Gesammelte Dramen: Die Braut von Messina oder die feindlichen Brüder • Die Jungfrau von Orleans • Die Räuber • Die Ve.... Friedrich Schiller
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Читать онлайн книгу Gesammelte Dramen: Die Braut von Messina oder die feindlichen Brüder • Die Jungfrau von Orleans • Die Räuber • Die Ve... - Friedrich Schiller страница 33
Beatrice wird von dem zweiten Halbchor auf einem Tragsessel gebracht und auf der vordern Bühne niedergesetzt. Sie ist noch ohne Leben und
Bewegung.
Isabella. Diego. Bote. Beatrice. Chor.
CHOR.
Des Herrn Geheiß erfüllend setzen wir
Die Jungfrau hier zu deinen Füßen nieder,
Gebieterin – Also befahl er uns
Zu tun und dir zu melden dieses Wort:
Es sei dein Sohn Don Cesar, der sie sende!
ISABELLA ist mit ausgebreiteten Armen auf sie zugeeilt und tritt mit Schrecken zurück.
O Himmel! Sie ist bleich und ohne Leben!
CHOR.
Sie lebt! Sie wird erwachen! Gönn ihr Zeit,
Von dem Erstaunlichen sich zu erholen,
Das ihre Geister noch gebunden hält.
ISABELLA.
Mein Kind! Kind meiner Schmerzen, meiner Sorgen!
So sehen wir uns wieder! So mußt du
Den Einzug halten in des Vaters Haus!
O laß an meinem Leben mich das deinige
Anzünden! An die mütterliche Brust
Will ich dich pressen, bis vom Todesfrost
Gelöst die warmen Adern wieder schlagen!
Zum Chor.
O sprich! Welch Schreckliches ist hier geschehn?
Wo fandst du sie? Wie kam das teure Kind
In diesen kläglich jammervollen Zustand?
CHOR.
Erfahr es nicht von mir, mein Mund ist stumm.
Dein Sohn Don Cesar wird dir alles deutlich
Verkündigen, denn er ists, der sie sendet.
ISABELLA.
Mein Sohn Don Manuel, so willst du sagen?
CHOR.
Dein Sohn Don Cesar sendet sie dir zu.
ISABELLA zu dem Boten.
Wars nicht Don Manuel, den der Seher nannte?
BOTE.
So ist es, Herrin, das war seine Rede.
ISABELLA.
Welcher es sei, er hat mein Herz erfreut,
Die Tochter dank ich ihm, er sei gesegnet!
O muß ein neidscher Dämon mir die Wonne
Des heiß erflehten Augenblicks verbittern!
Ankämpfen muß ich gegen mein Entzücken!
Die Tochter seh ich in des Vaters Haus,
Sie aber sieht nicht mich, vernimmt mich nicht,
Sie kann der Mutter Freude nicht erwidern.
O öffnet euch, ihr lieben Augenlichter!
Erwärmet euch, ihr Hände! Hebe dich,
Lebloser Busen, und schlage der Lust!
Diego! Das ist meine Tochter – Das
Die lang Verborgne, die Gerettete,
Vor aller Welt kann ich sie jetzt erkennen!
CHOR.
Ein seltsam neues Schrecknis glaub ich ahndend
Vor mir zu sehn, und stehe wundernd, wie
Das Irrsal sich entwirren soll und lösen.
ISABELLA zum Chor, der Bestürzung und Verlegenheit ausdrückt.
O ihr seid undurchdringlich harte Herzen,
Vom ehrnen Harnisch eurer Brust, gleichwie
Von einem schroffen Meeresfelsen, schlägt
Die Freude meines Herzens mir zurück!
Umsonst in diesem ganzen Kreis umher
Späh ich nach einem Auge, das empfindet.
Wo weilen meine Söhne, daß ich Anteil
In einem Auge lese, denn mir ist,
Als ob der Wüste unmitleidge Scharen,
Des Meeres Ungeheuer mich umständen.
DIEGO.
Sie schlägt die Augen auf! Sie regt sich, lebt!
ISABELLA.
Sie lebt! Ihr erster Blick sei auf die Mutter!
DIEGO.
Das Auge schließt sie schaudernd wieder zu.
ISABELLA zum Chor.
Weiche zurück! Sie schreckt der fremde Anblick
CHOR tritt zurück.
Gern meid ichs, ihrem Blicke zu begegnen.
DIEGO.
Mit großen Augen mißt sie staunend dich.
BEATRICE.
Wo bin ich? Diese Züge sollt ich kennen.
ISABELLA.
Langsam kehrt die Besinnung ihr zurück.
DIEGO.
Was macht sie? Auf die Kniee senkt sie sich.
BEATRICE.
O schönes Engelsantlitz meiner Mutter!
ISABELLA.
Kind meines Herzens! Komm in meine Arme!
BEATRICE.
Zu deinen Füßen sieh die Schuldige.