und liebend getragen,
Siehe, da kehrten sie
Gegen ihn selber
Schrecklich sich um –
Und er erkannte die furchtbaren Jungfraun,
Die den Mörder ergreifend fassen,
Die von jetzt an ihn nimmer lassen,
Die ihn mit ewigem Schlangenbiß nagen,
Die von Meer zu Meer ihn ruhelos jagen
Bis in das delphische Heiligtum.
Der Chor geht ab, den Leichnam Don Manuels auf einer Bahre tragend.
Die Säulenhalle. – Es ist Nacht, die Szene ist von
oben herab durch eine große Lampe erleuchtet.
Donna Isabella und Diego treten auf.
ISABELLA.
Noch keine Kunde kam von meinen Söhnen,
Ob eine Spur sich fand von der Verlornen?
DIEGO.
Noch nichts, Gebieterin – doch hoffe alles
Von deiner Söhne Ernst und Emsigkeit.
ISABELLA.
Wie ist mein Herz geängstiget, Diego!
Es stand bei mir, dies Unglück zu verhüten.
DIEGO.
Drück nicht des Vorwurfs Stachel in dein Herz,
An welcher Vorsicht ließest dus ermangeln?
ISABELLA.
Hätt ich sie früher an das Licht gezogen,
Wie mich des Herzens Stimme mächtig trieb!
DIEGO.
Die Klugheit wehrte dirs, du tatest weise,
Doch der Erfolg ruht in des Himmels Hand.
ISABELLA.
Ach, so ist keine Freude rein! Mein Glück
Wär ein vollkommnes ohne diesen Zufall!
DIEGO.
Dies Glück ist nur verzögert, nicht zerstört,
Genieße du jetzt deiner Söhne Frieden.
ISABELLA.
Ich habe sie einander Herz an Herz
Umarmen sehn – ein nie erlebter Anblick!
DIEGO.
Und nicht ein Schauspiel bloß, es ging von Herzen,
Denn ihr Geradsinn haßt der Lüge Zwang.
ISABELLA.
Ich seh auch, daß sie zärtlicher Gefühle,
Der schönen Neigung fähig sind, mit Wonne
Entdeck ich, daß sie ehren, was sie lieben.
Der ungebundnen Freiheit wollen sie
Entsagen, nicht dem Zügel des Gesetzes
Entzieht sich ihre brausend wilde Jugend,
Und sittlich selbst blieb ihre Leidenschaft.
– Ich will dirs jetzo gern gestehn, Diego,
Daß ich mit Sorge diesem Augenblick,
Der aufgeschloßnen Blume des Gefühls
Mit banger Furcht entgegensah – Die Liebe
Wird leicht zur Wut in heftigen Naturen.
Wenn in den aufgehäuften Feuerzunder
Des alten Hasses auch noch dieser Blitz,
Der Eifersucht feindselge Flamme schlug –
Mir schaudert, es zu denken – ihr Gefühl,
Das niemals einig war, gerade hier
Zum erstenmal unselig sich begegnet –
Wohl mir! Auch diese donnerschwere Wolke,
Die über mir schwarz drohend niederhing,
Sie führte mir ein Engel still vorüber,
Und leicht nun atmet die befreite Brust.
DIEGO.
Ja, freue deines Werkes dich. Du hast
Mit zartem Sinn und ruhigem Verstand
Vollendet, was der Vater nicht vermochte
Mit aller seiner Herrschermacht – Dein ist
Der Ruhm, doch auch dein Glücksstern ist zu loben!
ISABELLA.
Vieles gelang mir! Viel auch tat das Glück!
Nichts