Gesammelte Dramen: Die Braut von Messina oder die feindlichen Brüder • Die Jungfrau von Orleans • Die Räuber • Die Ve.... Friedrich Schiller
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Читать онлайн книгу Gesammelte Dramen: Die Braut von Messina oder die feindlichen Brüder • Die Jungfrau von Orleans • Die Räuber • Die Ve... - Friedrich Schiller страница 32
Verhüllt zu tragen diese langen Jahre,
Den Mann zu täuschen, den umsichtigsten
Der Menschen, und ins Herz zurückzudrängen
Den Trieb des Bluts, der mächtig wie des Feuers
Verschloßner Gott aus seinen Banden strebte!
DIEGO.
Ein Pfand ist mir des Glückes lange Gunst,
Daß alles sich erfreulich lösen wird.
ISABELLA.
Ich will nicht eher meine Sterne loben,
Bis ich das Ende dieser Taten sah.
Daß mir der böse Genius nicht schlummert,
Erinnert warnend mich der Tochter Flucht.
– Schilt oder lobe meine Tat, Diego!
Doch dem Getreuen will ich nichts verbergen.
Nicht tragen konnt ichs, hier in müßger Ruh
Zu harren des Erfolgs, indes die Söhne
Geschäftig forschen nach der Tochter Spur.
Gehandelt hab auch ich – Wo Menschenkunst
Nicht zureicht, hat der Himmel oft geraten.
DIEGO.
Entdecke mir, was mir zu wissen ziemt.
ISABELLA.
Einsiedelnd auf des Ätna Höhen haust
Ein frommer Klausner, von uralters her
Der Greis genannt des Berges, welcher, näher
Dem Himmel wohnend als der andern Menschen
Tief wandelndes Geschlecht, den irdschen Sinn
In leichter, reiner Ätherluft geläutert
Und von dem Berg der aufgewälzten Jahre
Hinabsieht in das aufgelöste Spiel
Des unverständlich krummgewundnen Lebens.
Nicht fremd ist ihm das Schicksal meines Hauses,
Oft hat der heilge Mann für uns den Himmel
Gefragt und manchen Fluch hinweggebetet.
Zu ihm hinauf gesandt hab ich alsbald
Des raschen Boten jugendliche Kraft,
Daß er mir Kunde von der Tochter gebe,
Und stündlich harr ich dessen Wiederkehr.
DIEGO.
Trügt mich mein Auge nicht, Gebieterin,
So ists derselbe, der dort eilend naht,
Und Lob fürwahr verdient der Emsige!
Bote. Die Vorigen.
ISABELLA.
Sag an und weder Schlimmes hehle mir
Noch Gutes, sondern schöpfe rein die Wahrheit.
Was gab der Greis des Bergs dir zum Bescheide?
BOTE.
Ich soll mich schnell zurückbegeben, war
Die Antwort, die Verlorne sei gefunden.
ISABELLA.
Glückselger Mund, erfreulich Himmelswort,
Stets hast du das Erwünschte mir verkündet!
Und welchem meiner Söhne wars verliehen,
Die Spur zu finden der Verlornen?
BOTE.
Die Tiefverborgne fand dein ältster Sohn.
ISABELLA.
Don Manuel ist es, dem ich sie verdanke!
Ach, stets war dieser mir ein Kind des Segens!
– Hast du dem Greis auch die geweihte Kerze
Gebracht, die zum Geschenk ich ihm gesendet,
Sie anzuzünden seinem Heiligen?
Denn was von Gaben sonst der Menschen Herzen
Erfreut, verschmäht der fromme Gottesdiener.
BOTE.
Die Kerze nahm er schweigend von mir an,
Und zum Altar hintretend, wo die Lampe
Dem Heilgen brannte, zündet' er sie flugs
Dort an, und schnell in Brand steckt' er die Hütte,
Worin er Gott verehrt seit neunzig Jahren.
ISABELLA.
Was sagst du? Welches Schrecknis nennst du mir?
BOTE.
Und dreimal Wehe! Wehe! rufend, stieg er
Herab vom Berg, mir aber winkt' er schweigend,
Ihm nicht zu folgen noch zurückzuschauen.
Und so, gejagt von Grausen, eilt ich her!
ISABELLA.
In neuer Zweifel wogende Bewegung
Und ängstlich schwankende Verworrenheit
Stürzt mich das Widersprechende zurück.
Gefunden sei mir die verlorne Tochter
Von meinem ältsten Sohn Don Manuel?
Die gute Rede kann mir nicht gedeihen,
Begleitet von der unglückselgen Tat.
BOTE.
Blick hinter dich, Gebieterin! Du siehst
Des Klausners Wort erfüllt vor deinen Augen,
Denn alles müßt mich trügen, oder dies
Ist die verlorne Tochter, die du suchst,
Von